Einen Vertrag zur Errichtung einer Power-to-Heat (PtH)-Anlage mit einer Leistung von 20 MW haben die Stadtwerke Erfurt (SWE) und der Stromübertragungsnetzbetreiber 50Hertz geschlossen. Die Anlage soll am Standort des Gas- und Dampfturbinen-Kraftwerks (GuD) Erfurt-Ost bis Ende dieses Jahres errichtet werden.
Wenn die Windparks im Nordosten Deutschlands aufgrund von Starkwind viel Strom erzeugen und dieser nicht vollständig vor Ort verbraucht bzw. weitertransportiert werden kann, müssen Windräder aktuell zum Schutz der Stromleitungen und Umspannwerke vor Überlastung abgeregelt werden. Um dies zu vermeiden, kann der Strom umgelenkt werden in einen Elektrodenkessel, wie er jetzt in Erfurt errichtet wird. Darin wird Wasser wie bei einem elektrischen Wasserkocher im Haushalt elektrisch erhitzt und dann in einem Wärmespeicher zwischengelagert.
Der Transport der Wärme zu den Privat- und Unternehmenskunden der SWE erfolgt über das 180 Kilometer lange Fernwärmenetz der Thüringer Landeshauptstadt Erfurt. Während der Elektrodenkessel in Betrieb ist macht das gasbetriebene Heizkraftwerk Pause. „Somit entsteht ein doppelter Nutzen: Erneuerbare Energien werden besser ausgenutzt und zusätzlich wird die Verbrennung fossiler Brennstoffe reduziert“, heißt es in einer gemeinsamen Mitteilung der Unternehmen. „Power-to-Heat ist eine von mehreren Erzeugungsstrategien, die die Stadtwerke Erfurt zur Transformation hin zu grüner Fernwärme nutzen werden“, sagt Karel Schweng, Geschäftsführer der SWE Energie GmbH.
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Das Prinzip „Nutzen statt Abregeln“ sei volkswirtschaftlich und ökologisch sinnvoll, weil das Potenzial der Erneuerbaren Energien dadurch besser ausgeschöpft wird, erläutert Dirk Biermann, Geschäftsführer Märkte und Systembetrieb von 50Hertz. „In Erfurt entsteht die neunte PtH-Anlage, die Stadtwerke oder andere regionale Energieversorger in Kooperation mit 50Hertz errichten“, führt Biermann aus. Insgesamt stehe der Systemführung von 50Hertz damit in naher Zukunft ein Gesamtpotenzial von rund 200 MW zur Verfügung, um Netzengpässe zu entschärfen und zugleich Strom aus Windkraftanlagen ins Gesamtsystem zu integrieren. Langfristig sei gleichwohl ein Vielfaches an PtH-Leistung erforderlich, um die Fernwärmenetze klimafreundlich zu machen. „Dafür muss der Gesetzgeber jedoch die entsprechenden regulatorischen Rahmenbedingungen schaffen.“
Die Kooperation zwischen den SWE und 50Hertz beruht auf einer Regelung im Energiewirtschaftsgesetz (EnWG), die Ende 2023 ausläuft. Aufgrund dieser Regelung können Übertragungsnetzbetreiber die Kosten für die Errichtung von PtH-Anlagen übernehmen, wenn dadurch kostengünstig und effizient Netzengpässe beseitigt werden. Das ist in Erfurt der Fall, weshalb 50Hertz die Investitionen in die Anlage in Höhe von rund acht Mio. € übernimmt. Weitere PtH-Kooperationen hat 50Hertz mit Fernwärmebetreibern in Hamburg, Rostock, Neubrandenburg, Stralsund, Parchim und Halle abgeschlossen. In Wedel bei Hamburg geht in Kürze die mit 80 MW Leistung größte Anlage in Betrieb.
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