Der Energiedienstleister EWE baut im brandenburgischen Rüdersdorf bei Berlin in rund 1.000 Metern Tiefe einen Kavernenspeicher im Salzgestein, um dort erstmalig 100 Prozent Wasserstoff einzuspeichern. Baubeginn ist Anfang kommenden Jahres. Das gab EWE-Chef Stefan Dohler Mitte Dezember auf einer Online-Pressekonferenz bekannt. Der Bau der 500 Kubikmeter großen Testkaverne dauert voraussichtlich 18 Monate. „Wir erhoffen uns in der zweiten Jahreshälfte 2022 insbesondere Erkenntnisse darüber, welchen Reinheitsgrad der Wasserstoff nach dem Ausspeichern aus der Kaverne hat. Dieses Kriterium ist besonders wichtig für die Wasserstoffanwendung im Mobilitätssektor“, so Dohler.
Bei dem Forschungsprojekt kooperiert EWE mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR). Das DLR-Institut für Vernetzte Energiesysteme in Oldenburg untersucht unter anderem die Qualität des Wasserstoffs während des Speicherns und nach der Entnahme aus der Kaverne. Das Investitionsvolumen des Projektes mit dem Namen HyCAVmobil beläuft sich auf rund zehn Mio. € – vier Millionen davon sind EWE-eigene Mittel. Die restliche Summe erhalten EWE und das DLR im Rahmen des Nationalen Innovationsprogramms Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie als Förderung vom Bundesverkehrsministerium.
Erkenntnisse lassen sich auf größere Kavernen übertragen
Die Erkenntnisse, die die Forschungskaverne liefert – sie hat mit 500 Kubikmetern etwa das Volumen eines Einfamilienhauses – können EWE zufolge problemlos auf Kavernen mit dem 1.000-fachen Volumen übertragbar werden. „Ziel ist es, in Zukunft Kavernen mit Volumina von 500.000 Kubikmetern – in denen der Eiffelturm Platz fände – zur Wasserstoffspeicherung zu nutzen“, erklärte der EWE-Ingenieur Paul Schneider.
Potenzielle Nutzer von Wasserstoff sind Stefan Dohler zufolge alle Unternehmen, die sich die Frage stellen, wie sie ihre Geschäftstätigkeit klimaneutral machen können. „Als Energiedienstleister sieht EWE sich dabei in besonderer Verantwortung. Die Energiewirtschaft muss der Industrie und anderen privaten wie gewerblichen Verbrauchern alternative und möglichst CO2-freie Energie anbieten“, betonte Stefan Dohler.
EWE sucht Partner aus Industrie und Wirtschaft
Als Energieversorger ist EWE unter anderem bereits im Bereich der Energieerzeugung, der großtechnischen Erdgasspeicher- und Transportinfrastruktur aktiv. Auch in Nordwestdeutschland verfügt EWE über Kavernen, die sich perspektivisch zur Speicherung von Wasserstoff eignen könnten. „Damit ist EWE entlang der Wertschöpfungskette des Wasserstoffs als Systemintegrator prädestiniert. Wir können perspektivisch zum Beispiel den Spediteur in der eigenen Region wie auch den Stahlproduzenten rundum mit Wasserstoff versorgen und mit Know-how zur Seite stehen“, sagte Schneider.
Als ambitionierter Wasserstoff-Versorger, der über die eigene Region hinaus wirkt, sucht sich EWE dafür geeignete Partner aus Industrie und Wirtschaft, um den Wasserstoff-Markt auf der Angebots- wie auf der Nachfrageseite aufzubauen.
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