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Energiewoche 23/2024

Bioenergie und CCS: Perspektiven, Grenzen und Geschäftsmodelle

Das Bundeskabinett hat die Carbon Management Strategie verabschiedet und damit den Weg frei gemacht für die umstrittene Technologie zur Abscheidung und Abspeicherung von Kohlendioxid (CCS). Angesichts der wachsenden Zeitnot beim Kampf gegen die schlimmsten Klimaveränderungen gibt es aber nicht wenige Experten, die CCS für ein notweniges zusätzliches Instrument halten, um das CO2-Emissionslevel schnell abzusenken. In Verbindung mit der Bioenergie (BECCS) könnten aus Sicht der Befürworter sogar deutlich negative Treibhausgasemissionen erreicht werden.

Der Titel der Ausgabe 23.2024 von ContextCrew Neue Energie geht der Fragestellung nach, welche Chancen und Grenzen BECCS in Deutschland und Europa haben könnte. Klar ist, dass CCS kein Freibrief bei der Beschaffung von Biomasse ist, sie muss auch bei einer nachgelagerten Einspeicherung oder Nutzung des Kohlendioxids aus nachhaltigen Quellen stammen – und bleibt damit knapp. Mit Blick auf die Formulierung eines Geschäftsmodells für BECCS gibt es noch viele weitere Fragen zu klären. So steht BECCS bei flexibel betriebenen Biomasseanlagen ähnlichen Problemen gegenüber wie Elektrolyseure, die nur in Phasen von „zu viel“ Strom im Netz eingesetzt werden sollen: Die Fixkosten verteilen sich auf wenige produktive Stunden und sind damit hoch.

Spannend sind Deals, wie sie jüngst von Microsoft mit Stockholm Exergi und Ørsted geschlossen wurden. Anfang Mai gab Stockholm Exergi bekannt, dass das Unternehmen einen Vertrag mit Microsoft über die Abnahme von 3,33 Mio. Tonnen dauerhaft entferntes CO2 auf der Basis von BECCS unterzeichnet hat. Die Vereinbarung stelle den weltweit größten Vertrag über permanente CO2-Entfernungen dar. Die Lieferung der CO2-Entfernungszertifikate an Microsoft soll 2028 beginnen und über einen Zeitraum von zehn Jahren fortgesetzt werden.

Spannend ist auch, wie sich die Märkte für Herkunftsnachweise von Strom aus erneuerbaren Energien entwickeln werden. Wir haben uns zu diesem Thema mit Björn Maier, Senior Portfolio Manager im Handelsbereich des Karlsruher Energiekonzerns EnBW, unterhalten. Sowohl auf der Angebots- als auch auf der Nachfrageseits gebe es sehr viele Einflussfaktoren und Unsicherheiten bzgl. der zukünftigen Entwicklung der HKN-Preise für Herkunftsnachweise. Kurzfristig seien immer starke Volatilitäten möglich.