Die deutsch-schweizerische Energiedienst-Gruppe, Audi und Ineratec planen eine Power-to-Liquid-Pilotanlage zur Erzeugung von klimaneutralen Kraftstoffen am Wasserkraftwerk Laufenburg in der Schweiz. Energiedienst hat dafür eigenen Angaben zufolge bereits einen Bauantrag beim Kanton Aargau eingereicht. Mit dem Bau soll im Frühjahr begonnen werden. Es ist vorgesehen, bereits in diesem Jahr die ersten Liter synthetischen Diesels in Laufenburg zu produzieren. Gemeinsam werden die drei Unternehmen rund 3,5 Mio. € in den Aufbau der innovativen Pilotanlage investieren.
Die Power-to-Liquid-Anlage soll auf dem Kraftwerksgelände Strom aus Wasserkraft zu synthetischem Treibstoff und Wachsen transformieren. Sie besteht aus drei Containern und einem Trafohaus. Die Anlage hat nach Angaben von Energiedienst eine Kapazität von rund 400.000 Litern pro Jahr. Die Karlsruher Ineratec GmbH, eine Ausgründung des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT), stellt die mobile und dezentral einsetzbare Pilotanlage her.
Wasserstoff wird zu synthetischem Diesel und Wachsen verarbeitet
Der vor Ort im Wasserkraftwerk produzierte Ökostrom erzeugt durch Elektrolyse Wasserstoff, der mit CO2 aus biogenen Anlagen zusammengebracht und im Fischer-Tropsch-Verfahren zu Kohlenwasserstoffen synthetisiert wird. Die Kohlenwasserstoffe können zu synthetischem Diesel (e-fuels) für CO2-freies Autofahren und Wachsen, zum Beispiel für die Kosmetik- und Nahrungsmittelindustrie umgewandelt werden. Diese Produkte enthalten im Gegensatz zu aus Erdöl gewonnenem Diesel keine Schadstoffe. Der synthetische Diesel verbrennt zum Beispiel nahezu schwefelfrei. Zudem entsteht durch den Prozess Wärme, die für Industrieanlagen und Wärmeversorgung in Quartieren genutzt werden könnte.
Mit der Anlage kann folglich überschüssiger Strom aus erneuerbarer Erzeugung gespeichert werden und bei Bedarf Fahrzeuge mit herkömmlichen Verbrennungsmotoren antreiben. „Das Pilotprojekt ist ein gutes Beispiel für die Sektorkopplung in der Energiewende. Denn wenn es um die Reduktion des Kohlendioxidausstoßes und die effiziente Speicherung von erneuerbaren Energien geht, müssen die Sektoren Strom, Wärme und Mobilität zusammenspielen. Das funktioniert hier ausgezeichnet“, sagte Sabine von Manteuffel, Mitglied der Energiedienst-Geschäftsleitung.
Am Wasserkraftwerk Wyhlen entsteht Power-to-Gas-Anlage
Auch am eigenen Wasserkraftwerk in Wyhlen arbeitet Energiedienst zusammen mit dem Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) am Thema Wasserstoff. Hier entsteht eine sogenannte Power-to-Gas-Anlage, die ebenfalls mit Elektrolyse Wasserstoff erzeugt. Dieser wird allerdings nicht weiterverarbeitet, sondern dient direkt als Kraftstoff für Brennstoffzellenfahrzeuge, zum Beispiel Autos oder Züge.
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