Die Energiewende hat im laufenden Jahr einige unerwartete Wendungen genommen. Durch den Angriff Russlands auf die Ukraine sind die europäischen Energiemärkte ins Wanken gekommen. Explodierende Preise für Gas und Öl und ihre Rückwirkung auf die Preisentwicklung an den Strommärkten haben das gesamte Wirtschaftssystem in Mitleidenschaft gezogen.
ContextCrew Neue Energie verfolgt das Geschehen mit der Perspektive eines fossilfreien Energiesystems Woche für Woche. Im Folgenden haben zeichnen wir die Entwicklung der ersten sechs Monate anhand der Wochenübersichten zu den jeweiligen Ausgaben in kompakter Form nach.
Der Überblick über das erste Halbjahr und die 25 erschienenen Ausgaben von ContextCrew Neue Energie zeigt den starken Einfluss, den der am 24.Februar begonnene Ukraine-Krieg auf die Fragen nach dem Umbau des Energiesystems besitzt. Mit dem Start der neuen Bundesregierung stand zum Jahresbeginn bereits der Ausbau der erneuerbaren Energien im Fokus des politischen Handels. Die EEG-Novelle und weitere Gesetzes des „Osterpakets“ sollen den Weg zu einem stark beschleunigten Ausbau der Wind- und Solarenergie ebnen.
Nach dem Angriff auf die Ukraine rückten dann unmittelbare Versorgungsfragen in den Blickpunkt, die kurzfristig zu lösen sind. Im Zentrum steht die Frage nach Alternativen zu russischem Erdgas. Mit der Reaktivierung von Kohlekraftwerken sind Teile der Antwort für den Klimaschutz keine gute Nachricht. Erst sehr spät nahm die Bundesregierung die Impulse auf, heimische Bioenergie – insbesondere Biogas und Biomethan – als Teil der Antwort auf die akuten Herausforderungen wahrzunehmen.
Im Zuge der sich verschärfenden Energiekrise geht der Fokus nach Wahrnehmung vieler Kritiker auch noch viel zu wenig auf die grundlegenden Fragen der Einsparung von Energie. Energieeffizienz als konkreter Ansatzpunkt zur Senkung der Nachfrage nach (fossiler) Energie rückt erst im zweiten Halbjahr stärker auf die Agenda, viele politische und gesellschaftliche Gestaltungsräume sind hier noch ungenutzt.
Die 25 Ausgaben des ersten Halbjahrs im Überblick
In chronologischer Reihenfolge finden Sie nachstehend die kompakte Charakteristik des Wochengeschehens an den Energiewendemärkten, wie sie in ContextCrew Neue Energie abgebildet wurden.
12. Januar 2022: Energiezukunft ist jetzt: Erste Ausgabe von ContextCrew Neue Energie erschienen
Aus EUWID Neue Energie ist zum Jahreswechsel 2021/2022 ContextCrew Neue Energie geworden. Nun ist die erste gedruckte Ausgabe der Publikation erschienen – auch das E-Paper ist online. Die Bilanz des vergangenen Jahres, mit der wir uns im Titelbereich der ersten Ausgabe von ContextCrew Neue Energie befassen, fällt ernüchternd aus. Eine Auswertung des Fraunhofer ISE zeigt, dass die Energiewende nicht vorangekommen ist. Der Anteil der Erneuerbaren an der Stromversorgung ist spürbar gesunken. Sowohl Wind als auch PV litten unter einem meteorologisch bedingt schwachen Jahr. Aber es hapert eben auch am Ausbau der Erneuerbaren.
