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VDMA und BWE ziehen Bilanz

Onshore-Windenergie: Branche rechnet für 2025 mit Zubau zwischen 4,8 und 5,3 GW

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Für das Jahr 2025 prognostizieren die Verbände der Windenergiebranche bei unveränderter Realisierungsgeschwindigkeit einen zu erwartenden Zubau in Höhe von 4,8 bis 5,3 GW. Das teilten der Bundesverband Windenergie (BWE) und der VDMA Power Systems anlässlich der Veröffentlichung ihrer Bilanz zum Jahr 2024 mit. Hintergrund des erwarteten deutlichen Anstiegs des Ausbaus der Windenergie ist die Entwicklung der Genehmigungszahlen, die im vergangenen Jahr einen neuen Rekord erreicht haben.

Insgesamt wurden in Deutschland 2.405 Windenergieanlagen (WEA) an Land mit einer Leistung von 14.056 MW neu genehmigt. In den Ausschreibungen der Bundesnetzagentur wurden 1.890 WEA mit 10.996 MW bezuschlagt. „Beide Werte stellen noch nie dagewesene Höchstwerte dar und werden in den kommenden Jahren zu einem spürbar wachsenden Zubau führen“, heißt es seitens der Verbände.

Der Bruttozubau im Jahr 2024 bleibt mit 635 WEA und 3.251 MW Leistung leicht unter dem Niveau des Vorjahres und liegt damit etwas unterhalb der Prognose der beiden Verbände, die mit bis zu 4.000 MW kalkuliert hatten. Die insgesamt installierte Leistung erhöht sich auf rund 63.460 MW. Die Auswertung zur Entwicklung im abgelaufenen Jahr hat in diesem Jahr erstmals die Fachagentur Wind und Solar für die Branchenverbände durchgeführt.

NRW übernimmt in Deutschland die Spitze bei Zubau und Genehmigungen

Nahezu jedes vierte Megawatt, das 2024 in Windenergieanlagen installiert wurde, befindet sich in Nordrhein-Westfalen (748 MW), führt die FA Wind und Solar aus. Dahinter folgt Niedersachsen mit 673 MW Neuanlagenleistung. Auf Platz drei rangiert Schleswig-Holstein, wo Windenergieanlagen mit 574 MW den Betrieb aufnahmen.

In Bayern wurden lediglich acht Windenergieanlagen in Betrieb gesetzt, in Sachsen waren es fünf und im Saarland zwei Neuanlagen. Keinen Zubau gab es in den drei Stadtstaaten.

Der Rückgang des Zubaus gegenüber 2023 zeigte sich nicht in allen Ländern gleichermaßen. Einzelne Regionen verzeichnen ein deutliches Leistungsplus beim Vorjahresvergleich: In Sachsen-Anhalt hat sich der Jahreszubau verdreifacht. In Baden-Württemberg und Bayern liegt die Zuwachsrate im oberen zweistelligen Prozentbereich. Auch Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz können einen deutlichen Anstieg, von jeweils über 40 Prozent, beim Brutto-Zubau vorweisen.

37 Prozent: Höchste Repowering-Quote seit 2015

224 Windenergieanlagen mit 1.191 MW Leistung wurden 2024 im Rahmen eines Repowerings in Betrieb genommen. „Bezogen auf die installierte Leistung erreichte damit die Repowering-Quote 37 Prozent – der höchste Wert seit 2015“, heißt es in der Analyse der FA Wind und Solar. Repowering-Projekte wurden in 12 Bundesländern umgesetzt. Ein Drittel der darüber realisierten Leistungsmenge steht in Niedersachsen (387 MW). Jeweils knapp ein Fünftel der repowerten Leistung ging in Schleswig-Holstein (225 MW) und in Nordrhein-Westfalen (218 MW) ans Netz. 14 Prozent der neuen Repowering-Leistung wurden in Sachsen-Anhalt (161 MW) realisiert. Sachsen-Anhalt verzeichnet mit 62 Prozent zudem die höchste Repowering-Quote, gefolgt von Niedersachsen und Sachsen mit einem Anteil von jeweils über 50 Prozent am landesspezifischen Brutto-Zubau.

„Die deutlich angestiegenen Genehmigungszahlen und Zuschläge verdeutlichen die Erholung des deutschen Marktes und signalisieren eine neue Dynamik für die Branche“, sagt Dennis Rendschmidt, Geschäftsführer VDMA Power Systems. „Dies ist ein bedeutender Schritt in die richtige Richtung. Die neue Bundesregierung muss es schaffen, diese Dynamik aufrechtzuerhalten. Der Windenergieausbau muss ungebremst weitergehen, denn er sichert unsere Energieversorgung, reduziert die Kosten für Strom und schafft Arbeitsplätze.“

