„Es kommt nicht darauf an, die Zukunft vorauszusagen, sondern darauf, auf die Zukunft vorbereitet zu sein.“ Dieses Zitat, das dem griechischen Staatsmann Perikles (500 – 429 v. Chr.) zugeschrieben wird, trifft einen zentralen Punkt der Debatte um die Ausgestaltung der Energiewende in Deutschland. Für viele Infrastrukturentscheidungen ist der Blick voraus wesentlich, etwa wenn es um den Ausbau der erneuerbaren Energien oder Fragen zur Mobilität von Morgen geht. Doch was ist, wenn unsere Vorstellungen der Zukunft angesichts disruptiver Entwicklungen lückenhaft, verzerrt oder schlichtweg unzutreffend sind?
Der Titelbereich von ContextCrew Neue Energie wirft in Ausgabe 29.2024 den Blick in die Zukunft. Der Entwurf der Netzbetreiber für den Szenariorahmen Strom 2037/2045 zeigt, dass es in teils recht unterschiedlichen Szenarien durchaus Gemeinsamkeiten gibt. Zu ihnen gehört, dass der Strombedarf in Deutschland in den kommenden Jahren stark steigen wird – und dies den weiteren Ausbau der Erneuerbaren und komplementärer Systeminfrastrukturen erforderlich macht.
Spannend ist in diesem Zusammenhang nicht zuletzt die Frage, welche Rolle Großbatteriespeicher spielen werden: Nach Einschätzung der ÜNB eine deutlich größere als sie das BMWK innerhalb der Langfristszenarien erkennen mag. Die Vorhersage der Zukunft weicht zwischen ÜNB und BMWK in dieser Frage mithin voneinander ab, aber wie bereiten wir uns dann auf die Zukunft vor?
Die Autoren eines Papiers von Connect Energy Economics betonen, dass die Planbarkeit in komplexen System begrenzt ist. „Es ist nicht klar, wieviel von welcher Technologie benötigt wird“. Benötigt werde ein anderer Erkundungsprozess, um dezentral verteilte Informationen zu aggregieren. Wettbewerbliche Verfahren spielten hier – im richtigen Rahmen – eine wesentliche Rolle.
- ÜNB rechnen 2045 mit Bruttostromverbrauch zwischen 967 TWh und 1.351 TWh
- Zweifel an Planbarkeit komplexer Systeme: Studie empfiehlt Absicherungspflicht statt Kapazitätsmechanismus
- „Mit dem Ende der Kohleverstromung wird die Förderung der Erneuerbaren auslaufen“
- WindEurope fordert sofortige Maßnahmen zur Freigabe von Netzkapazitäten für Windenergie
- Bioenergie und Kreislaufwirtschaftsstrategie: „Zu strenge Auslegung der Nutzungskaskade“