19. Januar 2022: Habecks bittere Wahrheit: „Müssen deutlich mehr in weniger Zeit tun“
Die Herausforderungen von Klimaschutz und Energiewende sind riesig. Und der neue Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) ist gut beraten, aufs Tempo zu drücken und gleichzeitig den in früheren Legislaturperioden entstandenen Rückstand zu betonen. Denn auch wenn die neue Bundesregierung jetzt entschlossen zu Werke geht: Bis die Maßnahmen greifen und vor allem spürbar werden, wird eine Menge Zeit vergehen. „Aber wir unternehmen alle Anstrengungen, um den Rückstand wettzumachen“, sagt Habeck. „Hierzu müssen wir die Geschwindigkeit unserer Emissionsminderung verdreifachen und deutlich mehr in weniger Zeit tun.“
26. Januar 2022: Zwei Gigawatt Windenergiezubau: Ein (zu) kleiner Fortschritt
Knapp zwei Gigawatt Zubau hat das Segment der Windenergie an Land im vergangenen Jahr in Deutschland erreicht. Die gute Nachricht: Der Zubau erholt sich weiter von seinem Tiefstand aus dem Jahr 2019, als er nur etwa halb so hoch war. Die schlechte Nachricht: Das aktuelle Niveau des Zubaus ist nicht ansatzweise kompatibel mit den Klimaschutzzielen. Die Fragen, die der Branche schwer im Magen liegen, sind im Kern die gleichen geblieben. Neben der Flächenverfügbarkeit stehen langatmige Verfahren im Fokus: Zwischen Planungsbeginn und Inbetriebnahme der Windenergieanlagen liegen teils epische Zeiträume. Zumindest hier scheint die neue Bundesregierung aber gewillt, schnell Abhilfe zu schaffen.
2. Februar 2022: Weltweite Investitionen in Energiewende von 755 Mrd. US-Dollar müssen sich kurzfristig verdreifachen
Die Investitionen in die weltweite Energiewende haben im vergangenen Jahr ein neues Rekordniveau erreicht. Das zeigen die jüngsten Auswertungen der Marktforscher von BloombergNEF. Die Daten zeigen aber auch, dass es noch eine Vervielfachung der Investitionen braucht, um das Tempo der Dekarbonisierung an die neuen Zielmarken der Politik und die Klimaschutzerfordernisse anzupassen.
9. Februar 2022: Industrie und Energiewirtschaft gehen gemeinsame Wege in die Energiezukunft
Die weltweite Nachfrage von Unternehmen nach Strom aus erneuerbaren Energien hat im vergangenen Jahr einen neuen Rekord beim Abschluss von Corporate-PPAs gebracht. Nach den jüngsten Erhebung von BloombergNEF sind im Jahr 2021 insgesamt 31,1 Gigawatt an Erneuerbaren-Leistung im Rahmen von Power Purchase Agreements vermarktet worden. Das sind mehr als 10 Prozent aller im letzten Jahr weltweit hinzugefügten Erneuerbaren-Kapazitäten. Mit der zunehmenden strategischen Bedeutung der Energie – und insbesondere der Grünstromverfügbarkeit – wachsen die Verbindungen von Energiewirtschaft und Industrie, die teilweise den Charakter einer Symbiose aufweisen, wie der Kreislaufwirtschafts-Ansatz der Zusammenarbeit von Salzgitter und Ørsted zeigt.
16. Februar 2022: Biokraftstoffe für die Energiewende: Wohin geht die Reise?
Die Nutzung von Biokraftstoffen steht vor deutlichen Verschiebungen. Während traditionelle Biokraftstoffe der ersten Generation bald ihren Höhepunkt erreicht haben dürften, verfügen Kraftstoffe auf der Grundlage biogener Rest- und Abfallstoffe über ausgezeichnete Perspektiven. Das wurde auf der Tagung „Kraftstoffe der Zukunft“ Ende Januar deutlich. Wie die jüngsten Marktentwicklungen zeigen, gewinnt insbesondere das Segment Bio-LNG schnell an Bedeutung.