Trotz der positiven Entwicklung bestehe noch ein erheblicher Nachholbedarf, um die Lücke zwischen dem tatsächlichen Zubau und den politischen Ausbauzielen zu reduzieren, so Rendschmidt weiter. „Nur mit einem entschlossenen Abbau von Hürden können Genehmigungen und Zuschläge zügig in realisierte Projekte überführt werden. So müssen beispielsweise Anforderungen an Großraum- und Schwerlasttransporte vereinheitlicht, die Verkehrsinfrastruktur modernisiert und die Netzanschlüsse beschleunigt werden.“

Heidebroek: Windenergie ist wichtigster Energieträger in Deutschland

BWE-Präsidentin Bärbel Heidebroek sieht die Rekorde bei Zuschlägen und Neugenehmigungen als Nachweis für die „starke Wirksamkeit der Reformen der vergangenen Jahre“. Die Windenergie baue damit ihre Führungsrolle als wichtigster Energieträger im deutschen Strommix weiter aus. „Umso wichtiger wird es, nun die Dynamik auch in der kommenden Legislaturperiode auf hohem Niveau zu verstetigen“, betont auch Heidebroek. „Es darf jetzt keine Abbruchkante entstehen. Die Zubauziele des EEG rücken mit den Rekordergebnissen 2024 in greifbare Nähe. Darauf müssen nun auch die Netze schnellstmöglich vorbereitet werden. Hier ist noch viel Luft nach oben. Die bereits vorhandenen Kapazitäten müssen effizienter und vor allem auch intelligenter genutzt werden können.“

Die Möglichkeit zum gleichzeitigen Anschluss von Windenergie, Photovoltaik und Speichern an individuellen Netzverknüpfungspunkten müsse jetzt „schnellstmöglich“ kommen, konkretisiert die BWE-Chefin. „Das Ziel ist ein flexibles, leistungsfähiges und smartes Netz. Es braucht eine Netzausbauoffensive sowie die Ertüchtigung der gesamten Infrastruktur, um Zubau und Anschluss dieser Rekordvolumina auch zu ermöglichen.”

Windenergie an Land sei zudem nicht nur der wichtigste Leistungsträger der deutschen Energieerzeugung, sondern auch ein entscheidender Standort- und Wirtschaftsfaktor. Sie sicher eine klimaneutrale und kosteneffiziente Stromerzeugung. Die Branche ist tief im Maschinenbau verankert und biete insbesondere für Zulieferer sowie die Bereiche Wartung und Betrieb einen attraktiven Absatzmarkt. „Die Hersteller und Zulieferer im europäischen Maschinenbau können und werden weiter liefern“, betont Rendschmidt. Sie könnten ihre Kapazitäten auch an eine wachsende Nachfrage anpassen. „Dafür braucht es einen planbaren und möglichst gleichmäßig hochlaufenden Markt mit verlässlichen Rahmenbedingungen sowie ein wettbewerbliches Level-Playing-Field.“ Die Europäische Union müsse dafür Sorge tragen, ein Marktumfeld zu schaffen, das „unfairen Wettbewerb ausschließt bzw. korrigierend gegensteuert“. Auch im Bereich der Cybersicherheit müsse gewährleistet werden, dass jede einzelne ans Netz angeschlossene Anlage über ihre gesamte Lebensdauer hinweg sicher betrieben werden kann. „Die neue Bundesregierung muss daher dringend die Umsetzung der NIS 2-Richtlinie in nationales Recht vorantreiben.“

Viele offene Aufgaben für die kommende Regierung

„Wir wollen als Branche dafür Sorge tragen, dass unser preiswert erzeugter Strom nicht nur günstig und verlässlich bei den Endverbrauchern ankommt, sondern auch vollumfänglich genutzt werden kann“, führt BWE-Präsidentin Heidebroek weiter aus. Dafür brauche es ein neues Strommarktdesign. „In der vergangenen Legislaturperiode ist es leider nicht gelungen, dieses aufzusetzen, um damit die systemsetzende Rolle der Erneuerbaren im Zusammenspiel mit Flexibilitäten, beispielsweise aus Speichern und Batterien, weiter zu stärken“, kritisiert die BWE-Chefin.

Eng mit der Frage des Marktdesigns sei auch die Frage der finanziellen Absicherung des Ausbaus verbunden. Noch ermöglicht das EEG durch die gleitende Marktprämie auch kleineren Projektierern, günstig an Kredite zu kommen und sichert dadurch die breite Akteursvielfalt der Branche. „Reformen an diesem System müssen behutsam erfolgen, damit Unsicherheiten, die zu einem Einbruch des Ausbaus führen könnten, vermieden werden“, sagt Heidebroek. „Auch bei den versprochenen Erleichterungen für das Repowering ist die scheidende Bundesregierung ihrem im Koalitionsvertrag selbst gesetzten Anspruch leider nicht gerecht geworden. Die Erwartungen an die kommende Bundesregierung sind entsprechend groß.“

Kontexte zum Ausbau der Onshore-Windenergie:

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