Die zentral koordinierte Nutzung dezentraler Energieerzeugungs- und Speicheranlagen in einer Stadt ist sinnvoll und auch bereits technisch umsetzbar. Dieses Fazit ziehen die Hertener Stadtwerke und ihre Projektpartner nach über vier Jahren für das Forschungsprojekt „Stadt als Speicher“. Das Projekt erprobte die Möglichkeit, ohne Einschränkungen für die Verbraucher Energieerzeugung und -verbrauch intelligent zu steuern. Es wurde erforscht, wie Erzeugungs- und Speicheranlagen vernetzt werden können, damit die zur Verfügung stehende Energie optimal genutzt wird.
Dafür wurden bereits bestehende Anlagen „smart“ gemacht: Im Feldversuch übermittelten sie Daten an eine zentrale Koordinationsstelle und konnten auch von dort aus gesteuert werden. In diesem so genannten „Lastverschiebungsmanagementsystem“ werden Fahrpläne erstellt und alle Optimierungen vorgenommen. Neben den Hertener Stadtwerken waren die die TU Dortmund, die Universität Duisburg-Essen, das Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik (Umsicht), die Stadtwerke Wunsiedel sowie Bittner und Krull und Bosch beteiligt, berichten die Hertener Stadtwerke in einer Mitteilung.
In den Feldversuch in Herten eingebunden waren die Blockheizkraftwerke im Schwimmbad Copa Ca Backum, im Hallenbad Westerholt und in den Goethe-Gärten, die Photovoltaik-Anlage auf der Knappenhalle, der Windstrom-Elektrolyseur im Anwenderzentrum h2herten, drei private Wärmepumpen sowie eine private Nachtspeicherheizung.
Kälteanlagen könnten „sinnvolle saisonale Ergänzung“ sein
Für die virtuelle Vernetzung sorgte das IT-Unternehmen Bittner und Krull, während der Eingriff in den Anlagenbetrieb von Bosch durchgeführt wurde. Jan Gall, der gemeinsam mit Carsten Honz von den Hertener Stadtwerken die nötigen Schnittstellen vor Ort installierte, stellte fest: „Bisher sind solche Schnittstellen von den Herstellern kaum eingeplant. Für die Zukunft empfiehlt sich deshalb ein Einvernehmen über einheitliche Schnittstellen.“ Trotz anfänglicher Kinderkrankheiten bei Vernetzung und Datenübermittlung „konnte die Funktionsfähigkeit nachgewiesen werden“, so Annedore Kanngießer von Fraunhofer Umsicht. Sie empfahl für zukünftige Praxisprojekte die Einbindung von Kälteanlagen als „sinnvolle saisonale Ergänzung“.
Vermarktung der gespeicherten Energie lohnt noch nicht
Während durch die Vernetzung der verschiedenen Anlagen die Versorgungszuverlässigkeit deutlich verbessert wurde und Stromnetze entlastet werden können, lohnt sich eine Vermarktung der gespeicherten Energie noch nicht. „Hier müssen zukünftig Anreize für die Kunden geschaffen werden“, so Andreas Dietrich von der Universität Duisburg-Essen. Er empfahl die Schaffung virtueller Speicherpools, um Mengenvorteile bei der Vermarktung besser nutzen zu können.
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