23. Februar 2022: Grüner Wasserstoff: Kosten sinken – CO2-Vermeidungskosten bleiben aber ein Schwachpunkt
Noch vor wenigen Jahren galt grüner Wasserstoff vor allem als Hoffnungsträger für die Speicherung von Überschüssen bei der Erzeugung von Grünstrom. Inzwischen fußen nahezu sämtliche Szenarien für das zukünftige Energiesystem auf regenerativ hergestelltem Wasserstoff und Derivaten daraus, wenngleich die Studien H2 in Struktur und Umfang unterschiedliche Bedeutung beimessen. Aber ist der Fokus auf grünen Wasserstoff hinsichtlich der Klimaschutzziele richtig gelegt? Eine Analyse zeigt, dass es in der kurzen Frist zumeist bessere Alternativen gibt, um dem Klimaschutz zu dienen. In einer späteren Phase werde grüner Wasserstoff durchaus eine wichtige Rolle spielen, heutige Entscheidungen zur Ressourcen- und Investitionszuordnung müssten aber genau abgewogen werden.
2. März 2022: EEG-Novelle, Gaskrise und Ukraine-Krieg: Neuausrichtung des Energiemarkts
Der Angriff Russlands auf die Ukraine erschüttert die Weltgemeinschaft. Gleichzeitig verschärft er eine Debatte, die angesichts der Energiekrise in den vergangenen Wochen und Monaten bereits weit oben auf der Agenda angekommen war: Wie gelingt es, die Abhängigkeit der Energieversorgung von russischen Gaslieferungen zu verringern? Ein Referentenentwurf des BMWK für das EEG sieht für die Bereiche der Wind- und Solarstromerzeugung eine enorme Anhebung der Ausbaupfade vor. Die Novelle ist gemeinsam mit dem Wind-auf-See-Gesetz Teil des Osterpakets, das Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck bei seiner Eröffnungsbilanz Klimaschutz im Januar angekündigt hat.
9. März 2022: Welche Rolle kann heimisches Biogas als Alternative zu russischem Erdgas spielen?
Nach Kriegsbeginn in der Ukraine sortiert sich der Energiemarkt in Europa neu. Deutschland sucht nach Lösungen, sich aus der energiepolitischen Abhängigkeit von Russland zu lösen. In Brunsbüttel wurde jetzt die Absichtserklärung für die Errichtung eines LNG-Terminals unterzeichnet. Bis hier Lieferungen aus Drittstaaten abgewickelt werden können, kann aber noch einige Zeit ins Land gehen. Und auch aus klimapolitischer Sicht sind LNG-Importe umstritten. Heimische Lösungen wären zu bevorzugen. Und tatsächlich bieten Biogas und Biomethan hier einen wichtigen Ansatzpunkt.
16. März 2022: Entwürfe für EEG und WindSeeG: Weichenstellungen inmitten massiver Unsicherheit
Die Unsicherheit an den Energiemärkten ist in den vergangenen Wochen und Monaten in einer Weise gestiegen, die in dieser Form nicht vorhersehbar war. In dieser Situation die richtigen Stellschrauben zu drehen und angesichts einer akuten Energiekrise die mittel- und langfristig notwendigen Weichenstellungen vorzunehmen, ist Aufgabe der Politik. Mit dem ersten Teil des Osterpakets geht die Bundesregierung hier einen ersten wichtigen Schritt, der aus Sicht der Branchenverbände der regenerativen Energiewirtschaft aber zu kurz ausfällt.
23. März 2022: Erneuerbaren-Branche alarmiert: Viele Defizite bei Entwurf des EEG
Bis zum vergangenen Donnerstag konnten die Wirtschaftsverbände Stellung zum Entwurf des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) nehmen und haben dies in großer Zahl getan. Aus der Erneuerbaren-Branche kommt eine reservierte Bewertung. Der Schwung des Koalitionsvertrags ist in den bisherigen Ausarbeitungen des für die Branche zentralen Gesetzes nicht abgebildet. Nahezu aus jedem Segment der erneuerbaren Energien kommen alarmierte Eingaben: Das EEG ist in dieser Form nicht ausreichend, um die Ziele der Regierung umzusetzen – schon gar nicht unter Berücksichtigung der durch den Ukraine-Krieg verschobenen Grundordnung am Energiemarkt.
