Während eine recht erstaunliche Debatte über die Verlängerung der Laufzeiten von drei Kernkraftwerken über das Land zieht, kommt der Ausbau der erneuerbaren Energien aus unterschiedlichen Gründen nicht annähernd so in Gang, dass die Ausbauziele in näherer Zukunft realistisch erschienen – obwohl gerade darin die Chance läge, die Unabhängigkeit von fossilem Gas und Kohle schnell und vor allem auch nachhaltig zu reduzieren.
Auf dem Titel von Ausgabe 29.2022 von ContextCrew Neue Energie werfen wir einen Blick auf die aktuellen Zubauzahlen im Bereich der Windenergie. Sie liegen im ersten Halbjahr netto nicht einmal bei 900 MW. Noch immer bleibt die Zahl der Genehmigungen als Grundlage für Projekte, die sich dann an Ausschreibungen beteiligen, weit hinter den Notwendigkeiten zurück. Unterzeichnete Ausschreibungen führen in der Konsequenz zu einem Zubau, der das angepeilte Ausbauniveau nicht erreichen kann.
Mit einer Mischung aus Ärger und Ungläubigkeit reagiert die Bioenergiebranche darauf, dass ihr Beitrag auch in der akuten Energiekrise nicht abgerufen wird. Gerade die Bioenergie böte das Potenzial, kurzfristig insbesondere im Wärmesektor zusätzliche Energie verfügbar zu machen. Mittelfristig könnte insbesondere mit Biomethan aus Abfall- und Reststoffen viel erreicht werden, wie der BDEW aufzeigt.
Dass die neue Bundesregierung das Tempo verschleppt, kann man ihr nicht vorwerfen. Viele Jahre, in denen die Energiewende nicht mit Nachdruck entwickelt wurde, müssen aufgearbeitet werden. An mancher Stelle fehlt Beobachtern aber (noch) ein klarer Gesamtblick mit einem sektorübergreifenden Ansatz. So ist auch das Sofortprogramm für den Gebäudesektor aus Sicht des BEE nicht viel mehr als der „Arbeitsstand verschiedener Einzelmaßnahmen“. „Am wichtigsten aber ist, dass wir endlich in die Umsetzung kommen“, hebt BEE-Präsidentin Simone Peter hervor.
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