Die Bilanzierung des abgelaufenen Jahres und damit die Ausgangslage für 2025 steht weiter im Zentrum der jüngst veröffentlichten Branchenanalysen. Der unaufgeregte Blick auf die Daten zeigt im Stromsektor deutliche Fortschritte, in den Bereichen Wärme– und Verkehrswende dagegen ein unzureichendes Vorankommen.
Eine umfassende Analyse des Status quo der Energiewende bietet der jährlich veröffentlichte „Stand der Dinge“-Bericht von Agora Energiewende. „Im Stromsektor zeigen die Klimaschutzmaßnahmen der letzten Jahre immer stärker ihre Wirkung: Deutschland bereitet mit einem deutlichen Plus bei den erneuerbaren Energien und der positiven Entwicklung beim Netzausbau den Weg für eine erfolgreiche Transformation in allen Sektoren“, sagt Simon Müller, Direktor von Agora Energiewende Deutschland. Den Bericht zur Agora-Analyse finden Sie auf dem Titel jetzt erschienenen Ausgabe 3.2025 von ContextCrew Neue Energie.
- Fraunhofer ISE: Die öffentliche Nettostromerzeugung in Deutschland hat 2024 einen Rekordanteil erneuerbarer Energien von 62,7 Prozent erreicht. Bei der Solarstrom-Erzeugung wurde 2024 ein neuer Höchstwert von 72,2 Terawattstunden (TWh) erzielt, auch der Ausbau der Photovoltaik liegt weiterhin über den Zielen der Bundesregierung. Da auch die Erzeugung aus Braunkohle (-8,4 Prozent) und Steinkohle (-27,6 Prozent) weiterhin stark zurück ging, war der deutsche Strommix so CO2- arm wie nie zuvor. Der Importsaldo stieg auf ca. 24,9 TWh.
- BNetzA/Smard: Im Jahr 2024 lag der Stromverbrauch (Netzlast) in Deutschland um 0,9 Prozent höher als im Vorjahr, während die Stromerzeugung um 4,2 Prozent zurückging. Der durchschnittliche Großhandelsstrompreis fiel um 17,5 Prozent auf 78,51 €/MWh. Im kommerziellen Außenhandel war Deutschland Nettoimporteur.
- Agora Energiewende: Deutschlands Treibhausgasemissionen sinken 2024 gegenüber dem Vorjahr um 3 Prozent auf 656 Mio. CO₂-Äq – 48 Prozent weniger als 1990. Die Rückgänge finden zu gut 80 Prozent in der Energiewirtschaft statt. Dagegen steigen die Emissionen der Industrie trotz wirtschaftlicher Schwäche um 3 Mio. t CO2-Äq. Im Gebäudesektor drücken milde Temperaturen die Emissionen um 2 Prozent – witterungsbereinigt steigen sie. Die Emissionen des Verkehrssektors stagnieren weiterhin.
Zum Thema Bioenergie findet sich in der Agora-Analyse wenig, gerade hier sieht der Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE) allerdings ein Defizit in der Ausgestaltung der gegenwärtigen Rahmenbedingungen. Das heimische Backup der steuerbaren Energien Bioenergie, Wasserkraft, Geothermie und grüne KWK sei neben Speichern und der Verbraucherflexibilität wichtig für die Flexibilisierung des Systems. Hier habe es zuletzt keine Fortschritte gegeben.
„Debatten über Dunkelflauten stellen die Energiewende in ein völlig falsches Licht“
„Die Debatten über Dunkelflauten stellen die Energiewende in ein völlig falsches Licht“, sagt Verbandspräsidentin Simone Peter. „Erneuerbare sind die Lösung des Problems“. Nun müsse das Strommarktdesign nach den systemsetzenden Erneuerbaren ausgerichtet werden, um die Kostendämpfung der Erneuerbaren besser zu nutzen und negative Preise zu vermeiden.
Als Flexibilität könnten auch Elektrolyseure zur Erzeugung von grünem Wasserstoff in Phasen eines Stromüberangebots dienen. Eine alleinige H2-Produktion aus Überschussstrom ist allerdings nur sehr schwer wirtschaftlich möglich, wie Christian Debowicz vom kommunalen Netzbetreiber Westfalen Weser im ContextCrew-Interview darlegt. Aus wirtschaftlicher Sicht sind die Strombeschaffungsstrategien eine zentrale Komponente für den Elektrolyseurbetrieb.
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