Der Ausbau der erneuerbaren Energien in Deutschland muss nicht wegen verzögertem Netzausbau gebremst werden. Das belegt die von der Stiftung Offshore-Windenergie initiierte Studie „Innovative Lösungsansätze zur zeitnahen Überbrückung von Netzengpässen für die ungehinderte Integration von EE-Erzeugern“ von WP&More Consulting und der Rechtsanwaltskanzlei Gaßner, Groth, Siederer & Coll (GGSC). Die Untersuchung zeigt innovative Netzoptimierungsmaßnahmen zur besseren Auslastung der Bestandsnetze auf.
„Die Netzbetreiber sollten den Einsatz dieser Techniken forcieren. Der Ausbau der Erneuerbaren Energien braucht dann nicht mehr gebremst zu werden.“, sagte Knud Rehfeldt, Vorstand der Stiftung Offshore-Windenergie in Berlin. „Die Bundesregierung muss den Ausbau der erneuerbaren Energien jetzt beschleunigen und die bestehenden Optimierungspotenziale im Netz einfordern. Die Techniken dazu stehen bereit.“
Neben den Vorteilen eines verstärkten Einsatzes von Freileitungsmonitoring und Phasenschiebertransformatoren zeige die Analyse insbesondere, dass durch die Kombination dieser Techniken mit einem Online-Assistenzsystem zur Unterstützung der Netzbetriebsführung noch enorme Optimierungspotenziale zu heben sind, so die Branchenorganisationen.
Innovative Netzoptimierungsmaßnahmen zeitnah umsetzbar
Die in der Studie beschriebenen Maßnahmen seien technisch erprobt, zeitnah umsetzbar und können kurzfristig enorme Kosteneinsparungen beim Redispatch und Einspeisemanagement ermöglichen. Dies gelte insbesondere auch für die teilautomatischen Online-Assistenzsysteme, die schon in vergleichbaren ausländischen Übertragungsnetzen sowohl in Europa als auch weltweit eingesetzt werden. Die Übertragungsnetzbetreiber sollten somit ihre angekündigten Investitionen in die Bestandsnetze flächendeckend und so schnell wie möglich umsetzen, heißt es.
Im vergangenen Jahr betrug der Anteil der erneuerbaren Energien am Bruttostromverbrauch in Deutschland rund 38 Prozent. Etwa 350.000 Arbeitsplätze sind in der Branche entstanden. Laut aktuellen Zahlen der Bundesregierung erhöhten sich 2017 sowohl die wirtschaftlichen Impulse aus dem Anlagenbetrieb als auch die Investitionen in neue Anlagen, und zwar jeweils auf 16,2 Mrd. €. Dennoch habe die Bundesregierung den weiteren Ausbau zuletzt deutlich verlangsamt und dies insbesondere mit fehlendem Netzausbau und vermeintlich gefährdeter Netzstabilität begründet, so die Verbände.
Keine Gefährdung der Netzstabilität
Um die Klimaziele der Bundesregierung für 2030 von 65 Prozent erneuerbaren Energien am Stromanteil zu erreichen, sei demgegenüber ein weitaus stärkerer Ausbau der Erneuerbaren Energien notwendig. Die Systemstabilität des Netzes werde durch den beschleunigten Ausbau der Erneuerbaren Energien unter Einsatz der in der Studie beschriebenen Optimierungsmaßnahmen nicht gefährdet.
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