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Energiewoche 14/2024

Wasserstoff, Biomethan, Stilllegung? Was wird aus den Gasnetzen?

Die Transformation der Energiesysteme ist ein Prozess, der tief in die bestehenden Infrastrukturen eingreift und für die Betreiber dieser Infrastrukturen enorme wirtschaftliche Herausforderungen darstellt. Deutlich wird dies etwa beim Netzausbau: Das Stromnetz muss stark ausgebaut werden und deutlich intelligenter werden, als es heute ist, insbesondere auf der Verteilnetzebene. Zumindest ist aber aus heutiger Sicht gewährleistet, dass diese Netze auch benötigt werden. Anders ist die Lage bei den Gasnetzen.

Ein Green Paper des Bundeswirtschaftsministeriums zur Transformation der Gas-/Wasserstoff-Verteilernetze hat jüngst viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Nun widmen sich die Wissenschaftler des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) der Thematik. Auf dem Titel von ContextCrew Neue Energie 14.2024 stellen wir die Analyse des DIW Berlin vor, die auf die komplexe Gemengelage für die Betreiber der Gasnetze hinweist. Was wird aus den Gasnetzen? Und wenn sie künftig nicht mehr zur Versorgung von Wohnungen oder Industriekunden benötigt werden sollten, wie lässt sich der Rückbauprozess wirtschaftlich tragfähig für Betreiber und Kunden gestalten? Hier stehen in den kommenden wenigen Jahren zentrale Entscheidungen an, die auch den Rahmen für die Nutzung von Wasserstoff und Biomethan betreffen.

„Im Zuge der Wärmewende werden Gasverteilnetze in Zukunft weniger genutzt und zum Teil stillgelegt werden müssen“, hält das DIW fest. „Dies stellt die Kommunen jedoch vor erhebliche finanzielle und regulatorische Probleme – und deshalb gehen sie die Teilstilllegung der Gasnetze nicht mit der eigentlich nötigen Konsequenz an“, lautet ein Ergebnis der Analyse, bei der die DIW-Experten mit Forschern der Europa-Universität Flensburg und der Technischen Universität Berlin zusammengearbeitet haben. Die Autoren des Papiers plädieren für deutlich mehr Unterstützung des Bundes für Länder und Kommunen.

In Sachen Biomethaneinspeisung hat sich der schleswig-holsteinische Energieverband VSHEW zu Wort gemeldet und eine Überprüfung der Anschlusspflicht für Biomethan aus Biogasanlagen in die Erdgasnetze gefordert. Aus Sicht des Verbands werden Anlagenbetreiber „unverhältnismäßig zu Lasten der Netzbetreiber und damit der Verbraucher“ begünstigt. Der Fachverband Biogas hält dagegen, dass Biomethan politisch gewünscht sei und die EU-Kommission ambitionierte Ausbauziele definiert hat.

Auch im Bereich von PV und Windenergie haben Investoren und Betreiber trotz aller politischer Absichtserklärungen weiter mit hohen Hürden und langjährigen Anbahnungsprozessen zu kämpfen – dies ist aber nach Analysen von BayWa r.e. kein rein deutsches Phänomen.