Die Preise für Solarmodule stagnieren weiterhin über alle Leistungsklassen hinweg. Das berichtet der PV-Handelsplatz pvXchange. Lediglich bei polykristallinen Modulen (Mainstream) gebe es ein leichtes Anziehen der Preise, vor allem im Projektbereich. „Bis Jahresende wird sich dieser Trend wohl fortsetzen, da die Poly-Kapazitäten bei den meisten Herstellern runtergefahren, während diese für monokristalline Module mit PERC-, aber auch N-Type- und HJT-Zellen (Hetero-Junction-Technology) teilweise stark erweitert werden sollen“, berichtet pvXchange-Geschäftsführer Martin Schachinger.
Die durchschnittlichen Angebotspreise auf dem europäischen Spotmarkt für verzollte Ware sind laut pvXchange im Mainstream-Bereich im Mai auf 0,27 €/Wp und damit auf das Niveau zu Jahresbeginn gestiegen. Auch im Segment „All Black“ werden aktuell mit 0,36 €/Wp die gleichen Preise wie zum Jahresstart aufgerufen. Etwas günstiger sind „High Efficiency“-Module (0,34 €/Wp), während Low-Cost-Ware gegenüber dem Jahresauftakt um elf Prozent auf 0,20 €/Wp zugelegt hat.
In China wurden der Einspeisevorrang für erneuerbare Energien bestätigt und neue Tarife festgelegt, führt Schachinger aus. Auch sollen förderungsunabhängige PV-Anlagen durch Gesetzesänderungen in Zukunft viel stärker unterstützt werden. „Dadurch werden dort vor allem preiswerte und damit polykristalline Module gefragt sein, die dann hierzulande fehlen.“ Aktuell rechne man mit einem Zubau von wieder mindestens 30 GW, auch 40 GW werden in China für möglich gehalten. Aber auch für die USA rechnen manche mit einem Boom in der zweiten Jahreshälfte, da zum Ende des Jahres 2019 die Bedingungen geändert werden sollen. „Diese Prognosen – sofern sie sich bewahrheiten – werden die Modulpreise in Europa stark unter Druck setzen und ansteigen lassen.“
Wechsel der Geschäftsmodelle weg von der Volleinspeisung
Umso mehr sei ein Wechsel der Geschäftsmodelle von Volleinspeisung zu vollständiger Direktlieferung oder Eigenbedarfsdeckung notwendig, „um weiterhin erfolgreich Photovoltaik verkaufen und installieren zu können“. Allerdings dürften sich viele, insbesondere kleinere Unternehmen, schwer tun, die aktuelle Rechtslage und die damit verbundene Komplexität der Modelle in Gänze zu erfassen. „EEG-Volleinspeisung war ‚Kindergarten’, die viel diskutierten Power Purchase Agreements (PPA) haben hingegen Hochschulniveau“, sagt Schachinger. Wer sich damit intensiv beschäftigt, benötige einen langen Atem und eine gute Rechtsberatung, um nicht bei großem zeitlichen und finanziellen Anfangsinvest schließlich doch zu scheitern.
Technologisch deute sich der Übergang von der Vollzelle zur Halbzelle oder noch kleineren Formaten an, wobei die Ausgangszelle großflächiger werde, so Schachinger weiter. Von 156 mm Kantenlänge bei quadratischen Wafern und Zellen zeige die Tendenz jetzt in Richtung 160 oder sogar 162 mm. Die Zellkontaktierung verändere sich von bisher 4 oder 5 Busbars hin zur Multi-Busbar-Technologie (6 – 12 Kontakte) oder zu geschindelten Zellen. Durch Halbierung der Zellen erhält man als Pendant zu den bisherigen 60- und 72-Zellern nun Module mit 120, 144 oder sogar 126 und 156 Zellen. Module mit Schindelzellen hätten sogar 340 oder 408 Zellen, die entsprechend verschaltet werden, damit die elektrischen Daten den bekannten 60- und 72-Zellen-Standards entsprechen. Durch diese Vervielfachung der Zellzahlen und Verkleinerung der Einzelkontaktflächen versuche man die Übergangswiderstände zu verringern und bessere Moduleffizienzen zu erreichen, erläutert Schachinger.
Nennleistung der Photovoltaik-Module nimmt weiter zu
Tatsächlich steigt die Nennleistung in den aktuellen Modulen immer weiter an. Fast an jedem Messestand eines Modulproduzenten habe man im Rahmen der „Smarter E“ Paneele mit 400 Watt-peak oder mehr finden können. Maximal werden von LONGi-Solar aktuell 425 Watt auf der Fläche eines erweiterten 60-Zellers erreicht, bei Astronergy war ein 440 Wp-Modul mit monokristallinen geschindelten Zellen in den Maßen eines erweiterten 72-Zellers zu besichtigen.
Auch Glas-Glas- oder Glas-Folie-Module mit bifazialen Zellen seien in diesem Jahr ein großes Thema auf der Messe gewesen und an vielen Ständen präsent. Auch in diesem Bereich sollen die Fertigungskapazitäten deutlich erweitert werden. Allerdings seien sich die Experten wohl immer noch nicht einig, wie man die Leistungsfähigkeit von bifazialen Modulen normiert angeben soll, so dass sich die in Datenblättern angegebene Nennleistung immer nur auf die Vorderseite bezieht, „was die Produkte daher nur schwer vergleichbar macht“.
Modullandschaft unübersichtlicher geworden
Insgesamt sei die Modullandschaft unübersichtlicher geworden – „jeder Modulhersteller bietet fast alle unterschiedlichen Varianten an“. Es bleibe abzuwarten, welche Technologien sich schlussendlich kommerziell durchsetzen werden und wann eine weitere Skalierung und Produktionsoptimierung zu Preisreduzierungen führt. „Aktuell sind alle neuen Technologien noch teurer als das gute alte poly- oder monokristalline Vollzellenmodul mit 60 oder 72 Zellen.“
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