Im schweren Straßengüterverkehr gibt es derzeit eine Reihe vielversprechender alternativer Antriebe und Kraftstofftechnologien: Neben Oberleitungs- und Wasserstoff-Lkw könnten auch batteriebetriebene Lkw oder solche mit synthetischen Kraftstoffen in Zukunft auf den Straßen unterwegs sein. Im Projekt „eWayBW“, in dem das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung (ISI) die wissenschaftliche Begleitforschung koordiniert, wird ein Feldversuch durchgeführt, bei dem elektrische Antriebe für schwere Nutzfahrzeuge auf baden-württembergischen Bundesfernstraßen getestet werden.
Im Rahmen dieses Projekts hat das Fraunhofer ISI einen Workshop durchgeführt, dessen Ziel darin bestand, praktische Erfahrungen aus den Pilottestrecken von Oberleitungs-Lkw in Deutschland vorzustellen und zu diskutieren sowie Chancen und Herausforderungen dieser Technologie für Alpenländer herauszuarbeiten. Das Projekt eWayBW wird von Bundesumweltministerium gefördert und vom Ministerium für Verkehr Baden-Württemberg geleitet.
Aus Sicht der Teilnehmer ist für die Zukunft davon auszugehen, dass sich nur eine der neuen Technologien durchsetzen wird. Dies liege zum einen am begrenzten Bestand von ca. 200.000 schweren Lkw in Deutschland, aber auch an der limitierten Anzahl von Lkw-Anbietern. Hinzu kämen hohe anfallende Investitionen in Forschung und Entwicklung sowie beim Aufbau von Produktionsstätten und Infrastrukturen. Dabei dürfte erst in zwei bis vier Jahren klar sein, auf welche der neuen Technologien es hinausläuft – Lösungen im schweren Straßengüterverkehr würden aber zeitnah benötigt, damit die Klimaschutzziele im Straßenverkehr der EU und in Deutschland erreicht werden können und weil der Aufbau der notwendigen Infrastruktur Zeit brauche.
Erfolg durch gemeinsames Handeln, Standardisierung und Harmonisierung
Einig waren sich die Experten darin, dass ein Erfolg der Oberleitungstechnologie nur durch ein gemeinsames Handeln vieler europäischer Staaten – idealerweise abgestimmt durch die EU – erreicht werden kann. Maßgeblich für den Erfolg seien eine frühzeitige Standardisierung und Harmonisierung. Auch die soziale Akzeptanz der Technologie sei wichtig für ihre Verbreitung: So zeigten erste Feldversuche in Deutschland und Schweden, dass Anwohner einer Teststrecke so früh wie möglich einbezogen werden sollten.
Insbesondere in der Schweiz und in Österreich, wo der Schienengüterverkehr traditionell eine sehr hohe Bedeutung hat, soll durch einen weiteren Infrastrukturausbau noch mehr Güterverkehr auf die Schiene verlagert werden. Laut der beim Workshop anwesenden Experten aus diesen Ländern spielt der Ausbau von sogenannten „Alpenkorridoren“ für Oberleitungs-Lkw in politischen Diskussionen daher nur eine untergeordnete Rolle.