Die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Rat der Stadt Essen setzt sich dafür ein, dass Bioabfälle in Essen zukünftig vergärt anstatt wie bisher kompostiert werden. Das geht aus einem Antrag der Fraktion hervor, der am 6. November im Umweltausschuss beraten wurde. Am 28. November soll der Rat der Stadt Essen über den Antrag entscheiden.
Dem Antrag zufolge soll die Verwaltung ermitteln, ob sich die in Essen erfassten Bioabfälle aus Klimaschutzgründen in einer Vergärungsanlage mit Biogas-Nutzung und anschließender Kompostierung verwerten lassen. Mit der Bioabfall-Vergärungsanlage der AHE GmbH in Witten stehe ene moderne Anlage zur Verfügung, die freie Kapazitäten für sämtliche Essener Bioabfälle hätte. „Verglichen mit den deutlich weiter gelegenen derzeitigen Bioabfallkompostierungsanlagen für die Essener Bioabfälle in Lünen und Coesfeld würden sogar viele Lkw-Transport-Kilometer gespart“, sagte die Fraktionsvorsitzende Hiltrud Schmutzler-Jäger. Theoretisch ließen sich die Müllfahrzeuge sogar mit dem gewonnen Biogas als Treibstoff betreiben.
Bessere Auslastung bestehenden Biogasanlage oder Neuerrichtung?
Zu prüfen wäre aber auch, ob sich nicht ein neues Geschäftsfeld für die Essener Stadtwerke und Entsorgungsbetriebe gegebenenfalls im Verbund mit Kommunalunternehmen benachbarter Kommunen ergeben könnte. So könnte eine interkommunale Bioabfallvergärungsanlage auch in Eigenregie betrieben und das Biogas vermarktet werden.
Auf jeden Fall sollte sich die Stadt um eine bessere Erfassung von Bioabfällen kümmern. Verglichen mit andern NRW-Großstädten werden in Essen im Schnitt deutlich geringere Abfälle durch die Biotonne gesammelt. Ein Großteil der Essener Bioabfälle gelangt stattdessen in die Karnaper Müllverbrennungsanlage. Die Behandlungskosten liegen hier allerdings höher als bei einer Vergärungsanlage. So könnten durch eine bessere Bioabfallerfassung sogar die Müllgebühren gesenkt werden. Als Maßnahme steht dazu insbesondere ein Anschluss- und Benutzungszwang für Biotonnen zur Diskussion.
Erfassung von Bioabfall soll optimiert werden
Laut dem Sachstandsbericht zur Bioabfallsammlung in NRW des Umweltministeriums vom 6. April 2018 werden in Essen deutlich weniger Mengen an Bio- und Grünabfällen erfasst als in anderen Großstädten in NRW. Mit ca. 58 kg je Einwohner liegt die in Essen erfasste Menge an Bio- und Grünabfällen deutlich unter dem Mittelwert der NRW-Großstädte von 66 kg je Einwohner (Stand: 2016). Die in Essen erfassten Mengen an Bio- und Grünabfällen sind auch weit vom Leitwert des NRW-Umweltministeriums für das Jahr 2016 von 70 kg je Einwohner und vom Zielwert des Umweltministeriums für das Jahr 2021 von 90 kg je Einwohner entfernt.
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