Die Brennstoff- und CO2-Preisprojektionen des kürzlich veröffentlichten World Energy Outlook (WEO) der Internationalen Energieagentur (IEA) stützen steigende Strompreiserwartungen. Basierend auf den Commodity-Annahmen des WEO „New Policies Scenario“, haben die Energieökonomen der enervis energy advisors GmbH mit dem unternehmenseigenen europäischen Strommarktmodell eine entsprechende Strompreisentwicklung prognostiziert.
Ergänzt um weitere aktuelle Annahmen wurden die Rahmendaten des WEO-Szenarios in Strompreisprojektionen übersetzt.
Der World Energy Outlook (WEO) zeigt verschiedene Zukunftsperspektiven der Energiemärkte – in diesem Jahr mit besonderem Fokus auf der Stromwirtschaft – anhand von Szenarien auf, so die Managementberatung für die Energiewirtschaft. Im Zentrum des WEO stehe traditionell das so genannte „New Policies Scenario“, das angekündigte Politikmaßnahmen und -ziele in die langfristigen Marktprognosen einbezieht.
Die in diesem Szenario unterstellten Brennstoff- und CO2-Preispfade seien für eine Vielzahl energiewirtschaftlicher Studien und Szenariobetrachtungen wesentlicher und anerkannter Benchmark. Allerdings fehle es in der Publikation an Prognosen zur Entwicklung länderspezifischer Strompreise.
„Unsere Modellierungen zeigen, dass das Strompreisniveau in Deutschland in den nächsten Jahren mit hoher Wahrscheinlichkeit weiter steigen wird. Preistreibend wirken – neben den aus dem WEO unterstellten steigenden Brennstoff- und CO2-Preisannahmen – insbesondere strukturelle Entwicklungen. Ein absehbarer Ausstieg aus der Kohleverstromung bis Ende der 2030er Jahre im Verbund mit der Stilllegung der letzten Kernkraftwerke Ende 2022 zementiert den fundamentalen Trend zu steigenden Strompreisen“, so Mirko Schlossarczyk von enervis.
Basepreis wird 2025 bei etwas über 60 €/MWh gesehen
Der Basepreis wird 2025 bei etwas über 60 €/MWh gesehen und auch in den Folgejahren leicht steigend prognostiziert. Allerdings könne der, im Hinblick auf das 65 Prozent-Ziel, weitere kontinuierliche Ausbau erneuerbarer Energien, der nicht mehr nur allein in einem Vergütungssystem à la EEG sondern auch außerhalb eines Förderregimes finanziert werde, spürbar preisregulierend wirken. Für die nachfolgenden Jahre bis 2040 sehen die enervis-Experten in dem betrachteten Szenario daher den Basepreis in einem Korridor von 60 bis 65 €/MWh.
Unterjährige Volatilität der Stundenstrompreise kann ab etwa Anfang der 2020er Jahre deutlich zunehmen
Allerdings sollte diese Entwicklung nicht darüber hinwegtäuschen, dass, unter dem heute absehbaren Strommarktdesign, die unterjährige Volatilität der Stundenstrompreise ab etwa Anfang der 2020er Jahre deutlich zunehmen kann, so enervis, und die meteorologischen Abhängigkeiten werden bei wachsenden Wind- und Solarkapazitäten steigen. Flankierend führe ein deutlicher Kapazitätsrückgang bei Kohle- und Kernkraftwerken zu geringerer gesicherter Kraftwerksleistung.
World Energy Outlook: Schicksal der Weltenergie liegt in den Händen der Politik