Gemeinsam mit der VW-Tochter Elli und Bosch untersuchen und testen der Verteilnetzbetreiber Stromnetz Berlin und der Übertragungsnetzbetreiber 50Hertz in einem Kooperationsprojekt, welcher Datenaustausch für die Einbindung von Elektroautos und flexiblen Verbrauchern erforderlich ist. Die Partner wollen zudem ermitteln, wie durch einen Verbund von Elektroautos Regelleistung erbracht werden kann. Die Laufzeit des gemeinsamen Projektes beträgt 18 Monate.
„Zukünftig werden in Deutschland Millionen von Elektroautos in die Verteilnetze integriert. Damit diese auch zur Systemsicherheit beitragen können, braucht es unter anderen den Datenaustausch zwischen allen Marktakteuren auf Basis der Smart-Meter-Infrastruktur“, sagt Thomas Schäfer, Geschäftsführer von Stromnetz Berlin. Smart Meter seien ein „wichtiger und notwendiger Schritt“ zur Umsetzung und Digitalisierung der Energiewende. Zusammen mit modernen Steuerungseinrichtungen unterstützten sie perspektivisch die sichere Integration neuer flexibler Verbraucher wie Elektromobilität in die Stromnetze und ermöglichten gleichzeitig diesen Kunden die Teilnahme am Strommarkt.
Auch bei 50 Hertz sieht man große Chancen in der Einbindung der Flexibilitäten. „Ein Verkehrssektor mit Millionen von Elektrofahrzeugen und einer vernetzten Ladeinfrastruktur hat das Potenzial, für den Ausgleich von Schwankungen bei der Stromerzeugung durch Wind- und Solarenergie einen wichtigen Beitrag zu liefern“, sagt Dirk Biermann, Geschäftsführer Märkte und Systembetrieb von 50Hertz. „Damit trägt die Nutzung dieser flexiblen Kapazitäten zur erfolgreichen Integration von Strom aus Windkraft- und Solaranlagen in das elektrische Gesamtsystem bei.“
Ladevorgang der Elektroautos beeinflussen, ohne dass Kunden Komforteinbußen haben
Das unter dem Namen „Internet-of-Energy“ firmierende Projekt sieht vor, zunächst die Funktionen der hochsicheren Smart-Meter-Gateway-Infrastruktur ausführlich zu testen. Die zentralen Kommunikationseinheiten des Messstellenbetreibers empfangen und speichern Daten und stellen sie den Netzbetreibern und weiteren Marktakteuren wie Stromlieferanten zur Verfügung. Kombiniert mit passender Steuerungstechnik könne so perspektivisch der Ladevorgang der Elektroautos beeinflusst werden, ohne dass die Kunden Komforteinbußen haben. Über die Smart Meter können Kunden Anreize erhalten, damit sie ihre Fahrzeuge und die Ladeinfrastruktur für Systemdienstleistungen zur Verfügung stellen. Die Gateways werden von den Messstellenbetreibern in Deutschland seit einigen Monaten unter anderem bei vielen Elektroauto-Besitzern mit eigener Lade-Infrastruktur installiert. Neben der Kommunikation über die Smart-Meter-Gateway-Infrastruktur sollen auch alternative Kommunikationstrecken getestet werden, die einen Datenaustausch direkt zwischen Ladeinfrastruktur, E-Auto, VNB und ÜNB ermöglichen.
Speicherkapazität der Akkus soll gebündelt an Regelleistungsmärkten angeboten werden
Durch die Einbindung der VW-Tochter Elli in das Gemeinschaftsprojekt sollen unter anderem die Voraussetzungen geschaffen werden, dass die Speicherkapazität von Elektroautos gebündelt wird und sie über Aggregatoren an den Regelleistungsmärkten teilnehmen können. In Zukunft ist auch eine Rückspeisung des in Autobatterien gespeicherten Stroms in die öffentlichen Stromnetze denkbar, wenn zeitweise nicht ausreichend Strom aus erneuerbaren Energien zur Deckung des Strombedarfs zur Verfügung steht (Vehicle-to-Grid). Die Bosch-Tochter IO ist auf technische Lösungen im Bereich Internet of things spezialisiert und bringt als Softwaresystemlieferant ihre Expertise an den Schnittstellen zwischen Übertragungs- und Verteilnetzbetreiber und Ladesäulen ein.
Hintergrund zum Thema:
Elektromobilität, Ladeinfrastruktur und das Netz: Aktuelle Entwicklungen