Kälteerzeugung ist der weltweit am stärksten wachsende Energieverbraucher im Gebäudesektor. Allein in Deutschland verursache die Kälteversorgung jährlich rund 16 Prozent des Strombedarfs sowie über 20 Mio. Tonnen CO2, berichtet das Berliner Unternehmen Factor4Solutions. Das Start-up hat nun eine Lösung entwickelt, mit der sich der Energieverbrauch von Kältesystemen – je nach Installation – erheblich um 40 bis 75 Prozent verringern lassen soll.
Ein großes Problem bei der Kälteerzeugung sei, dass Rückkühlwerke und Pumpen „unerkannt oft genauso viel Strom verbrauchen wie die Kälteerzeuger selbst“, heißt es. Zudem finde die Optimierung des Strombedarfs häufig nur auf Komponenten-Ebene und genauso oft nur für einen, in der Planung definierten Betriebszustand statt, der typischerweise in weniger als drei Prozent aller Betriebsstunden vorliege. „Die Folge ist ein unnötiger Verbrauch an Elektroenergie von bis zu 90 Prozent in vielen Betriebsstunden.“
Offline-fähiges System auch für kritische Infrastrukturen geeignet
Factor4Solutions hat nach eigenen Angaben eine vollautomatisierte KI-gestützte Softwarelösung entwickelt. Sie sei „hersteller- und technologieoffen, problemlos skalierbar und lässt sich sowohl im Bestand als auch im Neubau einsetzen“, heißt es. Ein weiterer Vorteil liege darin, dass die Lösung als stand-alone, offline-fähiges System funktioniere und daher auch für kritische Infrastrukturen geeignet sei.
Die Software betrachte den Betrieb aller für die Kältetechnik relevanten Komponenten und damit deren energetische Betriebsaufwendungen (Strom, Wärme, Wasser etc.) gemeinsam. Dazu erstellt die Lösung einen digitalen Zwilling des jeweiligen Kältesystems, über den sich sowohl in Echtzeit bzw. parallel zum Betrieb als auch situativ errechnen lasse, wie sich die einzelnen Komponenten verhalten müssen, um die maximale Effizienz des Systems zu erzielen.
Effizienzbasierter Systembetrieb senkt Kosten, Stromverbrauch und Emissionen
Die Kälteerzeuger sowie alle Hilfsaggregate würden nicht mehr nach fester Reihenfolge (Grund- und Spitzenlast) eingesetzt, sondern effizienzbasiert, abhängig von den Witterungsbedingungen und der geforderten Leistung über standardisierte Protokolle von der Lösung freigegeben und geregelt. „Damit erreicht die vollautomatisierte Systemmanagerin in jeder Lastsituation den effizientesten Systembetrieb“, heißt es. Die Anwender könnten dabei ihre gewünschte Zielgröße für die Optimierung individuell vorgeben – z.B. Kosten, Stromverbrauch oder CO2-Emissionsminderung.
Kerngeschäft von Factor4Solutions ist den Angaben des Unternehmens der Betrieb der Software bei den Kunden, die die Hardware kaufen und die Software im Lizenzmodell nutzen. Die Erlöse für Factor4Solutions und damit die Kosten für die Kunden ergäben sich anteilig aus den erreichten Einsparungen.
Aktuell arbeite das Team von Factor4Solutions an einer Adaption seiner Lösung, die dann auch Wärmeerzeugungsanlagen mit Wärmepumpen die gleichen Vorteile biete.