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Klimaziele ohne Atomkraft nicht erreichbar? Behauptung wissenschaftlich nicht haltbar

Analyse des Öko-Instituts zeigt nur begrenztes Potenzial der Kernenergie

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Kernenergie ist nicht notwendig, um die Klimaziele gemäß dem Pariser Klimaschutzabkommen zu erreichen. Vielmehr ist der schnelle und zielgerichtete Ausbau der erneuerbaren Energien entscheidend, um Klimaschutz und Energiewende voranzubringen. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Analyse von globalen Klimaszenarien durch das Öko-Institut im Auftrag des Umweltbundesamts. Die Stromerzeugung aus Kernenergie spiele in allen Szenarien eine untergeordnete Rolle im Vergleich zu der aus erneuerbaren Energieträgern wie Wind, Wasser oder Sonne, heißt es von Seiten des Öko-Instituts.

„Anlässlich der 28. Weltklimakonferenz in Dubai wird wieder einmal über eine Verdreifachung der Stromerzeugung aus Kernkraft gesprochen, die angeblich für den Klimaschutz unabdingbar sei“, sagt Christoph Pistner, Leiter des Bereichs Nukleartechnik & Anlagensicherheit am Öko-Institut. „Diese Behauptungen sind wissenschaftlich nicht haltbar, wie die jetzt veröffentlichten Auswertungen zeigen.“

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Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler werteten zehn globale Klimaszenarien aus, die die Klimaziele des Pariser Abkommens mit bzw. ohne Kernenergie erreichen sowie ein weiteres Szenario auf Basis der derzeitigen politischen Maßnahmen der Staaten weltweit. In letzterem werden die Klimaziele von Paris nicht erreicht, trotz Ausbauplänen für die Kernenergie.

Ausbauziele für Kernenergie unrealistisch

Die Kurzstudie zeigt zudem, dass eine Verdreifachung der heutigen Kernkraftwerkskapazitäten nicht realistisch ist. So seien in der Hochphase des Kernenergieausbaus in den Jahren 1984/1985 rund 30 GW Kernkraft neu ans Netz gegangen. „Für eine Verdreifachung müsste im Durchschnitt in den nächsten 25 Jahren jedes Jahr mehr neue Kapazität hinzukommen, als dies beim AKW-Rekordjahr 1985 der Fall war“, sagt Charlotte Loreck, Senior Researcher im Bereich Energie & Klimaschutz des Öko-Instituts und Co-Projektleitung. „Wir sehen jedoch, dass solch ein hoher Zubau von Atomkraftwerken in den letzten Jahrzehnten nicht mehr erreicht wurde.“ So gingen in den letzten zehn Jahren jedes Jahr nur zwischen 3,4 und 10,3 GW elektrische Nettokapazität ans Netz, rechnet die Expertin vor. „Wenn man von diesem niedrigen Niveau aus den Zubau jedes Jahr linear erhöhen würde, müsste man für eine Verdreifachung des Bestands im Jahr 2050 neue Kernkraftwerke mit einer Leistung von mehr als 60 GW ans Netz anschließen – also doppelt so viel wie 1985.“

Erneuerbare Energien deutlich vor der Kernenergie

Im Gegensatz dazu ist der Ausbau der erneuerbaren Energien deutlich angewachsen und auch die analysierten Klimaszenarien zeigten „eindrücklich“ deren Potenzial für die zukünftige Energieversorgung. Selbst in Szenarien, die der Kernenergie mehr Potenzial im Strommix zugestehen, spielt die Technologie insgesamt eine untergeordnete Rolle.

So steigt die Kernenergieerzeugung etwa im Modell „Message-ix-Globiom“ des International Institute for Applied Systems Analysis in Wien bis 2050 massiv an, macht aber trotzdem nur neun Prozent der Primärenergieversorgung im Jahr 2050 und 16 Prozent der gesamten Stromerzeugung weltweit aus. Dagegen liefern im selben Modell erneuerbare Energiequellen etwa 81 Prozent der Stromerzeugung.

Das Factsheet zur Rolle der Kernenergie zum Erreichen der Klimaziele wurde im Projekt „Klimawirkung von Atomkraft auf Basis einer (empirischen) Analyse der THG-Emissionen entlang der gesamten Wertschöpfungskette“ entwickelt, das im September 2024 abschließende Ergebnisse vorlegt.

Lesen Sie hier weiter:

Energiewende: Viel mehr Erneuerbare und viel mehr Frauen in Verantwortung benötigt

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