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Energiewoche 04/2025

Energiedialog und Bundestagswahl: Branche gegen grundlegenden Kurswechsel

Mit dem „Energiedialog 2025“ hat der Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE) am vergangenen Donnerstag das Jahr auf großer Bühne eröffnet. Bemerkenswert war angesichts des Zeitpunkts wenige Wochen vor der Bundestagswahl und der politischen Zusammensetzung der eingeladenen Referenten, dass viel in der Sache debattiert wurde und wahlkampftaktische Polemik fast vollständig vermieden wurde.

Gerade den politischen Mandatsträgern gebührt ein großes Lob, wenn sie kurz vor den richtungsweisenden Wahlen versuchen, ruhig und analytisch über die Notwendigkeiten der Energiewende zu sprechen. In Zeiten, in denen verkürzte oder bewusst falsche Botschaften Hochkonjunktur besitzen, ist etwa die Aussage von Thomas Heilmann, der für die Union im Energieausschuss des Bundestags sitzt, durchaus bemerkenswert, dass es keine Alternative zu den erneuerbaren Energien gebe. Zwar koste die Transformation des Energiesystems weiter eine Menge Geld, das Nichthandeln sei aber viel teurer. „Wir müssen mehr darüber reden, was der Klimawandel wirtschaftlich bedeutet“, machte der CDU-Energieexperte deutlich.

60 Prozent Erneuerbare: Die Pfadabhängigkeit ist längst da

Dabei spart auch Heilmann nicht mit Kritik an der Energiepolitik der aktuellen Bundesregierung, so etwa mit Blick auf den Netzausbau, der Heilmann zufolge zu groß dimensioniert ist und mithin zu teuer würde – mit nachteiligen Effekten auf die Systemkosten der Energieversorgung.  Aber eine klare Perspektive darauf, dass sich Deutschland längst in einem umfassenden Umbau befindet und es kein Zurückdrehen der Uhr geben kann, ist hilfreich. Bei 60 Prozent erneuerbaren Energien an der heimischen Stromproduktion macht es schlicht keinen Sinn, am Reißbrett eine alternative Energieversorgung etwa auf Kernenergiebasis zu skizzieren, mit der vermeintlich eine günstigere und sicherere Versorgung erreicht werden könnte. Längst gibt es eine Pfadabhängigkeit zu Gunsten der regenerativen Energien. Und im Sinne des eigentlichen Ziels der Dekarbonisierung ist es essenziell, die nun passenden Puzzlestücke zusammenzufügen, die aus einem dynamischen Ausbau erneuerbarer Energien ein funktionierendes, bezahlbares und kostengünstiges Energiesystem machen.

Der Titelbericht von ContextCrew Neue Energie 4.2025 zeichnet die Diskussionen auf dem Energiedialog nach. Sie sind eingebettet in eine nochmals aufflackernde Debatte über Gesetzesvorhaben, die möglicherweise noch vor der Wahl umgesetzt werden könnten. Zumindest hatte der Energieausschuss des Bundestags am vergangenen Mittwoch ein volles Programm: Sachverständige nahmen Stellung zur geplanten PV-Spitzenkappung und zum Themenblock KWKG-Verlängerung und Biogasförderung. Debattiert wurde auch über den Entwurf der Union für eine bessere Steuerung der Windenergie an Land.

Apropos Windenergie an Land: Die Branche rechnet für das neue Jahr mit einem Zubau zwischen 4,8 und 5,3 GW. Der Optimismus der Unternehmen ist groß, die Genehmigungssituation sprengt alle Rekorde. Trotzdem mahnt die Branche angesichts teils destruktiver politischer Einwürfe, dass es nun keine Abbruchkante beim Ausbau geben dürfe.