Nach Beobachtungen des Geschäftsführers des Photovoltaik-Handelsplatzes pvXchange, Martin Schachinger, verdichten sich aktuell die Anzeichen, dass der PV-Markt auf eine Jahresendrallye zusteuert.
Betrachtet man nur die Preise, scheine allerdings alles noch ruhig zu sein. „Die Preispunkte aller Modultechnologien pendeln seit Monaten jeweils um eine Unterstützungslinie herum, ohne diese dauerhaft zu durchbrechen“, führt Schachinger aus. Gegenwärtig werde der Markt noch gut mit monokristallinen Modulen höherer Effizienz versorgt, nur polykristalline „Mainstream“-Module fänden immer seltener ihren Weg nach Europa. Die zur Zeit noch ausgeglichene Marktstruktur könnte aber kippen.
In der kürzlich in China durchgeführten Auktion habe es Zuschläge für fast 4.000 Anlagen mit einer Gesamtleistung von etwa 22,7 GW gegeben. Gleichzeitig wurden die für 2019 im Reich der Mitte prognostizierten Zubauzahlen auf rund 40 Gigawatt angehoben. Aber auch in Europa bewege sich einiges: Italien wird Ende September ebenfalls eine erste Ausschreibung mit etwa 500 MW Photovoltaik-Leistung durchführen, drei weitere sind für 2020 geplant.
Trendforce: Weltweite Modulnachfrage steigt 2019 um 20 Prozent auf 120 GW
Trendforce erwartet für 2019 eine weltweite Modulnachfrage von mehr als 120 Gigawatt, was einem Anstieg von 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr entsprechen würde. In Europa werden die Installationszahlen von 11,9 GW in 2018 auf 18 bis 21 GW in 2019 steigen, zitiert der pvXchange-Geschäftsführer die Analysten – das wäre ein Zuwachs von 50 Prozent oder sogar noch mehr. 2020 sollen es dann sogar 24 bis 30 Gigawatt sein. Neben Europa gibt es auch in anderen Regionen der Welt aufstrebende Märkte, etwa in Südamerika, dem Mittleren Osten und Afrika, wo jeweils mindestens zwei bis drei Länder einen Zubau im Gigawatt-Maßstab erreichen könnten.
Photovoltaikausschreibungen und Einspeisetarife für dezentrale Energieerzeugung seien nach wie vor die Motoren für die Errichtung neuer Solaranlagen in Europa. „Außerhalb der staatlichen Programme nimmt jedoch der Markt für förderungsfreie Solarprojekte in Ländern wie Spanien, Großbritannien, Italien, Portugal, Deutschland und sogar Dänemark, Bulgarien und Griechenland weiter Fahrt auf“, führt Schachinger weiter aus. Allein Spanien verfüge über eine Projektpipeline von geschätzten 10 GW, zusätzlich zu den 3,9 GW an noch nicht realisierten Photovoltaikanlagen, die Zuschläge bereits in den Auktionen von 2017 bekommen haben und bis Ende 2019 gebaut werden müssen.
Spanischer Markt für Photovoltaik wieder auf deutlichem Wachstumskurs
Das jüngste königliche Dekret vom 5. April 2019 habe auch eine verbraucherfreundliche Regulierung der Eigenverbrauchsanlagen gebracht. Die überschüssige Energie kann in Spanien ab sofort ins Netz eingespeist werden und eine faire Vergütung bezogen werden. Laut dem Branchenverband SolarPower Europe werden auf der iberischen Halbinsel bis 2023 etwa 19,5 GW zusätzlich errichtet. Damit gehört Spanien im Hinblick auf die Expansionsprognose wieder zu den 15 führenden Photovoltaikmärkten weltweit.
Auch in den Niederlanden gab es im letzten Jahr einen nicht unbeträchtlichen Zubau – es wurden insgesamt 1,4 GW neue Photovoltaik-Leistung installiert. In diesem Jahr soll der niederländische Solarmarkt auf mehr als 2 Gigawatt wachsen, was angesichts der Größe des Gesamtmarktes beachtlich ist. Darüber hinaus gibt es noch bis zu 7 Gigawatt genehmigter Solarprojekte, die innerhalb der nächsten drei bis vier Jahre realisiert werden sollen.
Verfügbarkeit von Modulen könnte sich schon bald verschlechtern
Im Vergleich dazu ist die Entwicklung in Deutschland „geradezu gemächlich“, betont Schachinger. Hoffnung mache der Druck, den die Fridays-For-Future-Bewegung ausübe. Für September haben das Klimakabinett und die Kanzlerin immerhin eine ganze Reihe neuer Gesetzesentwürfe angekündigt, die den Klimaschutz betreffen sollen.
Ungeachtet der aktuellen Ruhe sei jetzt der richtige Zeitpunkt, um PV-Module zu erwerben, Konditionen zu verhandeln und Verträge zu schließen, empfiehlt Schachinger. Bald schon könnte sich die Verfügbarkeit von Modulen deutlich verschlechtern.
Low-Cost-Ware seit Jahresbeginn um mehr als zehn Prozent teurer geworden
Die Preisentwicklung im Juli zeigt einen leichten Rückgang in den Modulsegmenten „High Efficiency“ (0,33 €/Watt peak) und Mainstream (0,27 €/Wp), die Preise für „All Black“-Module sind – gemessen an den durchschnittlichen Angebotspreisen auf dem europäischen Spotmarkt für verzollte Ware – mit 0,34 €/Wp auf dem Juni-Niveau verblieben. Ein Anstieg zeigt sich bei Low-Cost-Ware, die im Juli mit 0,20 €/Wp schon mehr als zehn Prozent teurer angeboten wird als zum Jahresstart.
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