333,5 Mrd. US-Dollar – umgerechnet aktuell rund 273 Mrd. € – das ist nach Analysen von Bloomberg New Energy Finance (BNEF) das Investitionsvolumen, das im gerade zu Ende gegangenen Jahr 2017 in die weltweite Energiewende geflossen ist. Das sind drei Prozent mehr als im Jahr 2016 in grüne Technologien investiert wurden. Der Anstieg ist umso bemerkenswerter, als die Kosten etwa für neue Photovoltaikkraftwerke weiter deutlich gesunken sind. Die tatsächliche Entwicklung beim Ausbau der Erneuerbaren erfolgt mithin noch viel dynamischer, als dies die Investitionssumme zeigt.
An der Spitze der weltweiten Investitionen liegt die Photovoltaik. Laut BNEF flossen allein in dieses Technologiesegment 160,8 Mrd. US-Dollar, ein Anstieg um 18 Prozent trotz deutlich niedrigerer Anlagenkosten. Als Leuchtturm-Projekt nennt BNEF in diesem Segment die Investitionsentscheidungen für das 1,2-GW-Vorhaben Marubeni in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE). Mehr als die Hälfte der weltweiten Investitionen in den Solarsektor gehen allerdings auf das Konto von China. Sage und schreibe 86,5 Mrd. US-Dollar steckte das Reich der Mitte in einen Photovoltaikzubau von geschätzten 53 GW, nachdem China bereits im Vorjahr mit 30 GW sämtliche Rekorde gesprengt hatte.
China einsamer Spitzenreiter bei Investitionen in die Energiewende
Insgesamt kommt China auf ein Investitionsvolumen von 132,6 Mrd. US-Dollar im Bereich der grünen Technologien. Die USA folgen mit Abstand und kommen auf ein Investitionsvolumen von 56,9 Mrd. US-Dollar, immerhin ein Plus bei den Investitionen in die Energiewende. Wie BNEF weiter berichtet, wurden in anderen Ländern Rückgänge verzeichnet – auch in Deutschland. Hier zeigen die Erhebungen ein Investitionsvolumen in Höhe von 14,6 Mrd. US-Dollar – rund ein Viertel weniger als im Vorjahr. Auch in Japan (-16 Prozent auf 23,4 Mrd. US-Dollar) und UK (-56 Prozent auf 10,3 Mrd. €) wurden Rückgänge verzeichnet. Europa als frühere Lokomotive der weltweiten Energiewende verzeichnet einen Rückgang der Investitionen um ein Viertel auf 57,4 Mrd. US-Dollar.
Investitionen in Windkraft trotz neuer Megaprojekte zurückgegangen
Hinter dem Solarsektor liegt das Windenergiesegment im weltweiten Investitionsranking. Hier belaufen sich die aggregierten Investitionen auf 107,2 Mrd. US-Dollar. Anders als bei der Solarenergie sind die Investitionen in die Windkraft damit im Vergleich zum Vorjahr um zwölf Prozent zurückgegangen. Gleichwohl wurden auch in diesem Technologiebereich Rekorde erzielt – onshore wie offshore.
Im Onshore-Segment setzt das 2,0-GW-Windprojekt Oklahoma Wind Catcher mit einem geplanten Invest von 2,9 Mrd. US-Dollar (ohne Netzanschluss) neue Maßstäbe. Offshore liegt die dänische Ørsted-Gruppe mit den geschätzten 4,8 Mrd. US-Dollar für den 1,4-GW-Windpark Hornsea 2 an der Spitze. Auch hier bewegt sich in China einiges: 2017 wurden 13 Offshore-Projekte mit einer Gesamtleistung von 3,7 GW finanziert – rund 10,8 Mrd. US-Dollar fließen laut BNEF in diese Vorhaben.
Bioenergie und Waste-to-Energy verlieren deutlich an Boden
Das Bioenergiesegment und der Waste-to-Energy-Bereich sind indes zurückgefallen und verbuchten einen Rückgang der Investitionsmittel um 36 Prozent auf 4,7 Mrd. US-Dollar. Einen leichten Rückgang gab es auch im gesondert ausgewiesenen Biokraftstoffbereich, der um drei Prozent auf 2,0 Mrd. US-Dollar nachgab. Auch die kleine Wasserkraft verzeichnete einen Investitionsrückgang um 14 Prozent auf 3,4 Mrd. US-Dollar. Ähnlich erging es der Geothermie (-34 Prozent auf 1,6 Mrd. US-Dollar) und der Meeresenergie (-14 Prozent auf 156 Mio. US-Dollar). Nicht in den BNEF-Analysen enthalten sind die Investitionen in große Wasserkraftwerke mit einer Leistung von 50 MW und mehr. Sie stehen für weitere Investitionen in Höhe von 40 bis 50 Mrd. US-Dollar, schätzt BNEF.
Systemtechnologien wie Energiespeicher und Elektromobilität auf dem Vormarsch
Einen Anstieg im Investitionsvolumen für die weltweite Energiewende verzeichnen die smarten Technologien zur Integration der erneuerbaren Energien in die Energiesysteme. Ein Gesamtvolumen von 48,8 Mrd. US-Dollar floss in die Finanzierung von Smart Meter, Batteriespeicher und andere Energiespeicher, Smart Grids, Energieeffizienz und die Elektromobilität.
160 GW an regenerativer Erzeugungsleistung 2017 in Betrieb gegangen
Die Analysten von Bloomberg New Energy Finance schätzen, dass im Jahr 2017 eine Rekordleistung von 160 GW an regenerativen Erzeugungskapazitäten (ohne Großwasserkraft) den Betrieb aufgenommen hat. Der Großteil entfällt auf Solarstrom mit 98 GW. Dahinter folgen Windkraft (56 GW), Biomasse und WtE (3 GW), kleine Wasserkraft (2,7 GW) sowie Geothermie (700 MW) und Meeresenergie (< 10 MW).
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