Der Bedarf an öffentlichen Ladesäulen ist geringer als viele denken. Das hat eine von der Energieversorgung Mittelrhein (evm) in Auftrag gegebene Untersuchung des Beratungsunternehmens Ecolibro ergeben. Das Koblenzer Unternehmen hat ein Ladeinfrastrukturkonzept beispielhaft für die Städte Koblenz, Lahnstein und Bendorf sowie die Verbandsgemeinde Vallendar erstellen lassen.
„Wenn es um den Ausbau der Elektromobilität geht, dann wird schnell der Ruf nach weiteren öffentlichen Ladestationen laut. Doch ist es überhaupt sinnvoll, vor jedes Rathaus, auf jedem Parkplatz und an anderen Stellen Ladesäulen zu installieren? Diese Frage wollten wir seriös und fundiert beantworten“, berichtet Projektleiterin Claudia Probst von der evm.
Das Ergebnis der Studie: An lediglich vier Standorten gibt es einen potenziellen Bedarf für öffentliche Ladesäulen und zwar im Bereich der Universität Koblenz, auf der Horchheimer Höhe, im Bereich des Koblenzer Hauptbahnhofs sowie in der Nähe der Hochschule WHU in Vallendar. Nach Angaben des Studienautors Michael Schramek sind die Ergebnisse durchaus auf die restlichen Quartiere im evm-Gebiet übertragbar. „Anhand unserer Ergebnisse können andere Städte und Gemeinden Rückschlüsse auf die Situation in ihren Orten ziehen. Generell lässt sich festhalten, dass sich in ländlich strukturierten Gebieten öffentliche Ladesäulen kaum wirtschaftlich betreiben lassen“, so Schramek.
Eine wichtige Erkenntnis sei zudem, dass Besitzer von E-Autos vor allem dort laden werden, wo ihr Fahrzeug längere Zeit steht – also im Wesentlichen zu Hause oder an der Arbeitsstätte. Kaum aber, wenn sie einkaufen, zum Arzt gehen oder etwas anderes in der Stadt erledigen. Nicht zuletzt für größere Arbeitgeber könnte es daher im Sinne der Mitarbeiter sinnvoll sein, Lademöglichkeiten auf Betriebsparkplätzen zu schaffen.
Das Projekt wurde im Rahmen der Förderrichtlinie Elektromobilität vor Ort mit insgesamt 50.000 € durch das Bundesverkehrsministerium gefördert.