Das Energieunternehmen Iberdrola plant den nach eigenen Angaben ersten Offshore-Windpark in der deutschen Ostsee ohne staatliche Förderung. Das Projekt mit dem Namen „Windanker“ soll 2026 mit einer Kapazität von 300 Megawatt ans Netz gehen, wie das Unternehmen am 5. November mitteilte. Die Investitionen werden auf 800 Mio. € beziffert. Statt der Einspeisung zu einer vorher festgelegten Marktprämie sollen große Teile der Leistung über langfristige Verträge mit Abnehmern vermarktet werden. Nach Angaben der Stiftung Offshore Windenergie sind ohne Förderung bisher nur zwei Windparks in der Nordsee geplant.
Iberdrola-Deutschland-Chefin Iris Stempfle sagte, die Ostsee sei mitunter zwar technisch anspruchsvoller als die Nordsee, was den Bau von Offshore-Windparks angeht. Das Unternehmen profitiere allerdings vom technischen Fortschritt, etwa in Form effizienterer Turbinen. Zudem könne es vor Ort bestehende Erfahrungen und Synergien nutzen. „Windanker“ soll Iberdrolas „Baltic Hub“ erweitern, eine Gruppe von dann insgesamt drei Windparks vor der Insel Rügen. Davon ist einer bereits in Betrieb und ein weiterer in Bau. Nach einer Gesamtinvestition von 3,5 Mrd. € soll „Baltic Hub“ bis 2026 über eine Kapazität von 1,1 Gigawatt verfügen.
Iberdrola-Deutschland-Chefin fordert mehr Dynamik beim Windkraftausbau
Stempfle hofft nach eigener Aussage auf mehr Dynamik beim Ausbau der Offshore-Windenergie in Deutschland. „Wir setzen große Hoffnung in die neue Bundesregierung.“ Dabei gehe es beispielsweise um die Zuweisung von Flächen und den Artenschutz. „Wir müssen unser Mögliches tun, um den Schutz heimischer Arten zu gewährleisten und zugleich als Gesellschaft ambitionierter denken, wenn wir die Energiewende schaffen möchten.“
Zudem wünsche sie sich von den Regierenden, „Spielregeln während des Spiels nicht zu ändern“. Sie verwies auf die zwischenzeitliche Reduzierung der Ausbauziele durch die Bundesregierung. Diese waren 2014 wegen des zunächst hohen Subventionsbedarfs und entsprechenden Steigerungen des Strompreises gesenkt worden. In der Folge sei es zu der in der Branche als „Fadenriss“ bekannten Unterbrechung des Ausbaus gekommen.
Dieser Fadenriss hat nach Aussage von Andreas Mummert, Leiter Politik der Stiftung Offshore Windenergie, auch zum Verlust von Unternehmen und Arbeitsplätzen geführt. Die Ausbauziele sind mittlerweile wieder angehoben worden und liegen derzeit bei 20 Gigawatt bis 2030 und 40 Gigawatt bis 2040. Auch das reicht laut Mummert allerdings nicht. Studien zeigten, dass Deutschland bis 2045 mindestens 70 Gigawatt brauche, um seine Klimaziele zu erreichen. Am Netz seien in Nord- und Ostsee derzeit 7,76 Gigawatt.
Iberdrola will sich in Ostseeregion langfristig engagieren
Als Markt stehe Deutschland im Wettbewerb mit anderen Ländern. „Das heißt, die jeweiligen Marktbedingungen entscheiden am Ende auch, inwieweit wir uns in den jeweiligen Ländern engagieren.“ Der neue Windpark zeige, dass Deutschland für Iberdrola einer der strategischen Märkte sei. Man wolle sich in der Ostseeregion langfristig engagieren. „Inwieweit wir die Nordsee genauer unter die Lupe nehmen, wird sich kurzfristig entscheiden.“ (dpa/Eigener Bericht)