Lange Zeit hatte Solarworld in einem wirtschaftlich herausfordernden Umfeld für Photovoltaik-Modulhersteller um ein eigenbestimmtes Handeln gekämpft – im Mai 2017 folgte dennoch der Gang zum Insolvenzgericht. Nun hat es auch die in der Folge der Insolvenz der AG entstandene Solarworld Industries GmbH erwischt. Nach einer Mitteilung des Unternehmens ist vor dem Amtsgericht Bonn ein Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt worden.
Das Unternehmen reagiere mit dem Schritt unter anderem auf weiter gesunkene Preise und das von der EU-Kommission beabsichtigte Auslaufen der Antidumpingmaßnahmen gegen Solarimporte aus China, heißt es. Das Insolvenzverfahren läuft unter dem Aktenzeichen 99 IN 48/18. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter wurde Rechtsanwalt Christoph Niering bestellt, der Erfahrungen in der Betreuung von insolventen Solarfirmen besitzt. Niering war 2016 als Insolvenzverwalter für abakus solar tätig.
Verfügungen über Vermögensgegenstände nur noch mit Zustimmung des vorläufigen Insolvenzverwalters
Laut Solarworld führt Niering nunmehr gemeinsam mit Geschäftsführer Frank Asbeck das operative Geschäft der Solarworld Industries GmbH einschließlich der vier ausländischen Vertriebsgesellschaften. Wie das Amtsgericht Bonn mitteilt, sind Verfügungen über Gegenstände des Vermögens von Solarworld Industries im Zuge des Verfahrens nur noch mit Zustimmung des vorläufigen Insolvenzverwalters wirksam. Der vorläufige Insolvenzverwalter wird ermächtigt, Bankguthaben und sonstige Forderungen der Schuldnerin einzuziehen sowie eingehende Gelder entgegenzunehmen.
Solarworld Industries beschäftigt 570 Mitarbeiter am Hauptsitz in Bonn und an den Fertigungsstandorten Freiberg (Sachsen) und Arnstadt (Thüringen). Am Standort Arnstadt werden Vorprodukte gefertigt und am Standort Freiberg findet die Endmontage der Solarmodule statt. Die Verwaltung und die ausländischen Vertriebsaktivitäten werden über die Zentrale in Bonn gesteuert.Solarworld Industries hatte die deutschen Produktions- und Vertriebsaktivitäten der insolventen Solarworld AG erst im August 2017 übernommen.
Strafzölle auf chinesische Solarimporte seit 2013
Solarworld klagte wiederholt über Dumping von Seiten chinesischer Hersteller, die ihre Waren auf den europäischen Märkten unter Herstellungskosten angeboten hätten. In der Folge reagierte auch die Europäische Union und erhebt seit 2013 Schutzzölle auf Importe aus China, wenn bestimmte Mindestpreise nicht eingehalten werden. Für viele Akteure in der Solarbranche sind die Zölle aber eher ein Ärgernis, da Photovoltaikprojekte entsprechend teurer werden, als sie sein könnten.