Industriespeicher rechnen sich noch nicht durch den klassischen Fall, bei dem Strom aus günstigem Einkauf oder eigener Erzeugung für den späteren Bedarf gespeichert wird. Die Stromspeicher müssten neben der Lastspitzenverschiebung im eigenen Betrieb auch am Regelenergiemarkt eingesetzt werden, um wirtschaftlich zu sein. Auf entsprechende Ergebnisse einer Studie des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) verweist die Kehler Energieberatung Energie Consulting GmbH (ECG), die anonymisierte Daten für die Analyse bereitgestellt hat.
Die Wissenschaftler haben anhand realer Lastgangdaten die Rahmenbedingungen für profitablen Batteriespeicher-Einsatz in der Industrie ermittelt. Für die Unternehmen sei das Ergebnis eine „wertvolle Hilfe bei Investitionsentscheidungen“, betont ECG.
Die Studie untermauert die Forderungen der Energiespeicherbranche, den „Multi-Use“ von Energiespeichern zu ermöglichen. Durch ihre vielfältigen Einsatzmöglichkeiten sind Energiespeicher in der Lage, unterschiedliche Fragestellungen in einer koordinierten Weise zu adressieren.
Große Batterie bedeutet nicht zwangsläufig großen Profit
Batteriespeicher ermöglichten es den Unternehmen, einen Beitrag zur Netzstabilität zu leisten, ohne dass dies einen negativen Einfluss auf die eigene Produktion hat. „Viele unserer Kunden nutzen den Regelleistungsmarkt – meist jedoch nicht ganz freiwillig“, sagt ECG-Geschäftsführer Prof. Jürgen Joseph erläutert. Zudem stehe der organisatorische Aufwand in Missverhältnis zur finanziellen Entschädigung und den Produktionseinbußen. „Auch die Berechnung der Netzentgelte anhand der maximalen Lastspitzen ist für viele Unternehmen ein Ärgernis. Mit Batteriespeichern könnten Unternehmen das Stromnetz entlasten helfen, ihre Energiekosten senken und trotzdem ihre Produktion gemäß den eigenen Bedürfnissen steuern“, so Joseph weiter.
Für die Netzbetreiber wären mehr Batteriespeicher ein dringend benötigter Zugewinn an Flexibilität: In Zeiten eines großen Angebots im Stromnetz könnten die Batterien aufgeladen werden, zu Zeiten großer Nachfrage würden Unternehmen ihren Energiebedarf aus den Batterien statt aus dem Netz decken. Solche Batterien gibt es bereits – doch bislang sei unklar gewesen, wie sie zu konzipieren und zu nutzen sind, damit der Einsatz profitabel ist, heißt es.
– Fritz Braeuer, KIT
Studienleiter Fritz Braeuer (KIT) betont, wie wichtig es für die richtige Investitionsentscheidung ist, das eigene Nutzungsprofil gut zu kennen: „Anhand der ECG-Daten konnten wir zeigen, dass die optimale Batteriegröße abhängig ist von der individuellen Lastnachfrage.“ Eine große Batterie bedeute nicht automatisch großen Profit. „Den optimalen Nutzen können Unternehmen generieren, wenn sie ihre Batterie zur Lastspitzenverschiebung nutzen und damit ihre Netzentgelte senken, und wenn sie zudem Kapazitäten auf dem Regelleistungsmarkt anbieten.“ Für Arbitrage Trading, also das Ausnutzen von Preisunterschieden im Stromhandel, eigneten sich Batteriespeicher in Deutschland derzeit hingegen nicht.