Der dänische Energiekonzern Ørsted hat vor Wertminderungen im Zusammenhang mit seinen US-amerikanischen Offshore-Windprojekten gewarnt. Die Projekte Ocean Wind 1, Sunrise Wind und Revolution Wind seien von „einigen Verzögerungen“ auf Lieferantenseite betroffen. Das Risiko, dass diese Lieferanten ihren Verpflichtungen und vertraglichen Zeitplänen nicht nachkommen können, nehme „kontinuierlich zu“. Dies könnte zusätzliche Kosten für die Finalisierung der Vorhaben sowie potenziell verzögerte Einnahmen zur Folge haben. Diese Auswirkungen würden zu Wertminderungen von bis zu 5 Mrd. Dänische Kronen (DKK, rund 670 Mio. €) führen, „vorausgesetzt, es treten keine weiteren nachteiligen Entwicklungen in den Lieferketten dieser Projekte auf“. (Nachweis für Symbolbild: Ørsted)

Hinzu komme, dass die Gespräche mit führenden US-Bundesbehörden hinsichtlich zusätzlicher Investment Tax Credit (ITC)-Qualifikationen für Ocean Wind 1 und Sunrise Wind nicht wie erwartet vorankämen. „Wir setzen unsere Gespräche mit Bundesbehörden fort, um Qualifikationen für zusätzliche Steuergutschriften über 30 Prozent hinaus zu erhalten“, heißt es bei Ørsted. Wenn diese Bemühungen allerdings erfolglos bleiben, könnte dies zu weiteren Wertminderungen von bis zu 6 Mrd. DKK (rund 810 Mio. €) führen.

Drittes Problem sind nach Angaben des dänischen Energiekonzerns die gestiegenen langfristigen Zinssätze in den USA, was sich auf die US-Offshore-Projekte, aber auch bestimmte Onshore-Projekte auswirkt. „Wenn die Zinssätze bis zum Ende des dritten Quartals auf dem aktuellen Niveau bleiben, wird dies zu Wertminderungen von etwa 5 Mrd. Dänische Kronen führen“, heißt es weiter.

Obwohl das kurzfristige US-Offshore-Windentwicklungsportfolio von Ørsted auf Lebenszyklusbasis „nicht unserem Ziel der Wertschöpfung“ entspreche, sei man nach wie vor davon überzeugt, dass die Wertschöpfung des Portfolios auf Basis eines zukunftsorientierten Ansatzes innerhalb eines Streubereichs von 150 bis 300 Basispunkten über dem gewichteten durchschnittlichen Kapitalkostensatz (WACC) liegen wird. Bereinigt um die erwarteten Wertminderungen halte man an einer Kapitalrendite (ROCE) für den Zeitraum 2023-2030 von etwa 14 Prozent fest.

Betroffene US-Windprojekte sollen weiterentwickelt werden

Einen Stopp der Projekte in den USA plant der dänische Konzern aktuell nicht. Ørsted werde die anstehenden US-Offshore-Windprojekte weiter vorantreiben, „einschließlich der Erlangung endgültiger Bundes- und lokaler Genehmigungen, der Zusammenarbeit mit Lieferanten zur Minderung von Verzögerungen und der Fortsetzung des Dialogs mit Stakeholdern, um sich für mindestens 40 Prozent ITCs für alle Projekte zu qualifizieren“.

Man werde daran arbeiten, eine endgültige Investitionsentscheidung für die Projekte Ocean Wind 1, Sunrise Wind und Revolution Wind gegen Ende des Jahres 2023 oder Anfang 2024 zu treffen. Vorbehaltlich einer Investitionsentscheidung erwartet Ørsted nun, Ocean Wind 1 im Jahr 2026 in Betrieb zu nehmen. „Der US-Offshore-Windmarkt bleibt langfristig attraktiv“, betont David Hardy, Executive Vice President und CEO der Region Americas bei Ørsted.

Die Kostensteigerungen in der Lieferkette betreffen auch andere Offshore-Entwickler. Der schwedische Energiekonzern Vattenfall entschied sich kürzlich sogar dafür, die Entwicklung des 1,4-GW-Offshore-Windprojekts Norfolk Boreas in Großbritannien zu stoppen. Das Unternehmen verzeichnete nach eigenen Angaben Kostensteigerungen von bis zu 40 Prozent und nahm eine Wertminderung für das Projekt in Höhe von rund 530 Mio. € vor.

Kostensteigerungen machen auch deutscher Offshore-Branche Sorgen

Auch in Deutschland macht sich die Branche Sorgen um die weitere Entwicklung, hier steht das Design der Ausschreibungen im Fokus der Kritik. Die ungedeckelte Gebotskomponente und das dynamische Gebotsverfahren in den Ausschreibungen ließen zu wenig Spielraum für Erträge der herstellenden Offshore-Windindustrie, kommentierten die Branchenorganisationen BWE, BWO, Stiftung Offshore-Windenergie, VDMA Power Systems, WAB und WindEnergy Network die aktuelle Entwicklung. Es werde dringend eine Anpassung der „unausgereiften qualitativen Kriterien“ in den Ausschreibungen benötigt, um die Realisierungswahrscheinlichkeit der Projekte zu erhöhen und den europäischen Wertschöpfungsanteil zu stärken. Das WindSeeG müsse daher noch in diesem Jahr dringend angepasst werden, so die Verbände.

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