In dem gemeinsamen Pilotprojekt „Steuerbares Haus“ haben der regionale Netzbetreiber LEW Verteilnetz (LVN) und der Anbieter von Energielösungen Viessmann unter Beweis gestellt, dass ein ganzer Privathaushalt so gesteuert werden kann, dass er für den Netzbetreiber als flexibler Verbraucher zur Verfügung steht.
Durch eine vorübergehende Reduzierung des Strombezugs aus dem öffentlichen Netz kann der Netzbetreiber demnach Verbrauchsspitzen gezielt kappen. Wie die Lechwerke (LEW) mitteilen, könnte dies dazu beitragen, verbrauchsgetriebenen Netzausbau in der Niederspannung zu begrenzen. Auch für das netzdienliche Laden von Elektroautos biete das Konzept einen Ansatz.
Die Projektpartner haben dafür die bestehende Regelung in §14a des Energiewirtschaftsgesetzes (EnWG) genutzt. Demnach können Netzkunden von einem reduzierten Netzentgelt profitieren, wenn sie über einen gewissen Zeitraum bestimmte Verbrauchseinrichtungen vom Netzbetreiber steuern lassen. Bisher wird diese Bestimmung vor allem auf elektrische Heizsysteme wie Wärmepumpen und Nachtspeicherheizungen sowie auf Ladesäulen für Elektroautos angewendet. Im Pilotprojekt wurde nun ein ganzer Privathaushalt zum steuerbaren Verbraucher im Sinne des EnWG.
Batteriespeicher deckt Stromverbrauch bei reduziertem Bezug
In dem Pilothaushalt kommt ein Batteriespeicher von Viessmann zum Einsatz, der von einer bestehenden Photovoltaikanlage gespeist wird. Er versorgt den Haushalt mit Strom in der Zeit, in denen der Netzbetreiber eine Reduzierung des Strombezugs aus dem Netz vorgibt. Empfangen wird das Signal über Fernsteuerung des Netzbetreibers, wie sie auch beim Leistungsmanagement bei EEG-Anlagen zum Einsatz kommt.
Im Haushalt setzte ein Home Energy Management System (HEMS) – die Absenkung des Strombezugs aus dem öffentlichen Netz um: Der übrige Strombedarf des Haushalts wird dann entsprechend durch PV-Anlage und Batteriespeicher gedeckt. Gemäß den bestehenden Regelungen für elektrische Heizsysteme wurde der Bezug aus dem öffentlichen Stromnetz bis zu vier Mal täglich bis zu einer Dauer von jeweils maximal zwei Stunden gesteuert. Die erste Feldphase des Projekts lief über einen Zeitraum von fünf Monaten.
Ganzer Privathaushalt wird netzdienlich steuerbar
„Gemeinsam mit Viessmann ist es uns nach einer Einschwingphase gelungen, in jedem Testlauf den Haushalt nach den vorgegebenen Signalen zu steuern. Das war unsere selbst gelegte Messlatte für eine erfolgreiche Umsetzung unseres Konzepts“, berichtet LVN-Projektleiter Ulrich Haselbeck. Projekte wie das steuerbare Haus zeigen, so Stefan Eitzenhöfer von Viessmann, wie Speicher zur Entlastung des Stromnetzes beitragen. Mit dem steuerbaren Haus werde nun ein ganzer Privathaushalt netzdienlich steuerbar. Netzkunden profitierten im Gegenzug dafür von einem deutlich reduzierten Netzentgelt. Dem Netzbetreiber stehen wiederum Flexibilitäten zur Verfügung, die bei verbrauchsbedingten Engpässen im Netz flexibel genutzt werden könnten.
Im LVN-Netzgebiet soll im kommenden Jahr die bisher nur für konventionelle steuerbare Verbrauchseinrichtungen geltende Regelung des §14a des EnWG auf ganze Einfamilienhäuser ausgeweitet werden.
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