Wenige Themen sind rund um die Energiewende mit so viel Visionen verbunden wie der (grüne) Wasserstoff: Es gibt große Pläne, was alles mit grünem Wasserstoff angestellt werden kann, wie er zur Dekarbonisierung von Verkehr, Industrie und Wärme beitragen und gleichzeitig noch das Problem der langfristigen Speicherung von Strom lösen soll. Heute gibt es grünen Wasserstoff gemessen an diesen Zielvorstellungen nur in homöopathischen Dosen. Umso wichtiger ist die Annäherung der unterschiedlichen Vorstellungen über den Markthochlauf und die Nutzung künftiger H2-Mengen.
Am vergangenen Freitag hat der Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE) zu einer Veranstaltung zum grünen Wasserstoff eingeladen, in deren Rahmen verschiedene wesentliche Fragestellungen diskutiert wurden. Auf dem Titel der Ausgabe 38.2023 von ContextCrew Neue Energie geben wir einen Überblick über die Diskussion.
Ein wichtiges Ergebnis der Debatte ist, dass der beschleunigte Ausbau der erneuerbaren Energien komplementär zum H2-Hochlauf von zentraler Bedeutung ist. Und: Bei einer installierten Leistung von 215 GW Photovoltaik und 115 GW Wind an Land sowie 30 GW Wind auf dem Meer im Jahr 2030 wird auch ein deutlich ausgebautes Übertragungsnetz mit erhöhten Nord-Süd-Kapazitäten nicht in der Lage sein, alleine die benötigte Systemflexibilität bereitstellen zu können. Mit wachsenden Mengen an fluktuierendem Strom, der über Netze nicht abtransportiert werden kann, steigt der Wert von Elektrolyseuren an neuralgischen Standorten.
Derweil sind in Brüssel und Berlin wichtige Beschlüsse zur Energiewende getroffen worden. Das Europäische Parlament widmete sich im Plenum unter anderem der RED III und der Dekarbonisierung im Luftverkehr. Das Bundeskabinett beschloss die Beschleunigung von Netzanschlüssen für Grünstromanlagen.
- Grüner Wasserstoff in Deutschland: Das Thema könnte größer werden als heute erwartet
- Link-Kompass Grüner Wasserstoff
- Dynamische Stromtarife: Großes Potenzial für die Energiewende – und manche offene Frage
- RED III: Mehr Erneuerbare in Europa – aber mehr Gegenwind für Bioenergie und Biogas
- Fortschrittliche Biokraftstoffe sollen zur Dekarbonisierung der EU-Luftfahrt beitragen