Bei einer Pressekonferenz des Fachverbands Biogas wurde am vergangenen Donnerstag die Dringlichkeit deutlich, wenn ein Rückbau von Bestandsanlagen verhindert werden soll. Die Branche fordert politische Rückendeckung, damit der Biogasanlagenpark seine Rolle als wichtige Flexibilität für das regenerative Energiesystem spielen kann. Notwendig sind nach Wahrnehmung der Biogasbranche vor allem die Erhöhung des Ausschreibungsvolumens und des Flexibilitätszuschlags. Ermutigendes Zeichen ist die Festlegung des Höchstwerts für die kommenden Ausschreibungsrunden durch die Bundesnetzagentur, die eine Erhöhung des Vergütung für Neuanlagen vorsieht. Für die Bestandsanlagen bleibt indes viel zu tun.
Die starken Biogasjahrgänge 2004 und 2005 stehen vor dem Ende der EEG-Förderung. Viele Anlagen werden ohne Förderung nicht weiterbetrieben werden können. Eine Unterstützung könnte gleichwohl gesellschaftlich gut begründbar sein, wenn die Anlagen Residuallast für die dargebotsabhängige Wind- und Solarstromerzeugung anbieten. Dies sei deutlich günstiger als eine „H2-ready“-Lösung, die den Neubau von Kraftwerken erfordert, betont die Branche. Und: Eine Vervierfachung der installierten Leistung würde nicht zu einem Anstieg der erforderlichen Substratmenge führen, da eben nicht mehr die „Grundlast“ bedient würde. Der Titel von ContextCrew Neue Energie 9.2024 beleuchtet die Hintergründe der „Option Biogas“ als Flexibilitätsanker.
Der Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE) fordert seit Langem, dass die heimische Biogaserzeugung eine zentrale Rolle bei der Ausformulierung der Kraftwerksstrategie spielt. Bislang ist das nicht der Fall. Erste Schritte in Richtung einer dezentralen erneuerbaren Gesamtlösung liest der BEE immerhin aus den jüngst bekannt gewordenen Details zur Kraftwerksstrategie heraus. „Die bisherigen Überlegungen müssen jetzt unter Einbeziehung der Überlegungen zum zukünftigen Strommarkt zu einer Flexiblitätsstrategie weiterentwickelt werden“, sagt BEE-Präsidentin Simone Peter. „Das Rückgrat des Energiesystems der Zukunft sollte ein Erneuerbares Back-up sein. Bioenergie, Wasserkraft und Geothermie sowie Speicher und dezentrale PtX-Lösungen sind günstiger als irgendwann Wasserstoff-ready-Kraftwerke.“
Fragen zur Finanzierung der Transformation stellen sich mit Blick auf Wasserstoff nicht nur hinsichtlich neuer Kraftwerke, sondern auch bezüglich des Netzes. Hier haben Experten im Energieausschuss des Bundestags ihren Zweifeln Ausdruck verliehen. Die Fernleitungsnetzbetreiber (FNB) Gas seien bereit, ein angemessenes Risiko hinsichtlich der Finanzierung des Kernnetzes zu tragen, sagte Geschäftsführerin Barbara Fischer. in der Anhörung. Aber die Risiken seien für die Netzbetreiber „erheblich“, so die Expertin, die auf Vorschlag der SPD-Fraktion als Sachverständige sprach. Durch die staatliche Absicherung würden zwar einige davon abgemildert, aber vor allem der vorgesehene Selbstbehalt der Netzbetreiber stelle aus Investorensicht eine zusätzliche Risikokomponente dar.
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