Die EU hat Vorgaben gemacht, wie der künftige Strommarkt aussehen und wie sich die Förderung des weiteren Ausbaus der erneuerbaren Energien gestalten soll. Es gibt dabei für die Länder durchaus einen breiten Handlungsspielraum. Unstrittig ist, dass das Energiesystem, das immer mehr auf den volatil verfügbaren erneuerbaren Energiequellen Sonne und Wind fußt, einen neuen Rahmen benötigt. Anders als in der frühen Phase der Transformation ist es mit kleineren Anpassungen im System nicht mehr getan. Das zeigt auch ein neuer Bericht der Internationalen Energie-Agentur (IEA).
Der Titelthemenbereich von ContextCrew Neue Energie ist in Ausgabe 40.2024 der IEA-Analyse und einer weiteren Betrachtung zum Thema (mangelnde) Flexibilitäten des britischen Thinktanks Ember gewidmet. Die IEA sieht Deutschland in Phase 4 von 6 im Zuge der Transformationen zu einem auf Wind und Solar basierenden defossilisierten Energiesystem.
Beide Berichte unterstreichen eindrücklich, wie wichtig eine proaktive Integrationsstrategie ist. Die Reibungen im System angesichts des starken Ausbaus insbesondere der PV sind deutlich zu erkennen. Sie zeigen sich in EE-Abregelungen und wachsendem Redispatchbedarf, aber auch in der zunehmenden Zahl von Negativpreisphasen im Großhandel.
EU-Länder könnten bei Nutzung von Stromüberschüssen jährlich 9 Mrd. € an Gaskosten einsparen
Konkret könnten EU-Länder jährlich 9 Mrd. € an Gaskosten einsparen, indem sie überschüssigen Wind- und Solarstrom nutzen. „Bis 2030 könnten Wind- und Solarenergie die inländische Nachfrage in allen EU-Ländern um 183 TWh übersteigen, was dem jährlichen Stromverbrauch von Polen entspricht“, betonen die Ember-Analysten. Wenn die EU-Länder Flexibilitätslösungen wie Batterien und verbesserte Stromnetze voranbringen, könnten sie diesen überschüssigen sauberen Strom nutzen.
Vor diesem Hintergrund wird in der Plattform Klimaneutrales Stromsystem (PKNS) durchaus kontrovers über die konkrete Umsetzung der Strommarktreform gerungen. Neben Fragen der Ausgestaltung eines Kapazitätsmechanismus, der Raum für regenerative Flexibilität schafft, geht es insbesondere auch um die künftige Förderung neuer EE-Anlagen. Die Erneuerbaren-Branche warnt hier dringlich vor einem „unausgereiften Systemwechsel, der die Gefahr eines monatelangen Zubaustopps mit sich bringen könnte.“
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