In Deutschland besteht ein großes Potenzial darin, Abwärme aus Rechenzentren für Wärmenetze zu nutzen. Darauf weisen die Verbände AGFW, Bitkom und SDIA in einer gemeinsamen Stellungnahme hin. Sie fordern, die Definition von Abwärme in den anstehenden Änderungen des Kraft-Wärme-Kopplungsgesetzes (KWKG) anzupassen, um die Nutzung von Abwärme aus Rechenzentren als klimaneutrale und nachhaltige Energiequelle zu forcieren.
Laut Borderstep-Institut verbrauchten deutsche Rechenzentren im Jahr 2018 14 TWh Strom. Prognosen gehen von einer Steigerung auf 16,4 TWh im Jahr 2025 aus, was einem Anteil von über drei Prozent am gesamten deutschen Stromverbrauch 2018 entspräche. Das Potenzial an verfügbarer und für Wärmenetze nutzbarer Abwärme aus Rechenzentren ist folglich groß. Moderne Rechenzentren mit tausenden von Serverschränken verfügen über elektrische Anschlussleistungen von 10 bis 50 MW, vereinzelt bis über 100 MW. Der in einem Rechenzentrum verbrauchte Strom wird dabei vollständig in Wärme umgewandelt, welche unter Nutzung von Großwärmepumpen zu etwa 70 Prozent wieder nutzbar gemacht werden könnte.
Rechenzentren sind langfristige und nachhaltige Infrastrukturen, die im Regelfall für 20 bis 30 Jahre an einem Standort betrieben werden. Perspektivisch werden sie für Wärmenetzsysteme kontinuierlich interessanter als Wärmequelle, schreiben die Verbände. Zum einen bewirke die bevorstehende Abschaltung der KWK-Kohleanlagen teilweise ein deutliches Defizit in der Wärmeversorgung, das es auszugleichen gelte. Zum anderen sei bei Rechenzentren in Zukunft mit einer weiteren Steigerung der Energiedichte pro m² und – bei Umstellung der Kühltechnik – mit höheren Temperaturen der Abwärme zu rechnen, wodurch tendenziell mehr und qualitativ hochwertigere Abwärme genutzt werden könne.
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