In Österreich werden Stromspeicher künftig nicht nur in Haushalten immer bedeutender sondern auch in Industrie und Gewerbe. Die Speicher sind sowohl in kleinen wie auch in Großbetrieben einsetzbar und erweitern die Möglichkeiten für ein betriebliches Lastmanagement.
Wirtschaftlich attraktiv sind die Speichertechnologien derzeit meist nur mit Förderungen, allerdings ist klar zu sehen, dass die Preise für Speicheranwendungen kontinuierlich fallen und es hier künftig durchaus Potenziale sowohl für Haushalte als auch Betriebe gibt. Zu diesem Ergebnis kommt der Stromspeicherbericht 2018, den die österreichische Regulierungsbehörde E-Control jetzt vorgelegt hat. Die Studie wurde vom Energieinstitut der Wirtschaft erfasst, mit Unterstützung der Wirtschaftskammer Österreich.
E-Control-Vorstand Andreas Eigenbauer bekräftigt, dass Stromspeicher auch in Unternehmen „künftig eine wichtigere Rolle spielen, etwa bei der Reduktion der Leistungsspitzen und damit der Stromkosten. Gerade für die steigende Zahl an Betrieben, die Photovoltaik einsetzen, werden Speicherlösungen immer interessanter, denn sie werden dadurch ein Stück weit mehr zu Strom-Selbstversorgern.“
Betriebe steuern bereits vielfach aktiv durch Leistungs-Bezugsmanagement
Der Studie zufolge setzen die Betriebe in Österreich speziell im Falle vergleichsweise geringer jährlicher Gesamtverbräuche und hoher Leistungsspitzen bereits heute vielfach aktiv auf Leistungs-Bezugsmanagement. Dabei werden nach Möglichkeiten Arbeitsabläufe gesteuert und z.B. Großverbraucher nicht gleichzeitig eingeschaltet.
In Zeiten, in denen ein hoher Verbrauch jedoch nicht umgangen werden kann, können Lastspitzen mittels Stromreserven aus stationären Speichern gekappt werden. Mit Stromspeichern kann ein Unternehmen dann elektrische Energie quasi einlagern, wenn der Verbrauch gering ist oder – bei entsprechendem Tarifmodell – zu jenen Zeiten, wenn die Kilowattstunde weniger kostet.
„Dabei ergeben sich für Unternehmen diverse Vorteile. Bei einer Leistungserhöhung durch Betriebserweiterung oder E-Mobilität können durch Stromspeicher Netzbereitstellungsentgelte vermieden und gleichzeitig das Netznutzungsentgelt bei einer Reduktion der Maximalleistung verringert werden. Ein Speicher kann sich positiv hinsichtlich Versorgungssicherheit auswirken und sollte die Teilnahme an neuen Geschäftsmodellen wie eben dem Speichermanagement ermöglichen“, meint E-Control-Vorstand Wolfgang Urbantschitsch.
Welcher Stromspeicher für welchen Betrieb?
In der Studie sind die wichtigsten Speicherarten und Ausführungen dargestellt, wobei der Fokus auf den die elektrochemischen Stromspeichern liegt. Sie gibt auch einen Überblick und beschreibt die unterschiedlichen Zellentypen sowie deren Eigenschaften und informiert darüber, worauf bei einer Anschaffung eines Speichers geachtet werden sollte.
Beispielsweise stehen die batteriebasierte Lastverschiebung, die Reduktion von Leistungsspitzen des Netzstrombezuges, die notwendige Reaktionszeit oder der Raumbedarf und die Sicherheitsanforderungen im Blickpunkt. Dabei wird auch näher darauf eingegangen, welche Technologien im Fall einer Lastverschiebung oder der Reduktion von Leistungsspitzen des Stromnetzbezuges gewählt werden sollten.
„Natürlich haben wir in der Studie auch die Kosten betrachtet, schließlich sind diese ein wesentliches Entscheidungskriterium“ so Studienautor Mario Jandrokovic. Für lithiumbasierte Speichersysteme bewegen sich die Investitionskosten, abhängig von der Speicherkapazität, pro Kilowattstunde inklusive Wechselrichter und Energiemanagementsystem derzeit zwischen etwa 750 €/kWh für Großanlagen bis zu 2.500 €/kWh für qualitätsvolle kleine Batteriesysteme, mit fallender Tendenz, heißt es in der Studie. Günstiger seien Aqueous-Hybrid-Ionen-Speicher mit einem Systempreis von unter 1.000 €/kWh. Die Investitionskosten für hochwertige Blei-Gel-Akkus lägen bei etwa 750 bis 1.000 €/kWh. Neben dem Anschaffungspreis sei vor allem der Wartungs- und Instandhaltungsaufwand ein wichtiges Kaufkriterium.
Exemplarische Lastprofile und Wirtschaftlichkeitsbetrachtung
Ein wesentlicher Teil der Studie beschäftigt sich beispielhaft mit Lastprofilen unterschiedlicher Verbraucher und liefert in diesem Zusammenhang eine Bewertung der unterschiedlichen Verhältnisse zwischen Stromverbrauch und Leistungsspitze aus Sicht des Verbrauchers und des Netzbetreibers.
Einzelne Branchen weisen den Angaben zufolge recht typische Eigenschaften beim Stromverbrauch auf, was durch die Lastprofile einiger exemplarischer Unternehmen aus dem produzierenden Gewerbe (Druckerei, Metallverarbeitung) und aus dem Dienstleistungssektor (Lebensmittel-Einzelhandel, Gastronomie) veranschaulicht werde und gut auf andere Branchen übertragen werden könne. Denn gewisse operative Abläufe seien – ebenso wie der periodische Einsatz ähnlich energieintensiver Stromverbraucher – branchenübergreifend vergleichbar.
Anhand der Daten eines Hotelbetriebs wurde zudem eine beispielhafte Wirtschaftlichkeitsberechnung durchgeführt. Dabei wurden sowohl ein Blei-Gel-Batteriesystem als auch ein Lithium-Ionen-Batteriesystem herangezogen. „In beiden dargestellten Beispielen ist zu sehen, dass im Augenblick eine Anschaffung ohne jegliche Förderungen noch unwirtschaftlich wäre“, so Ko-Autor Friedrich Kapusta vom Energieinstitut der Wirtschaft. Sowohl das Blei-Gel-Batteriesystem als auch die Lithium-Ionen-Anlage amortisierten sich nicht innerhalb ihres Lebenszyklus. Erst bei einer Berücksichtigung von einer 30prozentigen Investitionsförderung würden sich die beiden Systeme rechnen. Bei den Blei-Gel-Batterien würde sich eine Amortisationszeit von etwa zehn Jahren ergeben, beim Lithium-Ionen-Batteriesystem von zwölf Jahren.
Österreich setzt auf Energiespeicher als Schüsseltechnologie der Energiewende