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Österreich setzt auf Energiespeicher als Schüsseltechnologie der Energiewende

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Österreich startet mit der Umsetzung der Technologie-Roadmap „Energiespeichersysteme in und aus Österreich“, die in der im Juni 2018 vorgestellten Klima- und Energiestrategie #mission 2030 ein Querschnittsthema darstellen. Dafür definiert die Roadmap, die vom Klima- und Energiefonds und dem Bundesverkehrsministerium (BMVIT) erstellt wurde, zehn Handlungsfelder (siehe untenstehenden Kasten).

Ziel der Technologie-Roadmap sei es, die heimischen Kompetenzen für Speichertechnologien zu bündeln und Österreich international an die Spitze zu bringen. Die führenden Forschungsregionen Österreichs (Oberösterreich, Steiermark, Tirol, Wien) erarbeiten in einem virtuellen Innovationslabor gemeinsam Lösungen für Energiespeichertechnologien und deren Integration in das Energiesystem. Durch den interdisziplinären Lösungsansatz werde die komplette Wertschöpfungskette für stationäre und mobile Speichertechnologien abgebildet und Know-how für die Industrie gebündelt und ausgebaut.

Eine Patentanalyse für Österreich weist in den Jahren 2008 bis 2012 in den Bereichen thermische Speicher und mechanische Speicher sehr hohe relative Wachstumsraten sowie eine hohe Spezialisierung auf und führt diese auch im internationalen Vergleich an. Zu den mechanischen Speichern zählen unter anderem Pumpspeicherkraftwerke, die in Österreich eine installierte Leistung von insgesamt fünf Gigawatt aufweisen. Neben der absoluten Pumpspeicherleistung liege auch die Gasspeicherkapazität unter den Top Five in Europa. Beachtenswert sei auch die besonders hohe relative Spezialisierung in der Wasserstoffspeicherung.

Roadmap gibt Handlungsempfehlungen für die nächsten fünf bis zehn Jahre

In den nächsten fünf bis zehn Jahren sollte sich Österreich der Roadmap zufolge auf besonders innovative Speichertechnologien für Strom und Wärme in den österreichischen Stärkefeldern fokussieren. Eine Patentanalyse für Österreich weist in den Jahren 2008 bis 2012 in den Bereichen thermische Speicher und mechanische Speicher sehr hohe relative Wachstumsraten sowie eine hohe Spezialisierung auf und führt diese auch im internationalen Vergleich an. Beachtenswert sei die besonders hohe relative Spezialisierung in der Wasserstoffspeicherung.

Neben der eigentlichen Technologieentwicklung sollte die Praxiserprobung virtueller Stromspeicher (Schwarmlösungen, Quartierspeicher, Vehicle-to-Grid), Speicher in Industrieanwendungen und die saisonale Speicherung im Wärmenetz über Großspeicher im Vordergrund stehen. Zusätzlich sind Aspekte der Ressourcenverfügbarkeit, Produktion und Recycling von Energiespeichersystemen zu beachten. Für die Erprobung innovativer Speicher im Echtbetrieb sei eine Anpassung des geltenden Rechtsrahmens (Stichwort „Experimentierklausel“) erforderlich.

Technologieoptionen für die Grundlagenforschung sieht die Roadmap beispielsweise in neuen Materialien für thermochemische Wärmespeicher, Tieftemperaturspeicher mit Phasenwechselmaterialien und Batteriesystemen sowie Wasserstoff in mobilen und stationären Brennstoffzellen-Anwendungen. Neben der Erforschung einzelner Technologien sind gleich wie in der anwendungsnahen Forschung Aspekte der Ressourcenverfügbarkeit, Produktion und Recycling zu beachten bzw. entsprechende Lösungen zu entwickeln.

„EU sollte sich nicht auf die Produktion von Batteriezellen beschränken“

Im Dialog mit der Europäischen Kommission zum Aufbau einer Europäischen Batterie-Initiative hat Österreich sich dafür eingesetzt, sich nicht nur auf die Produktion von Batteriezellen zu beschränken. Dementsprechend inkludiert die vom BMVIT initiierte nationale Batterie-Initiative auch die Entwicklung und Produktion aller anderen Batterie-Komponenten und deren Integration zur Gesamtbatterie sowie deren Integration in das Gesamtfahrzeug und deckt damit die umfassende Kompetenz der österreichischen Industrie und Forschung ab. Der Fokus liegt auf F&E und der Produktion der nächstfolgenden Batteriegenerationen sowie fortgeschrittener Lithium- und Post-Lithium-Batterien. Um Know-how für zukünftige Entwicklungsschritte aufzubauen, wird aber auch die Optimierung derzeitiger Batterietechnologien verfolgt.

Handlungsfelder für innovative Speichersysteme „made in Austria“

Im Umsetzungsplan „Innovative Energiespeichersysteme in und aus Österreich“ wurden folgende Handlungsfelder für die (Weiter-)Entwicklung und Anwendung innovativer Speichersysteme „made in Austria“ festgelegt:

1. Forschung und Entwicklung von Speichertechnologien entlang der gesamten Wertschöpfungskette ausbauen, um bestehende Technologien weiterzuentwickeln und Break-Through-Technologien zu erforschen. Forschung und Entwicklung sowie die entsprechende Unterstützung durch die öffentliche Hand sind unerlässliche Voraussetzungen zur Entwicklung innovativer Produkte und Dienstleistungen, um die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Österreich zu sichern.

2. Innovation umfassend über den gesamten Lebenszyklus forcieren, um die Umsetzung neuer Geschäftsmodelle und die Implementierung neuer Technologien zu ermöglichen. Die öffentliche Hand soll dabei eine Vorbildwirkung in der frühen Anwendung neuer Technologien haben.

3. Internationale Sichtbarkeit heben, um Österreich als Innovation Leader zu positionieren und den Heimmarkt als Referenzmarkt zu nützen. Dadurch werden Arbeitsplätze in der österreichischen Industrie gesichert und die Möglichkeit geschaffen, den internationalen Rahmen mitzugestalten.

4. Synergien durch Sektorkopplung nutzen, um alle Potenziale für die Speicherung von volatilen, erneuerbaren Energien auszuschöpfen.

5. Versorgungssicherheit und Systemstabilität auch bei hoher Durchdringung erneuerbarer Energien mit Speichersystemen erhalten.

6. Digitalisierung vorantreiben, um eine umfassende Systemintegration von Speichersystemen zu ermöglichen, die in weiterer Folge verbraucherseitige Maßnahmen und neue Geschäftsmodelle für verschiedene Stakeholder wie etwa Prosumer erlauben.

7. Langzeitspeicherung ermöglichen, um saisonale Schwankungen in der Erzeugung von erneuerbaren Energien auszugleichen.

8. Innovationsfördernde Rahmenbedingungen schaffen, um eine Anwendung von innovativen Speichersystemen zu ermöglichen.

9. Prosumer stärken und Akzeptanz fördern, um eine aktive und informierte Teilnahme der Bürger an der Dekarbonisierung zu erreichen.

10. Dezentralisierung und Regionalisierung unter der Prämisse „Optimierung des Gesamtsystems“ vorantreiben, mit dem Ziel, integrierte, regionale Energiesysteme auf Basis von 100 Prozent Energie aus erneuerbaren Quellen zu ermöglichen. Bürgern soll damit ermöglicht werden, an regionalen Wertschöpfungsketten und überregionalen Märkten teilzunehmen.

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