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Dezentrale Sektorkopplung: Energieoptimierte Quartiere in Essen, Bedburg und Kaisersesch

SmartQuart wird erstes Reallabor der Energiewende

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Das Projekt SmartQuart hat als erstes „Reallabor der Energiewende“ den Förderbescheid von Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) erhalten. Es wurde aus 9 Partnern unter der Leitung von innogy erarbeitet und kann jetzt an den Start gehen. Ziel des Projektes ist es, den Einsatz fossiler Energieträger in den Projektquartieren weitgehend überflüssig zu machen.

In den Städten Essen und Bedburg in Nordrhein-Westfalen sowie Kaisersesch in Rheinland-Pfalz werden dafür die einzelnen Stadtquartiere jeweils in sich und miteinander vernetzt, teilte das Energieunternehmen mit. So sollen sich die unterschiedlich strukturierten Quartiere im systemischen Verbund nachhaltig und wirtschaftlich ergänzen und Energie untereinander austauschen.

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Quelle: innogy

„Unsere Reallabore der Energiewende sind Innovationsprojekte im Industriemaßstab. Wir entwickeln und erproben Technologien, die wir für unsere ehrgeizigen energie- und klimapolitischen Ziele brauchen und testen diese in den Reallaboren der Energiewende unter realen Bedingungen und im industriellen Maßstab“, erklärte Altmaier bei der Übergabe des Förderberscheides.

SmartQuart zeige beispielhaft, wie die Energiewende vom Stromsektor auch auf andere Sektoren übertragen werden kann. „Wir wollen zeigen, dass der Schritt in Richtung einer klimaneutralen Energieversorgung innerhalb eines Quartiers sowie im Zusammenspiel mit benachbarten Quartieren bereits heute technisch und wirtschaftlich möglich ist“, so der Leiter Neue Technologien/Projekte von innogy, Andreas Breuer.

Mit den Reallaboren der Energiewende werden zukunftsfähige Energietechnologien unter realen Bedingungen und im industriellen Maßstab erprobt. Dafür stellt das BMWi jährlich mehr als 100 Mio. € zur Verfügung.

Austausch von Energie und die intelligente Vernetzung innerhalb und zwischen den Quartieren

Bei SmartQuart geht es um eine durch Bürger getriebene Energie-, Wärme- und Mobilitätswende aus den Quartieren heraus. Ein wichtiger Faktor dabei sei die dezentrale Sektorkopplung auf kommunaler Ebene in Quartieren, um die Energiewende in den Bereichen Mobilität, Wärme und Strom umzusetzen. Dabei werden in den Quartieren unterschiedliche Lösungsansätze erarbeitet, die sich über die Quartiersgrenzen hinweg ergänzen.

„Zentrales Projektelement ist der Austausch von Energie und die intelligente Vernetzung innerhalb und zwischen den Quartieren. Verbrauch und Erzeugung werden dabei schon auf lokaler Ebene optimiert. Dabei werden die unterschiedlichen Sektoren innerhalb der Quartiere miteinander gekoppelt. So soll ein ganzheitliches, nachhaltiges und skalierbares Quartierskonzept für eine erneuerbare Energie- und Wärmeversorgung demonstriert werden“, erklärt der Projektleiter SmartQuart bei innogy, Philipp Werdelmann. Innogy investiert insgesamt mehr als 19 Mio. € im Projekt.

Partizipativer und Bürger einbeziehender Ansatz

Zentrales und den Projekterfolg sicherstellendes Alleinstellungsmerkmal des Projektes ist der partizipative und Bürger einbeziehende Ansatz. Die Bürger in den Quartieren werden von Beginn an in das Projekt eingebunden. Dazu sollen Bürgerforen und Austauschtreffen organisiert werden.

Zur Umsetzung der Energiewende im Quartier Bedburg wird auf eine „grüne“ lokale Quartiersenergie (Wärmeenergie und Haushaltsstrom) gesetzt. Die Energie wird vor Ort durch eine neue Windkraftanlage, die im Zuge einer Erweiterung des örtlichen Windparks entstehen wird, und in neuen Quartiers-PV-Anlagen erzeugt und im Quartier verbraucht. Zudem werden hocheffiziente zentrale und dezentrale (pro Haus) Wärmepumpen eingesetzt.

In der ländlich geprägten Verbandsgemeinde Kaisersesch soll ein wasserstoffbasiertes Microgrid aufgebaut werden. Dieses zeigt die gesamte Wertschöpfungskette von der Erzeugung, Umwandlung, Speicherung, Verteilung sowie Nutzung regenerativer Energie durch den Endverbraucher in den Sektoren Wärme, Strom, Mobilität und Industrie. So soll die erneuerbare Energie in das Energiesystem integriert werden.

Im Literaturquartier in Essen, dem ehemaligen Gelände der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ), entsteht ein neues Quartier bestehend aus Wohngebiet, Kleingewerbe, Büro- und Hotelgebäude. Durch eine PV- und Hybrid-PV-Anlage ist das hochverdichtete städtische Quartier in der Lage, selbst Energie zu erzeugen. Zudem werden durch Ladesäulen sowie e-Car- und Bike-Sharing neue Mobilitätsangebote gemacht und der Ausgleich von Verbrauch und Erzeugung durch Nutzung eines zentralen Quartiersspeichers und eines intelligenten digitalen Quartiers-Energie-Management optimiert.

Smart-City-SymbolbildLesen Sie unser Dossier: Smart City – Chancen für EVU?

Typische Quartiere von niedrig verdichteten ländlichen bis hin zu sehr hoch verdichteten städtischen Räumen

SmartQuart repräsentiert typische Quartiere von niedrig verdichteten ländlichen bis hin zu sehr hoch verdichteten städtischen Räumen. Durch die Abbildung dreier für Deutschland typischer Räume sind die Konzepte laut innogy auf andere Quartiere übertragbar. In allen drei Stadtquartieren beteiligen sich Bewohner, Energieversorger sowie lokale Technologieanbieter an der Umsetzung von SmartQuart.

Projektpartner sind neben innogy noch gridX, Hydrogenious LOHC Technologies, OFB Projektentwicklung, RWTH Aachen sowie die Stadt Essen, die Stadt Bedburg, die Verbandsgemeinde Kaisersesch und Viessmann. Assoziierte Partner sind RWE Power, Siemens und die H2 Mobility Deutschland.

„Wir wollen bei Wasserstofftechnologien die Nummer 1 in der Welt werden“

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