Der Energiekonzern Vattenfall und der Automobilzulieferer Bosch haben jetzt einen Vertrag über den langfristigen Bezug (Corporate PPA) von Solarstrom aus Mecklenburg-Vorpommern abgeschlossen. Für Bosch ist es einer von drei PPA-Deals, die das Unternehmen jetzt öffentlich gemacht hat. Vertragspartner der beiden anderen Projekte sind RWE und Statkraft.
Vattenfall liefert an Bosch für zwölf Jahre Strom aus einem 10-MW-Freiflächen-Solarpark, den der Versorger derzeit an der Autobahn A 19 unweit des Autobahndreiecks Wittstock-Dosse ohne staatliche Förderung plant. Die Inbetriebnahme der Anlage ist für Anfang 2021 geplant, der Lieferbeginn an Bosch ist für das erste Quartal 2021 vorgesehen. Zu den Dienstleistungen, die Vattenfall im Rahmen des Liefervertrags für Bosch erbringt, zählten unter anderem die Absicherung des Ausgleichsenergierisikos, eine hohe Prognosequalität und die Sicherstellung der Anlagenverfügbarkeit. „Dieses Projekt unterstreicht unsere Ambition, ein führender Anbieter von erneuerbaren Corporate PPAs zu werden“, sagt Christine Lauber, Director Sales and Origination im Geschäftsbereich Markets bei Vattenfall.
Immer mehr der Corporate-Kunden von Vattenfall wollten ihren Energiebedarf mit regenerativer Energie decken, „zu vernünftigen Preisen und mit Herkunftsgarantien, die einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz leisten“, wie es bei Vattenfall heißt. Der Stromliefervertrag mit Bosch stehe in einer Reihe von Grünstromverträgen mit einem Gesamtvolumen von 7,5 GW, die Vattenfall eigenen Angaben zufolge in seinen Kernmärkten betreut. Darüber hinaus sei Vattenfall im deutschen Markt mit über 6 GW einer der drei führenden Vermarkter von erneuerbaren Energien.
Dadurch, dass die ersten EE-Anlagen im Jahr 2021 aus der EEG-Förderung fallen und neue EE-Anlagen, insbesondere große Freiflächen-Photovoltaikanlagen, auch ohne EEG wirtschaftlich betrieben werden können, entwickele sich dieser für Deutschland recht neue Markt „rasant“. Viele Unternehmen wollten einen aktiven Klimaschutzbeitrag leisten und durch PPA eine langfristige, grüne Energielieferung absichern.
Für Bosch ist das Vattenfall-Projekt Teil eines umfassenden Ansatzes zur Optimierung der eigenen Klimabilanz. Der Strom aus den drei subventionsfreien Photovoltaik-Parks der drei Anbieter wird durch das öffentliche Stromnetz zu Bosch-Standorten in Deutschland transportiert und dort verbraucht. Insgesamt wird dies laut Bosch ab 2021 einen jährlichen Umfang von mehr als 100 GWh umfassen – das entspricht 70 Prozent des Stromverbrauchs des Bosch-Standortes Feuerbach. Bei optimalen Photovoltaik-Bedingungen reiche die maximale Erzeugungsleistung aus, um „zumindest stundenweise“ den gesamten Strombedarf der Werke Feuerbach, Homburg und Bamberg gleichzeitig zu decken.
Bosch setzt weltweit auf Power Purchase Agreements (PPA)
Die Langzeitverträge lösen einen Teil des Ökostrombezugs von Bosch aus bestehenden regenerativen Anlagen ab und haben eine Dauer zwischen zwölf und 16 Jahren. Mit der Belieferung durch Statkraft wurde bereits im Mai begonnen.
Die Bosch-Gruppe strebt entsprechende PPA-Verträge auch über Deutschland hinaus an. In Mexiko decke das Unternehmen mit „New Clean Power“ schon jetzt bis zu 80 Prozent seines Strombedarfs. Viele der dortigen Bosch Standorte erhalten Strom aus einem neu errichteten Windpark des Energiekonzerns Enel, der rund 105 GWh pro Jahr produziert. Die Kooperation mit Enel wurde für 15 Jahre abgeschlossen.
Alle 400 Bosch-Standorte weltweit sollen Ende 2020 klimaneutral sein – die deutschen Standorte sind es bereits seit Ende 2019. Um die Klimaneutralität zu ermöglichen, investiert Bosch in die Versorgung mit regenerativen Energien sowie in die Energieeffizienz der eigenen Standorte. Bis 2030 will das Technologie- und Dienstleistungsunternehmen die ökologische Qualität der CO2-Neutralstellung durch die Steigerung dieser beiden Maßnahmen weiter sukzessive verbessern. Den Anteil an regenerativen Energien am Verbrauch will Bosch noch deutlich steigern. (Nachweis für Beitragsbild: Vattenfall)