Die deutschen Energiekonzerne EnBW und RWE haben sich im Zuge der britischen Offshore-Ausschreibungen mit verschiedenen Projekten durchsetzen können. Die EnBW will gemeinsam mit der britischen bp mit Sitz in London im Rahmen einer 50:50 Partnerschaft gemeinsam Offshore-Windparks vorden Küsten Großbritanniens entwickeln. RWE wurde als bevorzugter Bieter für zwei benachbarte Standorte mit einer potenziellen Gesamtkapazität von 3.000 MW ausgewählt.

Die EnBW berichtet, dass man gemeinsam mit bp Zuschläge für zwei große Areale in der Irischen See erhalten hat, die als „die hochwertigsten Flächen“ in der ersten Offshore-Wind Flächenauktion in England und Wales seit zehn Jahren eingeschätzt würden. Die Partner planen, hier zwei Offshore-Windparks mit einer Leistung von insgesamt drei Gigawatt zu bauen und ab 2028 in Betrieb zu nehmen.

„Gemeinsam mit dem starken und im Offshore-Geschäft international erfahrenen Partner bp werden wir in Großbritannien, dem derzeit größten Offshore-Markt der Welt, einen weiteren großen Beitrag für eine klimafreundliche Energiezukunft leisten“, sagt Frank Mastiaux, Vorstandsvorsitzender der EnBW.

Noch ein weiter Weg bis zu tatsächlichem Bau der Windparks

(Graphik: EnBW)

Die Flächen zeichneten sich insbesondere durch überdurchschnittlich gute Windverhältnisse und eine günstige Genehmigungssituation aus, heißt es beim Karlsruher Konzern. Auch habe man im Vorfeld bereits einen Netzanschluss beantragen können. Die Kombination der beiden Flächen in unmittelbarer Nähe biete zudem umfassende Synergieeffekte bei Planung, Realisierung und späterem Betrieb. „Die Renditen aus der Offshore-Windkraft sind attraktiv und werden über Jahrzehnte hinweg beständig sein“, betont Dev Sanyal, bei bp Vorstandsmitglied für den Bereich Gas and Low Carbon Energy.

Die Liegenschaftsverwaltung der britischen Krone „The Crown Estate“ (TCE) hatte insgesamt vier Gebiete ausgewiesen, innerhalb derer sechs Projektflächen an Bieter vergeben wurden. Der Erwerb der Flächenrechte ist die notwendige Voraussetzung für die Entwicklung eines Offshore-Windparks. Nach der für ein Jahr angesetzten Prüfung der Umweltverträglichkeit werden EnBW und bp den Planungen zufolge einen Vertrag zur Reservierung der Fläche unterzeichnen und sich anschließend mit Stakeholdern vor Ort abstimmen, weiterführende Umwelt- und Naturuntersuchungen durchführen und die Genehmigung der konkreten Projekte beantragen.

RWE kommt mit rund 94.000 €/MW mit besonders günstigem Zuschlagspreis aus der Auktion

Erst mit dieser Genehmigung können sich die Partner um einen staatlich gesicherten Einspeisetarif als Contract-for-Difference-Vereinbarung (CfD) bewerben und den finalen Pachtvertrag für die Meeresfläche unterzeichnen. Auf dieser Grundlage sind dann noch die Investitionsentscheidungen beider Unternehmen zu treffen. Neben Großbritannien prüft die EnBW die Beteiligung an weiteren internationalen Offshore-Auktionen, darunter in USA und Taiwan.

(Graphik: RWE)

Auch RWE ist bei der Ausschreibung zum Zuge gekommen. Der durchschnittliche Preis zur Pacht der Standorte, für die das Unternehmen den Zuschlag erhalten hat, war laut RWE mit 82.552 GBP pro Megawatt (knapp 94.000 €/MW) und Jahr der niedrigste Zuschlagspreis im Rahmen der Auktion. Die bezuschlagten Standorte liegen auf der Doggerbank, einer Sandbank in einem flachen Bereich der Nordsee, 110 Kilometer von der Nordostküste Englands entfernt. In der Nähe entwickelt RWE mit Sofia bereits ein weiteres Offshore-Windprojekt auf der Doggerbank.

„Die beiden Standorte auf der Doggerbank passten „perfekt“ in das britische Offshore-Windportfolio von RWE, sagt Sven Utermöhlen, COO Wind Offshore Global von RWE Renewables. Sie befinden sich in der Nähe des Offshore-Windprojekts Sofia, wodurch man operative Synergien heben könne. In Abhängigkeit des Ergebnisses der Flora-Fauna-Habitat-Verträglichkeitsanalyse der Crown Estate kann auch RWE in voraussichtlich einem Jahr Pachtverträge für den Meeresboden mit der Crown Estate abschließen und die weiteren Schritte angehen. „In Abhängigkeit von der Verfügbarkeit des Netzanschlusses könnten die Projekte am Ende dieses Jahrzehnts vollständig in Betrieb gehen“, heißt es bei RWE.

(Übersicht über die Flächenvergabe; Quelle The Crown Estate, Darstellung: EUWID)

Beitragsbild: Dem Offshore Windpark Hohe See & Albatros will die EnBW weitere folgen lassen (Quelle: EnBW/ Fotograf Rolf Otzipka)

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