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Energiewoche 25/2024

Speicher als zentrale Energiewendetechnologie: Viel Dynamik und viele Baustellen

Mit dem Ausbau von Wind- und Solarenergie in Deutschland kommt ein Bestandteil der Energiewende zunehmend in Schwung. Damit wächst der Druck, komplementäre Flexibilität in das Energiesystem zu integrieren. Energiespeicher sind hier ein essenzieller Baustein. In Deutschland gewinnt das Thema auch jenseits von Heimspeichern deutlich an Aufmerksamkeit. Verantwortlich dafür ist aber weniger die Tatsache, dass sich die regulatorischen Bedingungen für den Einsatz von Speichern deutlich verbessert hätten – noch immer gibt es hier etliche Baustellen. Entscheidend für die zunehmende Dynamik ist in der aktuellen Lage, dass es absehbar wirtschaftlich ist, Energiespeicher in Ergänzung zu in großer Zahl zeitgleich einspeisenden Wind- und Solarparks zu betreiben.

Der Titelbereich von ContextCrew Neue Energie 25.2024 befasst sich mit den jüngsten Entwicklungen am Energiespeichermarkt. Im Vorfeld der Smarter E Europe, die in dieser Woche in München stattfindet, wurde einmal mehr deutlich, welche Chancen Unternehmen im Bereich der großvolumigen Speicherung von Strom sehen. So melden VW mit der Tochter Elli und LichtBlick den Einstieg in den Markt für Großbatteriespeicher.

Eine neue Analyse von Aurora Energy Research zeigt, dass Deutschland bereits zu den attraktivsten Märkten für Co-Location-Speicher zählt. „Mit dem zunehmenden Anteil der volatilen Energieerzeuger wachsen die Risiken für EE-Betreiber, etwa durch Preiskannibalisierung oder häufigere Einschränkungen der Stromabgabe ins Netz“, heißt es bei Aurora Energy Research. Zudem steige das Risiko für Kosten für Ausgleichsmaßnahmen bei fehlerhaften Erzeugungsprognosen.

„Das Potenzial von E-Autos für die Stabilisierung der Netze ist riesig“

Gerade Großbatteriespeicher können eine wichtige Rolle als Flexibilitätstechnologie für das neue Energiesystem spielen. Spannend ist der Einsatz von Energiespeichern aber auch im Mobilitätssektor, wie das Projekt „OctoFlexBW“ zeigt. „Das Potenzial von E-Autos für die Stabilisierung der Netze ist riesig“, sagt Bastian Gierull, CEO von Octopus Energy Germany. Gemeinsam mit TransnetBW hat Octopus das Pilotprojekt zur Nutzung von Kleinstflexibilität aus batterieelektrischen Fahrzeugen auf den Weg gebracht. Octopus Energy gibt an, welche Kapazität es bei hoher Netzauslastung bewegen kann. Bei Engpässen kann TransnetBW diese abrufen, woraufhin Octopus die Ladevorgänge im Rahmen seiner intelligenten E-Auto-Tarife in günstigere Zeiten verschiebt.

Steuerbare Flexibilität könnten auch Bioenergieanlagen in die neue Energiewelt einbringen. Zum Leidwesen der Branche setzt die Bundesregierung hier aber auf Wasserstoff. Die Ankerpunkte des BMWK zur Systementwicklungsstrategie implizierten, dass gesicherte und flexible Leistung für Strom und Fernwärme ausschließlich durch Wasserstoff bereitgestellt werden solle, sagt Sandra Rostek, Leiterin der Hauptstadtbüros Bioenergie. Eine solche einseitige Fokussierung auf Wasserstoff sei bereits in einem breiten Konsens der Regierungsfraktionen zu Gunsten der Technologieoffenheit abgelehnt worden. „Es überrascht doch sehr, dass das Wirtschaftsministerium mit einem Strategieprozess durch die Hintertür versucht wichtige politische Einigungen der Vergangenheit zu konterkarieren“, so Rostek weiter.