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Energiespeichersegmente entwickeln sich in der Pandemie sehr unterschiedlich

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Die Energiespeicherbranche konnte ihre Umsatzerlöse im Pandemiejahr 2020 um 800 Mio. € auf 7,1 Mrd. € steigern, allerdings fällt die Entwicklung je nach Segment sehr unterschiedlich aus. Das führte Jörg Blaurock von 3Energie Consulting im Auftrag des Bundesverbands Energiespeicher (BVES) bei einer Pressekonferenz im Vorfeld der internationalen Konferenz „Energy Storage Systems 2021“ aus. Für 2021 rechnet 3Energie Consulting mit einem weiteren Wachstum der Branche auf geschätzte 7,6 Mrd. €. Wachstumstreiber sind die Trends zu Systemintegration, flexibler Sektorenkopplung und Elektromobilität.

Während das Haushaltssegment auch im Corona-Jahr 2020 überproportional von diesen Trends profitieren konnte, musste die Sparte Industrie- und Gewerbespeicher pandemiebedingt einen Rückgang von etwa 20 Prozent hinnehmen. Auch dem internationalen Trend zum verstärkten Einsatz von Großspeichern in der Systeminfrastruktur entzieht sich Deutschland weiterhin. Dieses Marktsegment stagniert auf niedrigem Niveau. Der Trend zu Wasserstofflösungen findet in Deutschland ein schwieriges Umfeld vor, so dass Marktanwendungen im industriellen Maßstab sich noch nicht durchsetzen können. Eine gute Entwicklung zeigen dagegen thermische Speichersysteme, die insbesondere in der Industrie zunehmend Anwendung finden und zur Dekarbonisierung beitragen.

Haushaltssegment wächst im Pandemiejahr stark

Den größten Marktanteil in der Energiespeicherbranche hatte 2020 wieder das Haushaltssegment mit 3,5 Mrd. € und ist damit Wachstumstreiber der Branche. Nach Analyse der 3Energie Consulting nahm sowohl der Einsatz von Heim- als auch von Wärmespeichern stark zu. Gründe waren die in der Pandemie in den Fokus gerückten Themen wie Resilienz, Autarkie und Versorgungssicherheit. Neben dem Haushaltssegment haben diese Themen auch das Segment Gewerbe und Handel gestärkt.

In Deutschland wurden 2020 rund 120.000 Wärmepumpen eingebaut, im Vorjahr waren es noch 86.000. Die Umsätze mit Wärmespeichern stiegen gleichzeitig von 1,7 Mrd. € im Vorjahr auf 2,4 Mrd. € im Jahr 2020. Das Auslaufen der Förderung für den Ölheizungsaustausch im Jahr 2020 war laut 3EnergieConsulting der Haupttreiber für Umsatzwachstum. 30 Prozent der geförderten Wärmepumpen stammen aus diesem Programm. Als Trend macht das Unternehmen aus, dass der Anteil der Wärmepumpen im Neubau zurückgeht, während ihr Anteil im Bestandsbau steigt. Die eingeführte CO2-Steuer wird als zusätzlicher Treiber im Jahr 2021 für einen verstärkten Ausbau von Wärmepumpen gesehen. 3Energie Consulting erwartet einen Zubau zwischen 132.000 und 168.000 Wärmepumpen, damit könnte der Umsatz auf rund 2,6 Mrd. € steigen.

Nachfrage nach Heimspeichern steigt

Bei Heimspeichern lag der Zubau im Jahr 2020 bei rund 100.000 Stück, der Umsatz stieg von 660 Mio. € im Vorjahr auf 1,1 Mrd. € im Jahr 2020, für das laufende Jahr wird ein weiteres Wachstum auf dann 1,3 Mrd. € erwartet. Damit waren Ende 2020 nach vorläufigen Daten 285.000 Heimspeicher in den Haushalten installiert, die für eine Gesamtspeicherleistung von 1.210 MW und eine Bereithaltung von 2,3 GWh grünem Strom stehen. Das Wachstum fußt auf der steigenden Nachfrage nach Elektromobilität und Photovoltaikanlagen. Mittlerweile werden nahezu 70 Prozent der PV-Anlagen mit Heimspeicher verbaut, zusätzlichen Schub hat der Heimspeichermarkt durch die drohende Erreichung der 52-GW-Solarfördergrenze bekommen.

