3 Blockchain-Projekte von Verbund und Salzburg AG zu Stromgroßhandel und Mieterstrom

Die österreichischen Versorger Verbund und Salzburg AG bringen gleich mehrere Blockchain-Projekte auf den Weg, die hier kurz dargstellt sind.

1. Pilotprojekt Stromgroßhandel: Peer-to-Peer Trading über Blockchain Teilnehmer aus Österreich

Der Strom- und Gasgroßhandel ist einer der bisher konkretesten Anwendungsfälle der Blockchain-Technologie. Gemeinsam mit dem Stromhandelssoftware-Anbieter arbeiten Verbund und Salzburg AG in einem internationalen Konsortium an einer Peer-to-Peer Lösung für den Einsatz im Strom-Großhandel.

„Da die Abwicklung der Transaktionen ohne Intermediäre, also ohne Broker erfolgt, werden die Kosten gesenkt, was gleichzeitig neue, kleinere Player in den Markt bringt und die Liquidität des Strom-Handelsmarktes erhöht“, heißt es seitens der Unternehmen. Prozesse wie Fahrplanmeldung oder Confirmation Matching sind weiterführende potenzielle Anwendungsfälle.

Mittlerweile mehr als 30 Unternehmen beteiligt

Die erste Version des Piloten ist seit Anfang Oktober 2017 verfügbar, der Teilnehmerkreis hat sich international mittlerweile auf über 30 Unternehmen erhöht. Das Pilotprojekt läuft voraussichtlich bis Frühjahr 2018.

2. Pilotprojekt Mieterstrom: Abbildung von Strombezugsrechten

Die im Juni 2016 beschlossene Novellierung des Elwog (Elektrizitätswirtschafts- und -organisationsgesetz) ermöglicht die Installation von PV Anlagen auf Mehrparteienhäusern in Verbindung mit der Stromnutzung durch einzelne Hausbewohner. Der Einsatz der Blockchain soll hier Kosteneinsparungen „bei gleichzeitig besserem Kundenerlebnis“ ermöglichen, heißt es.

Technologiepartner im Mieterstrom-Pilotprojekt ist die FH Salzburg. Die Lösung beinhaltet ein Blockchain-Mining mit einem kleinen Blockchain-Rechner direkt beim Wohnungsmieter oder -eigentümer. Damit geht die Übertragung der vollständigen Datenhoheit über die prozentualen Bezugsrechte vom Netzbetreiber hin zum Wohnungsmieter.

Verrechnung über Datenschnappschüsse aus der Blockchain

Zur Verrechnung des Stromverbrauchs erstellt der Netzbetreiber Datenschnappschüsse aus der Blockchain und bringt die durch Photovoltaik-Anlagen erzeugte Energie – im Ausmaß der dem einzelnen Hausbewohner zugewiesenen prozentuellen Blockchainanteile – in Abzug. Die Inbetriebnahme des Piloten wird im ersten Quartal 2018 erwartet, danach erfolgt der Probetrieb und die Auswertung der Ergebnisse bis Ende 2018.

3. Pilotprojekt Mieterstrom: App zur Steigerung des Eigenverbrauchs

Um den Eigenverbrauch im Rahmen einer Mieterstrom-Lösung zu steigern, wird gemeinsam mit dem Wiener Start-up Grid Singularity eine App entwickelt, die es den Wohnungsmietern bzw. -eigentümern ermöglicht, miteinander Strom zu handeln und die wichtigsten Informationen zu ihrem geteilten Energiesystem live mitzuverfolgen.

Der Kunde kann mit der App selber steuern, welche Strommengen, die über die Solaranalagen am Gebäudedach selbst erzeugt wurden, er nutzen möchte und welche er am Haus-internen Strommarkt kaufen und verkaufen möchte. Während des Urlaubs könnte ein Wohnungsmieter zum Beispiel seine PV-Erzeugung seinem Nachbarn übertragen. Auch Ladevorgänge für das E-Fahrzeug oder für die Gebäudebatterie zum Puffern von erzeugtem Überschuss-Strom können über die App optimal gesteuert werden.

Blockchain-App zielt auf Maximierung des Eigenverbrauchs ab

Ziel der Blockchain-App ist die Maximierung des Eigenverbrauchs innerhalb des Hauses. Dadurch kann selbst erzeugter Strom, der ansonsten nur zu geringeren Einspeisetarifen an das Netz verkauft werden würde, selber im Haus verbraucht bzw. gespeichert werden und der teurere Strombezug aus dem Netz verringert werden.

Die eingesetzte Blockchain-Technologie basiert auf einem „Proof-of-Authority“-Algorithmus, der energieeffiziente Blockchains bei weiterhin hoher Informationssicherheit ermögliche. Die Inbetriebnahme des Piloten wird nach den derzeit laufenden Vorbereitungs-Arbeiten im ersten Quartal 2018 erfolgen, danach erfolgt der Probetrieb und die Auswertung der Ergebnisse bis Ende 2018.

Blockchain in der Energiewirtschaft: Immer mehr Pilotprojekte gehen an den Start