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Abwärmenutzung: Gasbedarf für Karlsruher Fernwärmeversorgung sinkt

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Die Fernwärmeversorgung in Deutschland ist noch immer stark von fossilen Energieträgern geprägt. Doch die Zahl von Projekten, die Alternativen nutzen, um die Versorgungssysteme zu dekarbonisieren, wächst deutlich (vgl. hierzu auch den Überblick in unten angefügtem „Blickpunkt“ der ContextCrew). Dabei steht neben Lösungen wie Biomasse, Großwärmepumpen, Geothermie oder Solarthermie auch die Nutzung der unvermeidbaren industriellen Abwärme im Fokus. Die Stadtwerke Karlsruhe melden hier nun einen weiteren Fortschritt: Die Installationsarbeiten an der neuen Fernwärme-Verbindungsleitung vom Betriebsgelände der Papierfabrik Stora Enso Maxau GmbH (SEM) an die von der Raffinerie MiRO kommende Fernwärme-Transportleitung sind abgeschlossen. Nach zweijähriger Bauzeit fließt ab jetzt Wärme aus dem Industriekraftwerk der Papierfabrik in das Karlsruher Fernwärmenetz. (Beitragsbild: Stadtwerke-Geschäftsführer Michael Homann und Joachim Grünewald, Geschäftsführer der Stora Enso Maxau GmbH; Bildquelle: Stadtwerke Karlsruhe)

Die „Kalt“-Inbetriebnahme der Heizkreisläufe gelang „trotz einiger technischer Herausforderungen“ zum Jahresende, berichten die Stadtwerke Karlsruhe. Die jährlich von der SEM zur Verfügung gestellte Wärmemenge wird mit rund 50 GWh prognostiziert. Rechnet man die Einspeisemenge auf Haushalte um, so reicht das, um jährlich rund 5.000 Karlsruher Haushalte mit Fernwärme zu versorgen. Die damit verbundene zusätzliche CO₂-Einsparung betrage rund 11.500 Tonnen CO2 pro Jahr.

Zur Versorgung der Papierfabrik mit Prozessdampf und elektrischer Energie hat die SEM einen Wirbelschichtkessel, der zu über 80 Prozent mit Biomasse betrieben wird, mit zugehörigen Dampfturbinen in Betrieb. Die Turbinen werden im kombinierten Kraft-Wärme-Kopplungs-(KWK-) und Kondensationsbetrieb eingesetzt. Durch den Bau einer neuen, hocheffizienten Turbine ergab sich ein weiteres KWK-Potential von rund 40 Tonnen Dampf pro Stunde, das die Partner Stora Enso Maxau und Stadtwerke Karlsruhe nun für die Fernwärmeversorgung nutzen.

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Die Karlsruher Fernwärme stammt nach Angaben der Stadtwerke bereits heute zu rund 90 Prozent aus industrieller Prozessabwärme und aus Abwärme der Stromerzeugung in Kraft-Wärme-Kopplung. Hauptlieferanten sind MiRO und das Rheinhafen-Dampfkraftwerk der Energie Baden-Württemberg AG (EnBW) – und nun auch die Stora Enso Maxau. Aus allen drei Anlagen wird Abwärme für die Fernwärmeversorgung genutzt, die sonst verloren ginge. Nur wenn die Liefermengen aus den Anlagen nicht ausreichen, erzeugen die Stadtwerke selbst mit einem Heizkraftwerk und zwei Heizwerken Wärme. Für diese Art der Fernwärme-Herstellung benötigen die Stadtwerke fossiles Erdgas. Durch die Anbindung von Stora Enso Maxau wird sich der Teil der eigens mit Erdgas produzierten Wärme entsprechend reduzieren.

Bezuschusst werden die bei der Stora Enso Maxau GmbH notwendigen Maßnahmen des gemeinsamen Vorhabens mit rund 1,3 Mio. € aus Mitteln der Europäischen Union (React-EU). Ausgezahlt wird der Zuschuss über das EFRE-Programm Baden-Württemberg 2014-2020 für regionale Entwicklung, dessen Leitmotiv „Innovation und Energiewende“ ist. Die Gesamtkosten der Maßnahmen bei Stora Enso Maxau liegen bei 2,7 Mio. €.

Kontext zum Thema grüne Fernwärme:

Im Blickpunkt: Grüne Fernwärme

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