Die Stadt Treuchtlingen kann bis 2035 einen Großteil ihres Energiebedarfs aus lokalen CO2-freien Quellen decken. Dies ist die zentrale Aussage eines vom Bayerischen Wirtschaftsministerium geförderten Energienutzungsplans, den Experten der Siemens AG sowie des Campus Feuchtwangen, einer Außenstelle der Hochschule Ansbach, erstellt haben. Über die Beauftragung hatten die Partner im vergangenen Herbst berichtet.
Die Experten erarbeiteten eine detaillierte Bestandsaufnahme der aktuellen und zukünftigen Versorgungssituation für Strom, Wärme und Kraftstoffe in der Region. Die Studie ermittelte bisher noch ungenutzte Potenziale verschiedener erneuerbarer Energiequellen für Treuchtlingen und Umgebung und prüfte darüber hinaus die Eignung des städtischen Stromnetzes für deren Integration. Des Weiteren konnten konkrete Wege aufgezeigt werden, wie der Transformationsprozess zur Dekarbonisierung der Energieversorgung zum Nutzen von Stadt und Bürgerschaft gelingen kann.
Großes Potential für Ausbau von erneuerbaren Energien, insbesondere Photovoltaik und Wind
„Die Stadt Treuchtlingen mit ihren umliegenden Ortsteilen bietet ein großes Potential für den Ausbau von erneuerbaren Energien, insbesondere Photovoltaik und Wind“, sagt Thomas Haupt, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Campus Feuchtwangen. Dadurch könne nicht nur der bestehende Stromverbrauch, sondern auch der zukünftig steigende Strombedarf durch die Elektrifizierung des Wärme- und Mobilitätssektors weitgehend abgedeckt werden. „Dabei liegt der Fokus nicht nur auf der Summe der erzeugten Energie, sondern auch auf der Gleichzeitigkeit von Erzeugung und Verbrauch.“
Die Studie bestätigt die Zielvorgabe der Stadt Treuchtlingen, dass die Wertschöpfung der erneuerbaren Energieerzeugung möglichst in der Region gehalten und der Ausstoß von Treibhausgasen sukzessive reduziert wird.
Konkrete Umsetzungsprojekte identifiziert
Neben dem erwarteten Zubau von PV- und Windanlagen spielten für die Stadt Treuchtlingen Sektorkopplungsprojekte eine wichtige Rolle auf dem Weg zu einer CO2-freien Energie-Versorgung. So legen die Ergebnisse der Studie beispielsweise nahe, die absehbaren Überschüsse an PV- und Windenergie durch eine Ausweitung der Ladeinfrastruktur für eine CO2-freie Mobilität zu nutzen. Als Standorte für dieses Angebot wurden der Parkplatz an der Altmühltherme sowie die Tankstelle an der Heusteige identifiziert. Letzterer könnte darüber hinaus angesichts seiner guten Verkehrsanbindung auch im Bereich Wasserstoff-Mobilität insbesondere für schwere Nutzfahrzeuge für die Region eine wichtige Rolle spielen.
Als weiteres Sektorkopplungsprojekt wurde die Altmühltherme identifiziert. Zusätzlich zu den bereits umgesetzten und geplanten Optimierungsmaßnahmen soll die Wärmebereitstellung durch ein Wärmepumpenkonzept ergänzt werden, um den für die Wärmebereitstellung notwendigen Erdgasverbrauch Schritt für Schritt zu reduzieren. Damit wird der Energiebedarf auf zwei Säulen – Wärmepumpen und Gas-BHKWs – verteilt und die Energieversorgung wirtschaftlich abgesichert. Mit der Entwicklung dieses Projekts wurde die Siemens AG beauftragt.
„Wichtig, das zukünftige Energiesystem ganzheitlich, über alle Sektoren, zu denken“
„Bei all diesen Projekten ist es wichtig, das zukünftige Energiesystem ganzheitlich, über alle Sektoren, zu denken“, sagt Gerd Hofmann, Koordinator und wissenschaftlicher Mitarbeiter des Campus Feuchtwangen. Da die Energieerzeugung aus den Erneuerbaren weniger gleichmäßig erfolgt als aus konventionellen Energieträgern, spielen Speichertechnologien und Sektorkopplung künftig eine besonders große Rolle. „Diese Möglichkeiten waren wesentliche Bestandteile der Studie – auch in Anbetracht der besonderen Netzsituation der Stadtwerke Treuchtlingen“, bekräftigt Siemens-Projektleiter Matthias Hammerl. „Die Entscheidung für eine CO2-freie Energieversorgung sowie deren Einsatz in allen relevanten Sektoren ist nicht nur technisch machbar, sondern wirtschaftlich sinnvoll und zukunftsweisend“, sagte Hammerl weiter. „Das hilft der Kommune resilienter zu werden und der Bürgerschaft sowie der Wirtschaft eine auf Dauer sichere Versorgung zur Verfügung zu stellen.“
Die Stadt zeigt sich mit den Ergebnissen der Machbarkeitsstudie in ihrem Ziel, Treuchtlingen bis 2035 weitestgehend klimaneutral zu gestalten, bestätigt. „Im Energienutzungsplan wurden konkrete Umsetzungsprojekte identifiziert, die einerseits die vielen erneuerbaren Energieanlagen sowohl in das städtische als auch in das übergeordnete Stromnetz integrieren sowie zeitgleich unseren städtischen Wärmebedarf und die kommunale Mobilität dekarbonisieren“, so Bürgermeisterin Kristina Becker bei der Abschlusspräsentation der Studie. „Dieser Transformationsprozess bedeutet für unsere Region sehr große Chancen für eine umweltfreundliche, kostenstabile und sichere Energiezukunft. Dabei müssen für die Stadt und die Bewohner neue Wege beschritten und angenommen werden.“
ContextCrew Neue Energie ist ein B2B-Brancheninformationsdienst, der die zentralen Trends und Entwicklungen rund um den Betrieb erneuerbarer Erzeugungsanlagen und Energiespeichern aufbereitet. Dabei richten wir uns an die Akteure entlang der gesamten Wertschöpfungskette von der Technologie über Planung und Errichtung von Anlagen, den Betrieb und der Vermarktung der erzeugten Energie bis hin zu Verwertung und/oder Rückbau von Anlagen.
- Wöchentlich veröffentlichen wir eine kompakte Ausgabe – gedruckt oder online als „Flippingbook“.
- Im digitalen Raum werden tagesaktuelle Information unmittelbar in sachbezogene Kontexte eingebunden. Dazu dienen Formate wie Blickpunkte, Dossiers und der Link-Kompass.
- Bitte beachten Sie: Neukunden von ContextCrew Neue Energie können bei Bestellung eines Jahresabos vor dem 1. September 2024 richtig viel Geld sparen. Mehr dazu hier.
Lesen Sie hier weiter:
Treuchtlingen will bis 2035 eine klimaneutrale Energieversorgung umsetzen