30. März 2022: Auf dem Weg zum „ersten Wasserstoff-Schnellweg in Deutschland“
Der Aufbau von Elektrolyseuren spielt im Zuge des Hochlaufs der Wasserstoffwirtschaft eine wichtige Rolle. Wie beim Ausbau der Erneuerbaren im Stromsektor muss aber auch beim grünen Wasserstoff die Netzinfrastruktur passen. RWE und OGE haben nun ein nationales Infrastrukturkonzept mit dem Namen „H2ercules“ entwickelt. Das 3,5-Mrd.-€-Projekt soll die Zentren der Wasserstofferzeugung im Norden mit den industriellen Endverbrauchern im Westen und Süden des Landes verbinden.
6. April 2022: Großbaustelle Wärmewende: Welche Rolle spielt die Biomasse?
Der Ukraine-Krieg hat die Defizite bei der Wärmewende in Deutschland schonungslos offengelegt. Viel zu groß ist die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern – und entsprechend weit ist der Weg bis zu einer effektiven Dekarbonisierung. Der Energiekonzern Vattenfall hat jetzt einen 12-Punkte-Plan zur Wärmewende präsentiert, der die Agenda für die Wärmewende aus Sicht der Gruppe zusammenfasst. Dabei geht es dem Konzern auch um die Perspektiven der Bioenergie. „Nachhaltige Biomasse ist ein knappes Gut“, hält Vattenfall fest. Sie müsse mittelfristig vor allem dort eingesetzt werden, wo sie energetisch den größten Nutzen stiftet und wo es weniger Alternativen zu ihr gibt. Aus Sicht von Vattenfall ist dies in der Industrie und in der netzgebundenen Wärmeerzeugung der Fall.
13. April 2022: Osterpaket: Vollgas für erneuerbare Energien – aber nicht für alle
Die Bundesregierung hat geliefert und das angekündigte Osterpaket wie versprochen vor Ostern im Kabinett verabschiedet. Insbesondere die darin enthaltene EEG-Novelle legt die Latte für den Ausbau der Erneuerbaren weit nach oben. Es gibt durchaus Anerkennung für das hohe Tempo, mit dem Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) Versäumnisse der vergangenen Jahre aufzuholen versucht. Gleichzeitig gibt es aber auch scharfe Kritik. Erkennbare Fortschritte gibt es bei der Windenergie an Land, hier wurden zuletzt etliche Hemmnisse adressiert, bis der Windausbau Fahrt aufnimmt, wird es aber noch eine Weile dauern. Auch bei der Photovoltaik stehen die Zeichen auf Expansion. Viel Kritik gibt es dagegen aus der Bioenergiebranche: Die Regelungen der geplanten Novelle kämen einem „Ausstiegspfad“ für den Bestand an Bioenergieanlagen gleich.
20. April 2022: Was bringt das „überragende öffentliche Interesse“ den erneuerbaren Energien?
Das Osterpaket der Bundesregierung hat durchaus ambivalente Reaktionen ausgelöst. Einig sind sich die Beobachter aus der Erneuerbare-Energien-Branche in einem Punkt: Der neue Grundsatz, nach dem die erneuerbaren Energien künftig im „überragenden öffentlichen Interesse liegen“, wird als wichtiges Element einer beschleunigten Energiewende wahrgenommen. Aber was bedeutet der künftige Status konkret? Das Kompetenzzentrum Naturschutz und Energiewende (KNE) hat sich in einer „Wortmeldung“ mit den rechtlichen Konsequenzen des „überragenden öffentlichen Interesses“ befasst.
27. April 2022: Kontroverse um EEG-Novelle: Wie wichtig ist die Wasserkraft für die Energiezukunft?
Dem Ausbau der Wasserkraft in Deutschland sind enge Grenzen gesetzt, gerade Fragen der Renaturierung und der Gewässerökologie haben schon in den vergangenen Jahren zu einer Kontroverse um Nutzen und Schaden der Wasserkraft – und hier insbesondere der Kleinwasserkraft – geführt. Auf der anderen Seite stehen die immensen Herausforderungen des Klimaschutzes. Und: Durch den Ukraine-Krieg gewinnt die heimische Energiegewinnung aus regenerativen Quellen noch einmal eine andere Gewichtung. Die „völlig unerwartete Neuausrichtung der Wasserkraftförderung passt überhaupt nicht in die Zeit, in der jede regenerative Kilowattstunde zählt, um die Importabhängigkeit im Energiesektor zu senken“, moniert etwa der LEE NRW mit Blick auf den EEG-Kabinettsbeschluss.
