Mehr als 500 Wissenschaftler haben die Europäische Union und die USA aufgefordert, auf die Verbrennung von Holz zur Energiegewinnung zu verzichten. Dies gefährde Klima- und Artenschutzziele, heißt es in einem offenen Brief an EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und US-Präsident Joe Biden, der am 11. Februar veröffentlicht wurde. Zu den Unterzeichnern gehören neben Forschern von Harvard, Stanford und der Universität Oxford auch Wissenschaftler aus Deutschland etwa vom Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung, der Humboldt-Universität Berlin und der Universität Göttingen.
„Die Europäische Union muss damit aufhören, das Verbrennen von Biomasse in ihren Standards für erneuerbare Energien als klimaneutral zu behandeln“, verlangen die Forscher. Regierungen müssten entsprechend Subventionen und andere Anreize für eine Energiegewinnung durch Holz abschaffen. In den vergangenen Jahren seien ganze Bäume oder große Teile des Stammholzes zur Energiegewinnung genutzt und so Kohlenstoff freigesetzt worden, der sonst in Wäldern gespeichert worden wäre. Dies durch Wiederaufforstung auszugleichen koste Zeit, die die Welt nicht habe, um den Klimawandel aufzuhalten – selbst wenn fossile Energieträger wie Kohle, Öl oder Gas mit Energie aus Holz ersetzt würden.
Fachverband Holzenergie kritisiert undifferenziertes Bild
Der Fachverband Holzenergie kritisiert das undifferenzierte Bild, das die Wissenschaftler zeichnen. „Die Kampagnen, die sich auf europäischer Ebene gegen die Biomassenutzung wenden, zielen auf forstwirtschaftliche Praktiken, die in Deutschland keine Anwendung finden“, schreibt der Verband in einer Stellungnahme. „Wir bewirtschaften unsere Wälder in Deutschland nach höchsten Nachhaltigkeitstandards, wobei immer weniger Holz entnommen wird als nachwächst. Tatsächlich nimmt die Menge an Holz in Deutschland pro Hektar kontinuierlich zu – heute sind es sechs Prozent mehr als 2012“. Die Nutzung von Restholzsortimenten in der Holzenergie leisteten dabei einen nachhaltigen Beitrag zu den deutschen Klimaschutzzielen, wie auch zur regionalen Wertschöpfung.
Zudem verweist der Fachverband Holzenergie auf den aktuellen JRC Report der Europäischen Kommission. Darin macht das Joint Research Center (JRC) deutlich, dass die EU nur von einer Klimaneutralität der Holzenergienutzung ausgeht, wenn die Emissionen durch zusätzliches Waldwachstum kompensiert werden (EUWID 06/2021). Zudem empfiehlt das JRC Bewirtschaftungspfade zur Gewinnung von Biomasse für die energetische Nutzung, die sowohl Vorteile für die Biodiversität als auch für das Klima bringen (Win-Win-Szenarien). „Wie bereits der JRC Report der Europäischen Kommission herausstellt, ist Holzenergie ein sehr breites Feld“, schreibt der Fachverband Holzenergie. „Insbesondere in Deutschland beruht die Holzenergie in großen Teilen auf Alt-, Industrie-, Waldrest- und Landschaftspflegeholz. Also genau auf den Energieholzsortimente, die der Kommissionsreport als klare Win-Win Szenarien identifiziert.“
Der Originalbrief „Letter Regarding Use of Forests for Bioenergy“ vom 11. Februar 2021 steht unter http://link.euwid.de/0q2zy zur Verfügung. (EUWID/dpa)
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