Die niedersächsische Stadt Varel hat jetzt die Baugenehmigung für einen Hybridgroßspeicher in der Stadt erteilt. Mit dieser Gesamtgenehmigung sei nun die Grundlage für eine zügige Umsetzung des Projekts vorhanden, teilte der Oldenburger Energieversorger EWE mit. Der Großspeicher soll von der Be.storaged GmbH des EWE-Konzerns als künftigem Betreiber der Anlage sowie den japanischen Batterie- bzw. Steuerungsanbietern Hitachi Chemical, Hitachi Power Solutions und NGK Insulators gebaut werden und im Herbst dieses Jahres ans Netz gehen.
Das Projekt soll Strom aus regenerativen Quellen in großem Maßstab zwischenspeichern und so eine optimale Verwertung des regional erzeugten Stroms sicherstellen. Die Arbeiten an den Fundamenten seien seit der Teilbaugenehmigung im Dezember 2017 bereits in vollem Gange, berichtete EWE. Bei dem Vorhaben werden demnach zwei bereits bekannte und getestete Technologien für Stromspeicherung kombiniert. Der neuartige Ansatz des Projektes liege insbesondere im gemeinsamen Einsatz dieser Speichermedien, erklärten die Beteiligten.
Hybridspeicher hat Leistung von 11,5 MW und Kapazität von 22,5 MWh
Zum Einsatz kommen Natrium-Schwefel-Batterien (NAS) des Herstellers NGK Insulators sowie Lithium-Ionen-Batterien des Herstellers Hitachi Chemical und Steuerungstechnik des Unternehmens Hitachi Power Solutions. Die Lithium-Ionen-Batterien werden EWE zufolge eine Gesamtleistung von 7,5 MW und eine Kapazität von 2,5 MWh haben. Die Leistung der Netrium-Schwefel-Batterien bezifferte EWE auf 4 MW, die Kapazität liegt bei 20 MWh. Der in dieser Art bisher einzigartige Speicher kann bei Bedarf bis zu 11,5 MW Leistung ins Stromnetz abgeben oder aus dem Netz aufnehmen. Insgesamt kann er mit bis zu 22,5 MWh Strom rechnerisch etwa den Strombedarf aller Haushalte der Stadt Varel mit rund 25.000 Einwohnern für rund fünf Stunden decken.
Dabei wird die Lithium-Ionen-Batterietechnologie für die schnelle Be- und Entladung eingesetzt, während die Natrium-Schwefel-Batterietechnologie eine sehr große Kapazität bereitstellt, die jedoch im Vergleich deutlich langsamer reagiert. Beide Batterien werden in Containern errichtet und über separate Wechselrichter an eine Schaltanlage des 20 kV Netzes angeschlossen. Die (bisher in dieser Form einmalige) Kombination und intelligente Steuerung beider Technologien optimiert die Anlage für ihren geplanten Einsatzzweck: Sie soll mit Blick auf die fortschreitende Energiewende praktische Erfahrungen und neue Erkenntnisse über den Ausgleich von Stromerzeugung und Strombedarf liefern. Die Steuerung des gesamten Batteriesystems erfolgt über ein Energiemanagementsystem, das mit den Handelssystemen und dem virtuellen Kraftwerk von EWE verbunden ist.
Für die Errichtung des gesamten Batteriesystems wird eine Fläche von ca. 4.000 Quadratmetern benötigt. Diese steht EWE in unmittelbarer Umgebung des Umspannwerks Varel zur Verfügung. Die Wahl des Standortes für diese Demonstrationsanlage fiel auf den Nordwesten Deutschlands, weil hier der Ausbau der erneuerbaren Energien bereits stark vorangeschritten ist. Deshalb lassen sich die zukünftigen Bedingungen in von der Energiewende geprägten Energieversorgungssystemen in unserer Region ideal erkunden und praktisch erproben. Der Hybridgroßspeicher wird eingebunden in das EWE-Projekt enera, mit dem das Unternehmen die Digitalisierung der Energiewende praktisch in der Region erproben will.
Japanische Wirtschaftsförderung trägt Kosten von 24 Mio. €
Die Projektierungs- und Baukosten des Speichers in Höhe von rund 24 Mio. € werden komplett aus den Fördermitteln des japanischen Staates bestritten. Damit trägt die japanische Wirtschaftsförderungsbehörde NEDO mit 24 Mio. € den weit überwiegenden Teil der Investitionssumme. EWE bringt Leistungen im Wert von rund 3 Mio. € ein und trägt mit energiewirtschaftlichem Know-how maßgeblich zur Projektumsetzung bei und wird die Anlage auch nach Ablauf der dreijährigen Demonstrationsphase weiterbetreiben.