Der Windkraftanlagenhersteller Nordex blickt optimistisch in das Geschäftsjahr 2019. Der Auftragsbestand hat sich zum Jahresende 2018 mehr als verdoppelt. Die Erweiterung der Produktpalette um die leistungsstarke 5-MW-Turbine N149/5.X dürfte das Geschäft zudem weiter beleben. Welche Chancen das Unternehmen noch für sich erkennt, verrät ein Blick in den Geschäftsbericht.
Die Nordex Group zeigte sich bei der Vorstellung der Prognose für das Jahr 2019 überaus optimistisch, ein deutliches Umsatzwachstum erzielen zu können. Für das laufende Geschäftsjahr geht das Unternehmen von einem Konzernumsatz von 3,2 bis 3,5 Mrd. € aus. Die Ebitda-Marge wird in einer Bandbreite von 3,0 bis 5,0 Prozent erwartet. Die Annahme basiert nicht zuletzt auf dem gestiegenen Auftragsbestand für neue Windenergieanlagen zum Jahresende 2018 auf 3,9 Mrd. € (Ende 2017: 1,7 Mrd. €).
Mit dem jetzt vorgelegten Jahresabschluss 2018 bestätigt das Unternehmen zugleich die im Februar veröffentlichen vorläufigen Ergebnisse. Der Konzernumsatz lag bei 2,46 Mrd. € (2017: 3,08 Mrd €), die Ebitda-Marge bei 4,1 Prozent (2017: 6,5 Prozent). Die Working-Capital-Quote verbesserte sich deutlich von 5,3 Prozent im Vorjahr auf minus 3,8 Prozent Ende 2018. Die Investitionen beliefen sich erwartungsgemäß auf 112,9 Mio. € (2017: 144,3 Mio. €). Damit erreichte Nordex einen positiven Free Cashflow in Höhe von 44,0 Mio. € (2017: -54,7 Mio. €). Die Ergebnisse des ersten Quartals 2019 sollen am 14. Mai 2019 vorgestellt werden.
Im Jahr 2018 installierte die Nordex Group 828 Windenergieanlagen (WEA) mit einer Gesamtleistung von 2,5 GW in 17 Ländern. Das Segment Service steigerte den Umsatz um neun Prozent auf 342,6 Mio. € (2017: 314,8 Mio. €) und steuerte damit 14 Prozent zum Gesamtumsatz bei. Insgesamt betreute Nordex zum Jahresende mehr als 7.500 WEA mit einer Leistung von insgesamt 18,5 GW über langjährige Serviceverträge. Der Auftragsbestand im Segment Service erhöhte sich um 12 Prozent auf 2,22 Mrd. € (Ende 2017: 1,98 Mrd. €).
Nordex steigt mit der N149/5.X in die 5-MW-Klasse ein
Grund zu Optimismus geben „gut gefüllte Auftragsbücher“ allein jedoch nicht. Durch harte Preiskämpfe im letzten Jahr konnte auch ein solider Auftragsbestand den Wettbewerbsdruck nicht lindern. Die Erweiterung ihres Produktportfolios um eine Multi-Megawattanlage in der 5-MW-Klasse dürfte Nordex jedoch weitere Chancen im Markt eröffnen. Die neue N149/5.X, die ab 2021 in Serienproduktion gehen soll, ist nach der N149/4.0-4.5 und der N133/4.8 die dritte Turbinenvariante der Delta4000-Produktserie. Die neue Turbine ist für Mittel- und Schwachwindgebiete ausgelegt. Zielmärkte der N149/5.X seien neben den klassischen Kernmärkten in Europa auch globale Wachstumsregionen, wie beispielsweise Südafrika, Australien oder Südamerika.
Um die hohen Leistungen im 5-MW-Bereich zu erreichen, setzt Nordex auf ein neues leistungsstärkeres Getriebe und skaliert das elektrische System der Delta4000-Produktserie hoch. Das System mit doppelt gespeistem Asynchrongenerator und Teilumrichter bleibe somit erhalten. Bei der N149/5.X kommt ebenfalls das Rotorblatt der N149/4.0-4.5 zum Einsatz, wodurch die Modularität der Delta4000 Produktserie weiter erhöht werden soll. Auch die äußeren Abmessungen des Maschinenhauses sollen unverändert bleiben, um Logistik- und Installationsprozesse wie bisher zu nutzen zu können.
Zu den weiteren Features der N149/5.X zählen unter anderem unterschiedliche Schallmodi. So kann die Anlage mit einem niedrigen Schallwert von 104.8dB(A) betrieben werden und erreicht dabei dennoch eine Leistung von 5,5 MW. Zudem werden unterschiedliche Turmvarianten angeboten – je nach Markt bis zu einer Höhe von 164 Metern. Eine Kaltklimavariante für den Betrieb bis -30 C sowie ein Anti-Icing-System für Rotorblätter gehören ebenfalls zu den Optionen für die Turbine.
Neues Wachstumspotenzial durch Corporate PPA
Im Geschäftsbericht des Jahres 2018 verweist das Unternehmen auf einen weiteren – weniger offensichtlichen – Aspekt, der neues Wachstumspotenzial verspricht: Corporate Power Purchase Agreements. Die Nordex Group erkennt eigenen Angaben zufolge einen sich verstärkenden Trend hin zu diesem für erneuerbare Energien-Anlagen noch jungen Vermarktungsinstrument und geht erstmalig in einem Geschäftsbericht auch auf PPAs ein.
Demnach sieht sich Nordex aufgrund ihrer globalen Aufstellung in der Lage, ihre Kunden in die jeweiligen Märkte zu begleiten und dort Projekte zu realisieren und den Service der Anlagen zu gewährleisten. Vor diesem Hintergrund bewertet Nordex Corporate Power Purchase Agreements als Chance für weiteres Wachstum.