4. Mai 2022: Werden die Windenergie-Ausbauziele durch den Artenschutz zum Papiertiger?
Der Kabinettsbeschluss zum Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) hat die im Referentenentwurf formulierten Ausschreibungsmengen für die Windenergie noch einmal angehoben. Auf dem Papier steht damit ein massiver Anstieg des Zubaus der Windenergie in den kommenden Jahren. Doch aktuell sind die Weichen dafür noch nicht gestellt. Viel Bewegung gab es beim Thema Flächen, auch in Sachen Genehmigungen sollen mit dem „Sommerpaket“ konkrete Schritte folgen. Ein Sorgenkind aus Perspektive der Windenergiebranche bleibt aber der Artenschutz. Der Geschäftsführer des Bundesverbands Windenergie (BWE), Wolfram Axthelm, sieht in der Adressierung der offenen Fragen beim Artenschutz das „Fundament“ für die Zielerreichung beim Windenergieausbau, „weder Zubauvolumen noch Flächen helfen uns, wenn das Thema Artenschutz nicht geklärt ist“.
11. Mai 2022: Zehn Terawattstunden: PPA auf dem Weg in eine neue Dimension
Die Dimension ist gigantisch: Zehn Terawattstunden Grünstromlieferungen will der Erneuerbaren-Projektierer BayWa r.e. im Herbst ausschreiben und damit PPA auf eine neue Ebene führen. Das Unternehmen selbst spricht von einem „Wendepunkt“ für den PPA-Markt. Allzu viel ist noch nicht bekannt, wie das Münchner Unternehmen das Projekt realisieren wird, die Ausschreibungsbedingungen werden gegenwärtig erarbeitet. Die Ankündigung passt aber zur hochdynamischen Entwicklung, die das Thema langfristiger Abnahmeverträge für Strom aus erneuerbaren Energien inzwischen auch in Deutschland nimmt.
18. Mai 2022: „Teller-oder-Tank“-Debatte: Gift für das Investitionsklima in Deutschland?
Das politische Umfeld für die Erzeugung von Biokraftstoffen auf der Grundlage von Agrarrohstoffen trübt sich zunehmend ein. Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) kündigte einen Gesetzentwurf an, der die Nutzung solcher Rohstoffe für die Kraftstofferzeugung einschränkt. Auch die Länderumweltminister sehen Handlungsbedarf. Für die Unternehmen der Biokraftstoffbranche stellt sich das politische Umfeld als ein stetes „Hin und Her“ dar, das die Formulierung einer langfristigen Strategie zu einer großen Herausforderung macht. Die großen Player am Markt setzen vor diesem Hintergrund schon aus Gründen des Risikomanagements auf eine internationale Diversifizierung.
25. Mai 2022: REPowerEU und EEG: Der aktuelle Stand
In Berlin und Brüssel sind in der vergangenen Woche wichtige Weichenstellungen für die Energiezukunft vorgenommen und die weitere Ausrichtung debattiert worden. Die Europäische Kommission legte eine Konkretisierung ihres REPowerEU-Plans vor, in Deutschland befassten sich Bundestag und Bundesrat unter anderem mit Fragen rund um den Ausbau der erneuerbaren Energien.
1. Juni 2022: Grüner Wasserstoff und die Frage nach der Stromherkunft
Grüner Wasserstoff könnte künftig eine zentrale Rolle in der Energieversorgung spielen. Doch bis dahin ist es noch ein sehr weiter Weg. Eine zentrale Frage beim Aufbau der Wasserstoffwirtschaft ist, woher der für die Elektrolyse erforderliche Strom stammen soll. Wird der grüne Wasserstoff nicht im Zusammenhang mit einem deutlich forcierten Ausbau der Erneuerbaren produziert, ist der positive Effekt für den Klimaschutz zumindest sehr fraglich, womöglich ist der Effekt sogar negativ. Die Politik muss präzise abwägen, welcher Mechanismus sicherstellt, dass der Wasserstoffhochlauf Fahrt aufnimmt, ohne dass alternativen Anwendungen der Stecker gezogen wird.
