Eigentlich sind es beeindruckende Zahlen, die man auch bei der Photovoltaik in ähnlicher Weise beobachtet: Die EEG-Ausschreibungen für Biomasse-Anlagen sind bei der Ausschreibungsrunde vom 1. Oktober dreifach überzeichnet gewesen. Bei der Bioenergiebranche löst das Ergebnis aber keine Euphorie, sondern einen Schockzustand aus. Es dürfte eines der wichtigsten Diskussionsthemen auf der gerade laufenden Biogas Convention & Trade Fair in Nürnberg sein.
Der Titel der Ausgabe 50.2023 von ContextCrew Neue Energie stellt Details der Ausschreibungsrunde und die Bewertung durch die Branchenverbände vor. Aus Sicht der Bioenergiebranche ist das Ergebnis Beleg für eine verfehlte Bioenergiepolitik der Bundesregierung. Denn wirft man einen genaueren Blick auf die Ausschreibungsergebnisse, zeigt sich, dass vor allem Bestandsanlagen eine Förderung suchen – und diese in einer Vielzahl von Fällen für einen auskömmlichen Betrieb auch benötigen werden. Ohne sie droht ein Rückbau von Anlagen, die gesicherte regenerative Leistung bereitstellen können.
Die Bioenergie ist auf der Erzeugungsseite eine der wenigen Flexibilitätslösungen für das entstehende dezentrale Energiesystem. Auf der Nachfrageseite – und zwischen Angebot und Nachfrage – gibt es eine Reihe weiterer Flexibilitäten mit durchaus erheblichem Potenzial, wie eine neue Studie von Agora Energiewende deutlich macht. 100 TWh könnten 2035 beim Einsatz von E-Autos, Wärmepumpen und Heimspeicher flexibel genutzt werden. Mit Blick auf die Elektromobilität könnte dabei auch das bidirektionale Laden in den kommenden Jahren deutlich an Bedeutung gewinnen. E3/DC und VW haben jetzt eine Lösung für die ersten ID. Modelle des Fahrzeugherstellers vorgestellt.
Noch besser aus Ressourcensicht ist es, wenn Energie gar nicht erst aufgewendet werden muss. Hier kommt die Energieeffizienz ins Spiel – und der jüngste Energieeffizienzindex des EEP der Uni Stuttgart zeigt, dass sich in der Industrie hier gerade einiges tut.
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