Die N-Ergie Netz GmbH setzt künftig auf flexible Netzanschlussvereinbarungen. Mit so genannten Flexible Connection Agreements (FCAs) könnten weitere größere Erzeugungsanlagen an das bereits hoch ausgelastete Stromnetz in der Region angeschlossen werden, berichtet der Nürnberger Versorger. Grundlage ist eine erst zu Beginn des Jahres neu eingeführte Regelung nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG).
Unter den Verteilnetzbetreibern gehöre die N-Ergie Netz GmbH damit deutschlandweit zu den Vorreitern. Ab dem 1. Mai 2025 bietet das Unternehmen individuelle Vereinbarungen zwischen Netz- und Anlagenbetreibern im Anmeldungsprozess standardmäßig an. Unter definierten Bedingungen könnten somit in besonders ausgelasteten Netzregionen weitere neue Anlagen mit einer Leistung von über 30 Kilowatt (kW) bereits vor dem dafür notwendigen Netzausbau ins Netz integriert werden, heißt es.
Netzanschluss-Prüfung ergibt häufig keinen ortsnahen Verknüpfungspunkt
Auch aufgrund des rekordmäßigen Zubaus von Photovoltaik-Anlagen in den Jahren 2023 und 2024 ist das Hochspannungsnetz der N-Ergie Netz GmbH insbesondere in sonnenreichen Zeiten stark durch Einspeisung beansprucht. In zunehmendem Umfang müssen deshalb EE-Anlagen gezielt in ihrer Leistung reduziert werden, um Leitungen und Transformatoren vor Überlastung zu schützen. „Das hat auch Auswirkungen auf den Anschluss weiterer Erzeugungsanlagen“, betont N-Ergie.
Die überwiegende Mehrzahl aller Einspeiseanfragen werde bei der N-Ergie Netz GmbH direkt vor Ort ermöglicht. Für private „Standard-PV-Anlagen“ mit Leistungen unter 30 kW (2024: 90 Prozent aller Anfragen) wird demnach der bestehende Hausanschluss als Netzverknüpfungspunkt zugewiesen.
Ist allerdings die nach genauen gesetzlichen Vorgaben durchzuführende Prüfung des „technisch und wirtschaftlich günstigsten“ Netzverknüpfungspunkts erforderlich – das betrifft alle Anlagen mit einer Leistung von über 30 kW – komme es im Ergebnis je nach Region häufiger dazu, dass zunächst kein ortsnaher Anschluss an das Stromverteilnetz ermittelt werden könne, so N-Ergie weiter.
Biomasse-Anlagen und Windkraft-Anlagen können angeschlossen werden
Für Netzregionen, in denen dies der Fall ist, seien FCAs eine Option, um dennoch einen ortsnahen Verknüpfungspunkt zu erhalten. So könnten etwa weitere Windkraft- oder Biomasse-Anlagen ans Verteilnetz angeschlossen werden, indem eine Einspeisung während der PV-Spitzenzeiten bis zum erfolgten Netzausbau vorübergehend ausgeschlossen wird. „Diese Ausschlusszeiten überlappen aufgrund des bestehenden Überangebots zu einem großen Teil und in immer stärkerem Umfang mit den Zeiten negativer Strompreise an der Börse.“
Auch weitere große Photovoltaik-Anlagen könnten innerhalb der Engpass-Regionen mithilfe von FCAs angeschlossen werden – wenn sie beispielsweise für den reinen Eigenverbrauch konzipiert werden. Kombiniert mit einem Batteriespeicher oder beispielsweise mit einer Ost-West-Ausrichtung von Modulen können Anlagen dahingehend optimiert werden.
Investitionen von 1,3 Mrd. Euro im N-Ergie-Netz bis 2030 geplant
Immer häufiger werde im Netzgebiet der N-Ergie Netz GmbH zeitweise ein Vielfaches des regional benötigten Stroms erzeugt. Für den Abtransport der vor Ort nicht benötigten Strommengen müssten die Kapazitäten im Stromverteilnetz massiv ausgebaut werden. Die N-Ergie Netz GmbH verstärkt deshalb beispielsweise bestehende Hochspannungsleitungen und errichtet neue Umspannwerke. Allein bis 2030 plant die N-Ergie Netz GmbH nach eigenen Angaben mit Investitionen von rund 1,3 Milliarden Euro in ihr Stromnetz.
Die wesentlichen Maßnahmen sind im 2024 veröffentlichten Netzausbauplan dokumentiert. Bis 2028 sind rund 100 Baumaßnahmen vermerkt, die das Stromnetz substanziell stärken. Eine entscheidende Rolle spiele dabei auch eine verstärkte Verbindung zum Höchstspannungsnetz. Der Übertragungsnetzbetreiber Tennet plane hierzu neue Netzkuppelstellen, die jedoch erst langfristig zur Verfügung stehen. Das Stromnetz der N-Ergie Netz GmbH umfasst Hoch-, Mittel- und Niederspannungsleitungen und ist rund 29.000 Kilometer lang.