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Energiewoche 13/2025

Dynamischer Erneuerbaren-Ausbau und schnelle Netzintegration: Beides muss gelingen

Mit Blick auf die Koalitionsverhandlungen ist eine neue Debatte darüber entbrannt, in welchem Tempo der Ausbau der erneuerbaren Energien erfolgen sollte. Im Kern sind dabei zwei Grundpositionen erkennbar. Auf der einen Seite steht der Ansatz, den weiteren Ausbau der regenerativen Energien besser als bislang abzustimmen auf die Systemerfordernisse, gerade auf Netzseite. Auf der anderen Seite steht unter anderem die Regenerativbranche, die auf die Dringlichkeit der Dekarbonisierung hinweist, die ein „Innehalten“ nicht erlaubt.

Auf dem Titel der Ausgabe 13.2025 von ContextCrew Neue Energie zeichnen wir die Debatte nach. Der VKU etwa sieht Spielräume für einen besser koordinierten Erneuerbaren-Zubau dadurch, dass der Stromverbrauch zuletzt gesunken ist und die Erwartungen zur weiteren Entwicklung zu hoch gegriffen sein könnten. Dadurch könne das 80-Prozent-Ziel im Jahr 2030 mit reduziertem Ausbautempo erreicht und Reibungskosten im System gesenkt werden.

Die Vorschläge des VKU beinhalten mit Blick auf den Erneuerbaren-Ausbau unter anderem eine Kürzung des Offshore-Windenergie-Ausbauziels, eine begrenzte Bezuschlagung im Rahmen der Onshore-Windenergie-Ausschreibungen und ein Ende der Förderung von neuen PV-Dachanlagen, die auf finanzielle Anreize aufgrund von Eigenverbrauchs- und Zwischenspeicherkonzepten nicht mehr angewiesen seien. Die Erneuerbare-Energien-Branche hält die Ausgangshypothese, dass sich der Stromverbrauch nicht wie erwartet nach oben bewegt, für nicht zutreffend.

Der BEE legte jüngst eine eigene Analyse vor, nach der bis zum Jahr 2030 ein Anstieg des Stromverbrauchs auf bis zu 705 TWh erwartet wird. Zentraler Treiber sei hier in erster Linie die Sektorenkopplung. „Die Industrie in Deutschland benötigt erhebliche Mengen günstiger erneuerbarer Energie, insbesondere umgewandelt in Moleküle in Form von grünem Wasserstoff. Dieser kann und muss angesichts fehlender Importe verstärkt heimisch produziert werden“, heißt es beim Dachverband der Erneuerbaren-Branche in Deutschland.

Ökoenergiebranche weist auf wirtschaftliche Risiken eines gebremsten Erneuerbaren-Ausbaus hin

Quelle: FÖS / Green Planet Energy

Aus Sicht der Erneuerbaren-Branche birgt die Herangehensweise mit einer gebremsten Zubaudynamik Gefahren für die Dekarbonisierung und könnte zudem gerade auch wirtschaftlich schädlich sein. So kommt eine Kurzstudie des Forums Ökologisch-Soziale-Marktwirtschaft (FÖS) zum Ergebnis, dass eine Verlangsamung des Erneuerbaren-Ausbaus um 25 Prozent bis 2030 zu Investitionseinbußen von 65 Mrd. Euro führen könnte. Zudem könnten wirtschaftliche Impulse und eine zusätzliche Beschäftigung von 65.000 Personen entfallen.

Unter dem Strich handelt es sich nicht um eine „Entweder-Oder“-Entscheidung. Die Dekarbonisierungsziele erfordern einen umfassenden und schnellen Umbau in den Sektoren Strom, Wärme, Industrie und Verkehr. Dieser muss so effizient wie möglich erfolgen und gesellschaftliche Kosten minimieren. Dann überwiegen die Vorteile der schnellen Transformation deutlich. Die Notwendigkeit der Transformation aus Klimaschutzgründen sollte nie aus dem Fokus geraten. Der in den vergangenen Jahren erreichte dynamische Ausbau der regenerativen Energien erzeugt Veränderungsdruck auf verschiedenen Ebenen. Dieser Druck wird aktuell nicht optimal verteilt mit entsprechenden Ineffizienzen. Ohne den Druck wächst indes die Gefahr, dass kurzfristige Aspekte zu hoch und die langfristigen Vorteile zu niedrig gewichtet werden.