Urban Windelen, Bundesgeschäftsführer des BVES sieht in dem starken Zubau von Heimspeichern ein deutliches Signal, dass die Bürger in Haushalt, Gewerbe und Industrie zunehmend auf Speichertechnologien setzen wollen, um ihre Energieversorgung sicher, grün und kosteneffizient zu gestalten. Dieses Signal sollte endlich auch die deutsche Politik hören, die der hochinnovativen Speicherbranche endlich passende Rahmenbedingen für ihre Produkte geben sollte. „Allein auf den Netzausbau zu setzen und die Menschen in ein veraltetes Energiesystem zu quetschen, wird für eine erfolgreiche Energiewende nicht ausreichen“, so Windelen.

Speicher für Systeminfrastruktur auf stabilem Niveau

Die Umsätze im Segment der Speicher für die Systeminfrastruktur sind auf stabilem Vorjahresniveau. Pumpspeicher sind in diesem Segment weiterhin dominierend, es ist sogar eine leicht steigende Tendenz bei den Umsätzen mit Pumpspeichern auszumachen, da das internationale Geschäft ansteigt. Im Jahr 2019 wurden 1,9 Mrd. € mit Pumpspeichern erzielt, 2020 waren es 1,95 Mrd. € und für 2021 rechnet 3Energie Consulting mit 2,05 Mrd. €.

Bei Großbatteriespeichern gibt es hingegen eine abnehmende Tendenz, da die Preise für Primärregelleistung (PRL) keine auskömmlichen Projekte erlauben. Während im Jahr 2019 noch ein Umsatz in Höhe von 200 Mio. € mit Großbatteriespeichern erzielt wurde, sank er im Jahr 2020 auf 65 Mio. €, für 2021 werden nur noch 30 Mio. € erwartet. Speicher aus der Innovationsausschreibung zur Integration von erneuerbaren Anlagen könnten 2021 umsatzwirksam werden. Die geplante Umsetzung von Netzboostern könnte ab 2022 zu einer Umsatzsteigerung führen.

Der Umsatz von Großwärmespeichern ist von Großprojekten abhängig und schwankt somit stark. 2019 lag er bei 60 Mio. €, 2020 bei 40 Mio. € und für 2021 prognostiziert 3Energie Consulting 80 Mio. €.

Speicher für Industrie und Gewerbe verzeichnen deutlichen Umsatzrückgang

Industrie- und Gewerbespeicher sind weiterhin vielschichtig im Einsatz, vom Peak-Shaving über die Unterbrechungsfreie Stromversorgung (USV) und Notstromversorgung bis hin zur Optimierung von Industrieprozessen und Ladeinfrastruktur. Das Segment hat in der Pandemie allerdings am stärksten gelitten und verzeichnete einen Umsatzrückgang um 20 Prozent auf 1,31 Mrd. €. Die Industrie habe Aufträge verschoben oder storniert, zudem sei die Akquise neuer Projekte durch die Corona-Einschränkungen erschwert worden. Für 2021 erwartet das Beratungsunternehmen allerdings eine Umsatzerholung auf 1,480 Mrd. €. Treiber seien die E-Mobilität sowie die Verpflichtung zur Dekarbonisierung und der steigende CO2-Preis.

Erste Geschäftsansätze für Wasserstoff

Für Wasserstoff gibt es laut 3Energie Consulting erste Geschäftsansätze. Jedoch sind „Leuchtturmprojekte“ wie z.B. Reallabore weiterhin dominierend. Im Jahr 2019 wurden mit Wasserstoffanwendungen im Segment Industrie und Gewerbe 120 Mio. € erzielt, 2020 waren es 110 Mio. € und für 2021 werden 130 Mio. € erwartet. Im Segment Systeminfrastruktur steht der Markteintritt von Wasserstoff bevor. Der Umbau von Erdgas- zu Wasserstoffkavernen hat begonnen und Elektrolyseure für die Flexibilität im Energiesystem sind in Planung. Auch für Haushaltsanwendungen sind erste wasserstoffbasierte Energiekonzepte mit steigenden Umsatzzahlen ab 2020 im Markt.

Die Ziele der Wasserstoffstrategie werden die Nachfrage nach Elektrolyseuren ab 2022 stark steigen lassen, dann wird Wasserstoff verstärkt in der Großindustrie zum Einsatz kommen. Beim Bau von Elektrolyseuren passiert eine Menge, ab 2022 werden die Kapazitäten deutlich steigen.

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