Eine Gruppe von Unternehmen hat Vorschläge für eine strukturelle Reform der Netzentgelte vorgelegt. Der Zuwachs an erneuerbaren Erzeugern, elektrifizierten Verbrauchern im Wärme- und Mobilitätssektor, die Digitalisierung der Netze sowie zahlreiche Netzentgeltprivilegierungen verursachten Kosten, die über die Netzentgelte getragen werden, heißt es in einem Papier, das von neun Unternehmen der neuen Energiewirtschaft unterzeichnet ist. Dazu gehören 1Komma5°, Enpal, Octopus Energy, GPJoule, sonnen, Lumenaza, IBC Solar, Elli und The Mobility House.
Die Diskussion um hohe Strompreise und ihre Folgen schlage sich auch im Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung nieder. Die schwarz-rote Koalition möchte die Strompreise deshalb insbesondere durch eine Bezuschussung der Netzentgelte senken. Die Bundesnetzagentur hat jüngst ein erstes Diskussionspapier für eine grundsätzliche Reform der Netzentgelte veröffentlicht.
„Klar ist: Die derzeitige Netzentgeltsystematik wird den anstehenden Herausforderungen nicht gerecht“, betonen die Unternehmen. Ziel müsse es sein, den Anstieg der Netzentgelte durch strukturelle Reformen so gering wie möglich zu halten. Konkret bedeute dies:
⮚ Eine Netzentgeltsystematik sollte anhand klarer Prinzipien aufgebaut werden, empfehlen die Unternehmen. „Kosteneffizienz, Kostenreflexivität und die Identifikation der Kostentreiber mit Blick auf Ort und Zeit der Netznutzung müssen im Zentrum stehen.“
⮚ Die Debatte dürfe nicht mit häufig assoziierten Zielen vermischt werden: Verteilungsgerechtigkeit sowie die Behandlung spezifischer Technologien oder Kundengruppen müssen möglichst außen vor gelassen werden.
⮚ Ein zukünftiges Netzentgelt sollte drei verschiedene und klar abgrenzbare Kostenblöcke des Netzes bepreisen: Zukunftsinvestitionen sollten durch ein dynamisches Netzentgelt in Euro pro Kilowattstunde (kWh), zeitlich und örtlich variabel bepreist werden, um die richtigen Anreize zu setzen. Netzbetriebskosten sollten bestmöglich ihren Verursachern zugeordnet werden (z.B. Stromverluste in Euro pro kWh). Historische Kosten/Residualkosten können, wenn nötig, über einen zeitlich variablen Anschlusspreis in Euro pro Kilowatt bepreist werden.
⮚ Für eine möglichst starke Anreizwirkung müssten die Residualkosten so gering wie möglich gehalten werden. Zuschüsse aus dem Bundeshaushalt sollten ausschließlich hierfür verwendet werden.
⮚ Wer durch sein Verhalten das Netz entlastet, sollte honoriert werden (Flexibilität und negative Netzentgelte).
⮚ Die Netzentgeltsystematik sollte Netzdienlichkeit in einem Level-Playing-Field durch ein dynamisches Netzentgelt anreizen. „Dies darf nicht durch Privilegierungen einzelner Verbraucher verzerrt werden.“