Der Übertragungsnetzbetreiber TransnetBW und Octopus Energy starten ein gemeinsames Pilotprojekt zur Nutzung von Kleinstflexibilität aus batterieelektrischen Fahrzeugen (Battery Electric Vehicle – BEV). Ziel der Partner sei es, im Rahmen des „OctoFlexBW“ genannten Projekts die Netzstabilität in Baden-Württemberg durch intelligentes Lademanagement der BEV zu erhöhen und den komplementären, marktbasierten Redispatch zu erproben. (Nachweis für Beitragsbild: ContextCrew)
Die Idee dahinter ist einfach: Octopus Energy gibt an, welche Kapazität es bei hoher Netzauslastung bewegen kann. Bei Engpässen kann TransnetBW diese abrufen, woraufhin Octopus die Ladevorgänge im Rahmen seiner intelligenten E-Auto-Tarife in günstigere Zeiten verschiebt. So profitieren Kunden finanziell durch günstigen Ladestrom und gleichzeitig wird das Netz entlastet.
- Link-Kompass Flexibilitäten (Juni 2024)
- Im Blickpunkt: Bidirektionales Laden als Flexibilität am Strommarkt (März 2024)
- Pool kleinteiliger Flexibilitäten für das Engpassmanagement im Stromnetz (Januar 2024)
- 70 Prozent der Abregelung von Erneuerbaren aufgrund von Engpässen im Übertragungsnetz (November 2023)
- Energiewende im Verteilnetz: Automatisierung und aktiver Netzbetrieb werden unabdingbar (September 2023)
„Das Besondere an OctoFlexBW ist neben der großen Anzahl an teilnehmenden batterieelektrischen Fahrzeugen der nahezu vollständige End-to-End-Prozess von der Systemführung bis zur technischen Einheit“, betont Werner Götz, Vorsitzender der Geschäftsführung von TransnetBW. Die gewonnenen Daten würden Rückschlüsse auf die Endkundenakzeptanz, die Zuverlässigkeit der Flexibilitätsbereitstellung, das Produktdesign und das zukünftige Potenzial von Elektrofahrzeugen zur Flexibilitätsbereitstellung geben.
Im Rahmen des einjährigen Pilotprojektes werden die geplanten Ladevorgänge von bis zu 1.500 BEVs von Octopus-Kunden in der Regelzone von TransnetBW netzdienlich gesteuert.
„Das Potenzial von E-Autos für die Stabilisierung der Netze ist riesig“
„Das Potenzial von E-Autos für die Stabilisierung der Netze ist riesig“, sagt Bastian Gierull, CEO von Octopus Energy Germany. „Mit intelligenter Tech und der Vernetzung unserer beiden Plattformen gehen wir einen wegweisenden Schritt im Engpassmanagement.“ Ziel sei es, Endkunden nicht nur einzubeziehen, sondern auch für ihre Flexibilität zu belohnen – mit günstigem Ladestrom und niedrigeren Netzkosten.
Der Ausbau der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien und andere Veränderungen im Rahmen der Energiewende haben dazu geführt, dass der Bedarf an Netzengpassmanagement auf Seiten der Übertragungsnetzbetreiber gestiegen ist. Wird beispielsweise in Norddeutschland sehr viel Windstrom erzeugt, kann es vorkommen, dass die Transportkapazitäten zu den Verbrauchszentren in Süddeutschland nicht ausreichen. Durch Redispatch-Maßnahmen wird dann die Erzeugung in Norddeutschland z. T. abgeregelt und die Erzeugung hinter dem Engpass hochgefahren.
ContextCrew Neue Energie ist ein B2B-Brancheninformationsdienst, der die zentralen Trends und Entwicklungen rund um den Betrieb erneuerbarer Erzeugungsanlagen und Energiespeichern aufbereitet. Dabei richten wir uns an die Akteure entlang der gesamten Wertschöpfungskette von der Technologie über Planung und Errichtung von Anlagen, den Betrieb und der Vermarktung der erzeugten Energie bis hin zu Verwertung und/oder Rückbau von Anlagen.
- Wöchentlich veröffentlichen wir eine kompakte Ausgabe – gedruckt oder online als „Flippingbook“.
- Im digitalen Raum werden tagesaktuelle Information unmittelbar in sachbezogene Kontexte eingebunden. Dazu dienen Formate wie Blickpunkte, Dossiers und der Link-Kompass.
- Weitere Informationen und ein günstiges Einstiegsangebot finden sich hier.
Durch die Ergänzung des bestehenden regulierten Redispatch-Regimes um eine marktliche Komponente (Redispatch 3.0) können die Redispatch-Kosten perspektivisch gesenkt werden. Zudem werde durch eine angemessene Vergütung die Integration von Kleinstflexibilität in den Werkzeugkasten der Netzbetreiber angereizt. Damit werde das für Netzdienstleistungen verfügbare Flexibilitätspotenzial erhöht.
Smart Meter und Ladepräferenz genügen für Nutzung von intelligentem Ladetarif
Mit „Intelligent Octopus Go“ bietet Octopus Energy seinen Kunden einen intelligenten Stromtarif in Kombination mit einem von Octopus Energy installierten Smart Meter Gateway an, um Elektroautos dann zu laden, wenn Strom günstig und überwiegend aus erneuerbaren Energien erzeugt wird. Dafür müssen Kunden einmalig angeben, bis wann und bis zu welchem Ladestand ihr Elektroauto täglich geladen werden soll, etwa bis 6:00 Uhr zu 90 Prozent. Octopus automatisiert und optimiert dann die Ladesteuerung und garantiert im Gegenzug einen Ladepreis von maximal 20 Cent pro kWh. So managt der Energieversorger die Komplexität im Hintergrund, während die E-Auto-Fahrerinnen und -Fahrer ohne großen Mehraufwand sparen.
Im Rahmen von OctoFlexBW wird Octopus Energy in der Rolle eines Aggregators die von DA/RE zur Verfügung gestellten Daten nutzen, um die angeschlossenen BEV zu steuern. Die IT-Plattform „DA/RE“ – Datenaustausch und Redispatch – unterstützt die Netzbetreiber bei den Informationspflichten, dem Datenaustausch und der Maßnahmenkoordination im Rahmen der Redispatch 2.0-Prozesse. Die im Zuge von OctoFlexBW gewonnenen Erkenntnisse dienen auch der perspektivischen Weiterentwicklung der DA/RE-Plattformlösung zur Einbindung von dezentralen Erzeugungs-, Speicher- und Verbrauchsanlagen jenseits des derzeit regulierten Redispatch-Regimes.
E-Autos bilden virtuelles Kraftwerk
Um die Informationen aus DA/RE in intelligente Tarife zu übersetzen und damit Tausende von Ladevorgängen zu steuern, nutzt Octopus seine Software-Plattform „Kraken“. Hier fließen die Daten von TransnetBW mit weiteren Datenpunkten wie den individuellen Angaben der einzelnen Haushalte oder den Stromgroßhandelspreisen zusammen, um den bestmöglichen Ladezeitpunkt zu bestimmen. In der Summe bilden die E-Autos so ein virtuelles Kraftwerk, das zugunsten des Netzes in Baden-Württemberg geregelt werden kann und damit zur Versorgungssicherheit beiträgt.
Nach Projektabschluss sei eine Vielzahl von Folgeprojekten denkbar, z. B. eine Ausweitung auf andere Regelzonen oder die Einbindung weiterer Flexibilitätsquellen wie Wärmepumpen. Octopus Energy und TransnetBW sind zudem bei weiteren Themen im Austausch.