8. Juni 2022: EEG-Novelle: Wie sich die Positionen von Bundesregierung und Bundesrat unterscheiden
141 Seiten umfassen die Stellungnahme des Bundesrats und die Gegenäußerung der Bundesregierung zum „Entwurf eines Gesetzes zu Sofortmaßnahmen für einen beschleunigten Ausbau der erneuerbaren Energien und weiteren Maßnahmen im Stromsektor“, wie das Opus rund um die Novelle des EEG mit vollem Namen lautet. Die Länder haben eine Vielzahl von Änderungen an den künftigen Förderbedingungen für Strom aus erneuerbaren Energien formuliert. In wesentlichen Punkten sieht die Regierung der Gegenäußerung zufolge aber keinen Anpassungsbedarf.
15. Juni 2022: Windenergie: Flächen, Lieferketten und das Problem der verlorenen Jahre
Wie wird das Ziel einer Bereitstellung von zwei Prozent Fläche für die Windenergie an Land erreicht? Das Bundeswirtschaftsministerium hat hierzu einen Plan entwickelt, der jetzt im Rahmen einer Formulierungshilfe kommuniziert wurde und noch vor der Sommerpause in Gesetzesform gegossen werden soll. Für die Politik, aber vor allem auch für die Stakeholder in der Wirtschaft ist das Gesetzgebungsverfahren ein Kraftakt. Die Verbände hatten nur ein Wochenende Zeit, Stellung zu beziehen. Zwar begrüßt die Branche das Tempo, das die Bundesregierung an den Tag legt, im Grundsatz. In einigen Bereichen drohe aber die Gefahr, dass das Tempo zu Lasten der Sorgfalt und Praxistauglichkeit der getroffenen Regelungen gehe.
22. Juni 2022: Gebäude und Industrie: Wärmewende steht aus – Technologien stehen bereit
Die Defizite der Wärmewende in Deutschland treten durch den Ukraine-Krieg in ihrem ganzen Umfang ins Blickfeld. Sowohl im Gebäudebereich als auch in der Industrie wurde in den vergangenen Jahren vielfach versäumt, verfügbare und wirtschaftliche „grüne“ Lösungen zu nutzen, auch weil die Rahmenbedingungen nicht entsprechend formuliert waren. Das BMWK holt nun weitere Instrumente aus dem Werkzeugkoffer, um die Gasnutzung in der Industrie zu senken. Für den Klimaschutz schmerzhaft ist dabei insbesondere die Substitution von Erdgas durch Kohlekraft.
29. Juni 2022: Klimaneutrales Stromsystem 2035: Welche Schritte sind zu gehen?
Die Bundesregierung hat in kurzer Zeit eine ganze Reihe von Korrekturen an den Rahmenbedingungen für die Energiewende auf den Weg gebracht. In der ersten Stufe steht die Beschleunigung des Ausbaus von Wind- und Solarenergie im Fokus, Systemfragen rücken erst Schritt für Schritt ins Blickfeld. Was es neben dem massiven Ausbau der Erneuerbaren in Sachen Umbau des Energiesystems zu beachten gibt, damit befasst sich eine neue Analyse von Agora Energiewende. Ein klimaneutrales System erfordert demnach neben dem Erneuerbaren-Ausbau „ein Maßnahmenportfolio zur Systemsicherheit und effiziente Lösungen im Umgang mit Netzengpässen“, heißt es in der Agora-Analyse. So müsse eine „umgehende Reform“ der Netzentgelte sicherstellen, dass beispielsweise die flexible Einbindung von Elektrofahrzeugen, Wärmepumpen, Elektrodenkessel und Elektrolyseuren angereizt wird.